eGovernment Monitor 2016: Interesse steigt, Bedenken sinken, Nutzung stagniert

Ernüchternde Ergebnisse brachte der aktuelle eGovernment MONITOR zutage. Nicht einmal jeder zweite deutsche Onliner nutzt demnach bisher digitale Verwaltungsangebote, 45 Prozent waren es in diesem Jahr (39 Prozent im Jahr 2014). Auch die ambitionierten Infrastrukturprojekte wie Online-Ausweisfunktion und De-Mail sind viel zu unbekannt und ungenutzt. Auch wenn insgesamt die Nutzungszahlen leicht steigen, bleibt Deutschland weiterhin deutlich hinter dem Niveau der deutschsprachigen Vergleichsländer. Dabei sind die Nutzungszahlen in Österreich nahezu unverändert und in der Schweiz sanken sie leicht.

Bemerkenswerte Entwicklungen zeige der eGovernment MONITOR, so die Studienpartner Initiative D21 und des Institute for Public Information Management (ipima), bei den Bedenken zur Datensicherheit und zum Datenschutz. In Deutschland, Österreich und der Schweiz nimmt die Sorge der Befragten demnach ab und erreicht den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung. Am deutlichsten sei das in Deutschland zu spüren.

Durchgeführt wird Monitor seit 2010 jährlich von Kantar TNS (ehem. TNS Infratest). Er soll ein umfassendes Lagebild zur Nutzung und Akzeptanz digitaler Verwaltungsangebote in den deutschsprachigen Ländern liefern.

Woran liegt es nun, dass das Vertrauen in digitale Verwaltungsangebote wie für Bürgerinformationsdienste oder Open-Government nach Ergebnissen des eGovernment-MONITORS wachse, das Interesse an E-Government-Angeboten steige, aber sich dies nicht in den Nutzungszahlen widerspiegelt?

An der Zufriedenheit ist dies in der Studie nicht ablesbar. Diejenigen, die eGovernment nutzen, wählen den digitalen Weg zur Verwaltung häufiger und sind zufriedener als in den Jahren zuvor. Auch hier erreicht der Wert in Deutschland mit 62 Prozent den Höchststand seit Erhebung der Studie. Es fehle jedoch es weiterhin an effizienten, medienbruchfreien und nutzernahen Angeboten, wird geschlussfolgert.

Nur wenn es gelingt, die Online-Angebote der öffentlichen Verwaltung attraktiver und einfacher zugänglich zu machen, können und werden die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen ihre Verwaltungsanliegen digital erledigen, betonte Staatssekretär Klaus Vitt, Bundesministerium des Inneren, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Der Bund plant seiner Aussage zufolge daher gemeinsam mit den Ländern und Kommunen, die bestehenden Verwaltungsportale intelligent zu verknüpfen. Dies soll mit digitalen Bürger- und Unternehmenskonten verbunden werden. Nutzerinnen und Nutzer sollen künftig mit wenigen „Klicks“ alle für sie relevanten Informationen erreichen und die gewünschte Dienstleistung bei Bedarf sofort in Anspruch nehmen können.

Nach Meinung von Prof. Dr. Helmut Krcmar vom Institute for Public Information Management (ipima) erweisen sich als größte Nutzungs-Barrieren noch immer die mangelnde Bekanntheit, eine mangelnde Durchgängigkeit sowie die undurchschaubare Angebotsstruktur – alles Barrieren, die die Verwaltung direkt beeinflussen könne.

Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21, sieht das Nutzungspotenzial nicht ausgeschöpft. Der technologische Fortschritt mache eine weniger bürokratische und kundennahe Verwaltung möglich. Er kann sich beispielsweise Chatbots vorstellen, die eGovernment-Nutzende mit einfachen Dialogen durch die Formulare leiten und ihnen so beim Ausfüllen helfen. Solche neuartigen Zusatzangebote könnten eine Automatisierung gängiger Prozesse unterstützen und effiziente und flexible Abläufe unabhängig von Öffnungszeiten schaffen, Nutzende zufriedenstellen und Verwaltungsmitarbeitende entlasten.

Studienergebnisse geben aber auch noch einen weiteren Hinweis für zukünftige Vorhaben: Während sich Männer wie Frauen, junge wie alte Menschen in der eGovernment-Nutzung kaum noch unterscheiden, spielt dabei Bildung eine erhebliche Rolle. Um 31 Prozentpunkte unterscheiden sich die Nutzungsquoten von Hoch- und Niedriggebildeten (hohe Bildung: 72 Prozent, mittlere Bildung: 60 Prozent, niedrige Bildung: 41 Prozent). Wer hochgebildet ist, kann sich also die Vorteile der digitalen Verwaltung offenbar sehr viel besser erschließen. Hier wird  noch jede Menge Handlungsbedarf gesehen.

Studienwebsite: www.initiatived21.de/portfolio/egovmon2016/

Hintergrund:

Die Initiative D21 setzt sich erklärtermaßen mit seinem branchenübergreifenden Netzwerk Politik und Wirtschaft dafür ein, die durch die Digitalisierung entstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen in all ihren Facetten zu erfassen und die Bürgerinnen und Bürger zu befähigen, sich selbstbestimmt in der digitalen Welt bewegen zu können. Der Verein hat rund 200 Mitgliedsunternehmen und -organisationen. Mehr unter www.initiatived21.de

Mehr über das Institute for Public Information Management als gemeinsame Forschungsinitiative des Lehrstuhls Wirtschafsinformatik Prof. Krcmar (TU München) und der fortiss GmbH, An-Institut der TU München, das sich der digitalen Transformation des öffentlichen Sektors verschrieben hat unter www.ipima.de


Quelle: Pressemitteilung von Initiative D21 und ipima vom 23. September 2016