Schieflage bei Vergütung in der Berufsbetreuung? BdB drängt auf Änderung

Der Bundesverband der Berufsbereuerinnen und Berufsbetreuer (BdB) sieht sich in seiner Einschätzung zur Lage der Betreuung und der Betreuerinnen und Betreuer bestätigt. Er hält deshalb die kurzfristige Anhebung der Vergütung für dringend erforderlich. Das ist Kern seiner Stellungnahme zu Ergebnissen des zweiten Zwischenberichtes zur Studie des Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) zur Qualität in der rechtlichen Betreuung, der jetzt veröffentlicht wurde. Pro Klient und Monat werden danach mindestens 4,1 Stunden aufgewendet. Wird die Arbeitszeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern voll einbezogen wird, sind es sogar 4,4 Stunden. Derzeit können aber nur 3,3 Stunden abgerechnet werden. „Dies führt dazu“, so Thorsten Becker, Vorsitzender des BdB, „dass Berufsbetreuer sich aus purer Zeitnot viel zu oft gezwungen sehen, stellvertretend zu handeln, anstatt – wie es die UN-Behindertenrechtskonvention zu Recht fordert, gemeinsam mit dem Klienten Entscheidungen zu treffen, was viel mehr Zeit in Anspruch nimmt.“

Der BdB fordert einen Anstieg von 44 auf 54 Euro pro Stunde. Die von der Regierungskoalition und dem Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz im Januar angekündigte Gesetzesinitiative zur Erhöhung der Vergütung um 15 Prozent sei nun ein erster Schritt in die richtige Richtung, die strukturellen Rahmenbedingungen des deutschen Betreuungsrechts zu verbessern, so Becker: „Damit wäre das Überleben des Systems kurzfristig gesichert und die erforderliche Zeit gewonnen, um eine grundlegende Reform in Ruhe zu erörtern und umzusetzen.“

Zugleich zeigen nach Ansicht des BdB die erhobenen Strukturdaten eine erhebliche Schieflage des bestehenden Betreuungssystems –   Der Bericht weise eine deutliche Überalterung bei den Berufsbetreuerinnen und Berufsbetreuern nach, aus denen ein massives Nachwuchsproblem resultiere, „da es in absehbarer Zeit nicht mehr gelingen wird, genügend Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger zu gewinnen, um diejenigen zu ersetzen, die aus Alters- oder anderen Gründen aussteigen", so Becker. Er kündigte nun an, dass der BdB mit Nachdruck auf Länderebene seine Forderungen vertreten werde. 


Quelle: BdB-Pressemitteilung vom 6. Februar 2017