VPK fordert Kurskorrektur bei den Reformüberlegungen

Als einen Frontalangriff auf die zuverlässige und erfolgreiche Arbeit der Kinder und Jugendhilfe bezeichnete der Bundesverband privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe (VPK) den unlängst bekannt gewordenen Arbeitsentwurf zur geplanten Reform des SGB VIII aus dem Bundesfamilienministerium. Harte Worte fallen: „Der Arbeitsentwurf suggeriert zwar eine Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe – in Wahrheit aber hat er nur ein Ziel: Die Kosten in der Kinder- und Jugendhilfe mit untauglichen Mitteln einer technokratischen und staatsorientierten Finanz- und Steuerungspolitik zu senken“, so Martin Adam, Präsident des VPK. Der Arbeitsentwurf wolle dafür sorgen, dass Rechtsansprüche auf Hilfeleistungen eliminiert und die Trägeranzahl wie auch die Trägerpluralität verringert werden. Dem Rotstift zum Opfer fallen sollen seiner Einschätzung nach wichtige Leistungsangebote in kleinen und überschaubaren Erziehungsstellen und sozialpädagogischen Lebensgemeinschaften, in denen derzeit rund 25.000 Kinder leben. Ebenso solle zukünftig allein der Staat die Steuerung von Leistungen nach Kassenlage der Kommunen bestimmen. Niedrigschwellige, sozialraumorientierte und geringe Kosten verursachende Angebote sollen die (teureren) Einzelfallhilfen ersetzen. Der individuelle Bedarf spiele dabei keine Rolle mehr, so Adam. Zudem befürchtet der Verband, dass die partnerschaftliche, beteiligungsorientierte Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe massiven Schaden nehmen wird. „Die gemeinsame Prozessgestaltung zwischen freien und öffentlichen Trägern funktioniert aber in der Regel gut und ist notwendige Grundlage für eine erfolgreiche Gestaltung von Hilfen für junge Menschen“, so Adam. Der VPK fragt sich: Warum soll ein modernes und in den meisten Bereichen erfolgreich und gut funktionierendes Miteinander zwischen öffentlichen und freien Trägern zerrüttet werden? Warum sind der Bundesregierung hilfebedürftige Eltern und deren Kinder nicht wichtig genug, um ihnen individuell notwendige Hilfen auch weiterhin zukommen zu lassen? Warum wird die überfällige Reform der Finanzierung der Kinder- und Jugendhilfe nicht durch eine Neuordnung des kommunalen Finanzausgleichs angegangen, damit auch Kinder aus finanzschwachen Kommunen die Hilfen erhalten, die sie für eine erfolgreiche Bewältigung ihres Lebens benötigen? Appelliert wird an die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker, den in der Arbeitsfassung enthaltenen Vorstellungen eine klare Absage zu erteilen. Eine nachhaltig für junge Menschen wirkende Kinder- und Jugendhilfe braucht wechselseitiges Vertrauen, einen breiten und transparenten fachlichen Diskurs und kein einseitiges Diktat! Mehr Informationen unter www.vpk.de

Quelle: Pressemitteilung des Bundesverbandes privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe (VPK) vom  7. September 2016