Klimakrise erfordert Veränderungen im Sozialmanagement

Hans Eder hat untersucht, welche Auswirkungen die Klimakrise auf freie Träger der Sozialen Arbeit hat und inwiefern diesen durch systemisches Management begegnet werden kann. Seine Abschlussarbeit wurde von der FH Münster ausgezeichnet.

 Die Klimakrise stellt Einrichtungen der Sozialen Arbeit vor vielfältige Herausforderungen: Sie verschärft soziale Ungleichheit, beeinflusst die Lebensqualität von Klient*innen und erfordert eine stärkere Sensibilisierung der Fachkräfte für das Thema Nachhaltigkeit. Viele Träger der freien Wohlfahrtspflege sehen sich aus ihrem Selbstverständnis heraus dem Klimaschutz verpflichtet und streben danach, sozial-ökologisch verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, während sie gleichzeitig wirtschaftlich agieren müssen. Inwieweit freie Träger der Sozialen Arbeit diesen komplexen Entwicklungen durch systemisches Management besser begegnen können, hat Hans Eder in seiner Bachelorarbeit analysiert. Dafür wurde er mit dem Hochschulpreis der FH Münster ausgezeichnet.

Als freie Träger werden in Deutschland alle nicht-staatlichen Organisationen bezeichnet, die soziale Dienstleistungen anbieten. Sie können gemeinnützig oder gewinnorientiert sein und sind insbesondere in den Handlungsfeldern der Alten-, Gesundheits-, Jugend- sowie Sozialhilfe tätig. „Den freien Trägern kommt bei der Eindämmung der Klimakrise eine besondere Rolle und gesellschaftliche Verantwortung zu. Zum einen sind sie ein wichtiger gesellschaftlicher Akteur, zum anderen weisen sie aufgrund ihrer physischen Größe viel Einsparpotenzial auf, zum Beispiel beim CO2-Ausstoß“, erläutert Eder. „Viele Träger haben das zwar schon erkannt, setzen Klimaschutzmaßnahmen aber nur in einem eher kleinen Rahmen um und erfassen diese oft nicht systematisch. Obwohl die Klimakrise in unserem Alltag omnipräsent ist und eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstellt, spielt sie in der Sozialen Arbeit bisher nur eine untergeordnete Rolle.“

In seiner literaturbasierten Untersuchung konnte er zeigen, dass Klimaschutzmaßnahmen auf der Managementebene in verschiedenen Steuerungsbereichen gesteuert, moderiert und koordiniert werden müssen: „Das systemische Management kann hierfür ein geeigneter Ansatz sein. Es versteht Organisationen als lebendige und dynamische Systeme und stützt sich auf Beobachtung sowie Reflexion. Indem es Muster in der Entscheidungsfindung und -umsetzung erkennbar macht, kann systemisches Management dabei helfen, Prozesse besser zu verstehen“, so der Absolvent. „Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Organisationskultur ist es beispielsweise hilfreich, wenn Führungskräfte ihr eigenes Handeln hinterfragen, da ihr Verhalten eine Vorbildfunktion hat. Insgesamt ist systemisches Management aber eine komplexe Theorie, die keine einfachen Lösungen bietet.“

Betreut wurde die Bachelorarbeit von Prof. Dr. Stefan Gesmann, der selbst zum Thema Systemisches Management in Organisationen der Sozialen Arbeit forscht und lehrt. „Mich hat besonders beeindruckt, wie es Herrn Eder gelungen ist, die komplexen Annahmen der Systemtheorie mit einer konkreten Managementherausforderung zu verbinden“, so Gesmann.

Eder schrieb seine Abschlussarbeit im berufsbegleitenden Studiengang BASA-online parallel zur beruflichen Tätigkeit in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bei einem freien Träger. „Neben dem Beruf zu studieren, war nicht immer einfach. Umso mehr freue ich mich, dass die FH Münster meine Leistung mit dem Hochschulpreis würdigt.“ Inzwischen ist der 30-Jährige als Integrationsbeauftragter für die Gemeinde Oyten in Niedersachsen tätig. „Ich wollte ein zukunftsgewandtes Themenfeld beforschen, das mich mein ganzes Arbeitsleben begleitet, unabhängig davon, in welchem Handlungsfeld ich tätig bin. Die Klimakrise betrifft alle Bereiche der Sozialen Arbeit, sie wird immer relevant sein“, resümiert der Hochschulpreisträger und hofft, dass sich die Soziale Arbeit sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft künftig stärker mit dem Thema auseinandersetzen wird. 

Zum Thema: Gerade einmal ein Prozent aller Absolvent*innen eines Jahrgangs erhält ihn: den Hochschulpreis. Jedes Jahr kürt das Präsidium gemeinsam mit der Gesellschaft der Freunde der FH Münster e. V. (gdf) auf Vorschlag der Fachbereiche die besten Abschlussarbeiten. Zu den Preisträger*innen des Hochschulpreises für die besten Arbeiten aus 2023 gehört auch Hans Eder vom Fachbereich Sozialwesen. Eine vollständige Übersicht aller gewürdigten Absolvent*innen ist im Jahresbericht ab Seite 30 abrufbar: fh.ms/jahresbericht-23.


Quelle: Pressemitteilung der Hochschule Münster vom 22.08.2024