„QueerStart“: Neue Initiative für queere Jugendgruppen in Bayern
Lambda Bayern stärkt durch das Projekt sichere Räume für Jugendliche in ländlichen Regionen, landesweites Unterstützungsangebot ist durch eine CSU-Fraktionsinitiative möglich.
„Ich wollte einfach dazugehören, ohne Angst vor Ablehnung. Aber im Jugendzentrum in meiner Nähe fühlte ich mich nie wirklich willkommen.“ Solche Erfahrungsberichte kennen die Vorstandsmitglieder im Jugendnetzwerk und stehen exemplarisch für viele queere Jugendliche in Bayern, die oft nur eingeschränkten Zugang zu unterstützenden Netzwerken haben. Unsicherheit und das Fehlen sicherer Räume prägen ihren Alltag. Hier setzt die neue Initiative „QueerStart“ des Jugendnetzwerks Lambda Bayern e.V. an: Durch das Projekt werden langfristig neue Gruppen gegründet, bestehende Angebote gestärkt und insbesondere Jugendliche in ländlichen Regionen zu unterstützt.
Lukas Hollering vom Vorstand des Jugendnetzwerks Lambda erklärt: „Wir freuen uns über den offiziellen Start des Projekts und legen damit den Grundstein für den Aufbau und die Begleitung queerer Jugendgruppen in ganz Bayern. Unser Ziel ist es, in enger Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen und engagierten Ehrenamtlichen neue Jugendgruppen zu gründen und bestehende Angebote nachhaltig zu stärken.“ Das Projekt könne Dank der Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales mit 90.000 Euro bis Ende 2025 umgesetzt werden.
Maßgebliche Unterstützung durch Fraktionsinitiative
Ein entscheidender Impuls für „QueerStart“ kam durch die Fraktionsinitiative der Christlich-Sozialen Union (CSU) im Bayerischen Landtag. Thomas Huber, MdL CSU, setzte sich aktiv für die finanzielle Unterstützung des Projekts ein. „Vielfalt ist ein zentraler Wert unserer Gesellschaft. ‚QueerStart‘ ist ein starkes Signal für Akzeptanz und Zusammenhalt, insbesondere in Regionen, die bisher wenig Zugang zu queerer Jugendarbeit hatten. Gemeinsam können wir die Rahmenbedingungen schaffen, die junge Menschen benötigen, um sich frei und sicher zu entfalten“, erläutert Huber. Er sei vom herausragenden Engagement von Lambda Bayern sehr beeindruckt und habe vieles gelernt. „Es freut mich zu sehen, dass wir mit dem Projekt auf dem richtigen Weg sind. Wir wollen alle miteinander am Ziel arbeiten, gleichwertige Lebensverhältnisse für alle Menschen in Bayern zu erreichen. Schließlich muss Bayern weiß, blau und bunt bleiben.“
In mehreren Gesprächen im Dezember 2024 stellte der Vorstand das Projekt auch bei weiteren Landtagsabgeordneten vor: neben Thomas Huber informierten sich Andreas Jäckel (CSU), Florian Siekmann (Bündis90/Die Grünen), Anna Rasehorn und Doris Rauscher (beide SPD) über den aktuellen Stand im Projekt.
Bedeutung für queere Jugendliche
„QueerStart“ adressiert die spezifischen Bedürfnisse queerer Jugendlicher in Bayern, insbesondere in ländlichen Regionen. Patrick Wolf, Queerbeauftragter des Bayerischen Jugendrings (BJR) und Geschäftsführer im Jugendnetzwerk Lambda Bayern, unterstreicht: „Mit ‚QueerStart‘ schaffen wir nicht nur neue Räume für queere Jugendliche, sondern stärken auch bestehende Strukturen und fördern die gesellschaftliche Akzeptanz von Vielfalt. Damit entgegnen wir auch den Ergebnissen der ersten queeren Jugendstudie ‚How are you?‘, die 2024 durch den BJR vorgestellt wurde.“ In der Untersuchung wurden 2.043 LSBTIQA* Jugendliche und junge Erwachsene zu Diskriminierungserfahrungen, Ressourcen und spezifischen Bedarfen befragt. Die Studie unterstreicht die positive Rolle, die spezifische Angebote der Jugendarbeit und queere Communities spielen, indem sie Räume für Verständnis, Unterstützung und Vernetzung schaffen. Die Befragten gaben hinsichtlich ihrer Freizeit an, häufiger an queeren als an allgemeinen Jugendangeboten teilzunehmen: 62,0 % besuchen mindestens eine Jugendgruppe, am häufigsten Theater-/Musik-/Tanzgruppen bzw. Chor, Online-Communities/-Gruppen sowie LSBTIQA* Jugendgruppen.
Allerdings lassen sich große Unterschiede zwischen den Jugendlichen beobachten, die in Metropolen und in ländlichen Regionen leben. Vor allem in kleineren Städten und ländlichen Regionen finden die Gruppen der Freiwilligen Feuerwehr/THW/DLRG sowie kirchliche/religiöse Gruppen und des Schützen-/Heimatvereins stärkeren Zulauf. Hürden zur Teilnahme liegen vor allem in der großen Entfernung (27,1 %), sowie in der Uhrzeit bzw. Dauer des Angebots (27,0 % und der schlechten Anbindung (25,0 %). Die große Mehrheit der Befragten wünscht sich Beratungsangebote mit einer maximalen Anfahrtdauer von ca. einer halben Stunde (Mittelwert: 34 Minuten). Außerdem formulieren sie die Sensibilisierung zu LSBTIQA* Themen u. a. im Kontext von (Hoch-)Schule, Arbeit und Behörden sowie bei medizinischem und psychologischem Fachpersonal als zentralen Bedarf.
Konkretisierung des Projektes und Vernetzungsarbeit
Zu den ersten Aufgaben im Rahmen von „QueerStart“ gehört die Erarbeitung einer umfassenden Maßnahmenplanung, die die strategische Entwicklung des Projekts begleitet. Unter anderem ist eine Umfrage an die aktuellen Mitglieder des Netzwerkes geplant, um einen Blick auf den IST-Stand der Organisationen zu werfen. Die Ergebnisse sollen dann in die weitere Arbeit innerhalb von „QueerStart“ einfließen. Parallel dazu wird Projektreferentin Jasmin Klein den Kontakt zu interessierten Jugendgruppen aufnehmen, um Bedürfnisse und Herausforderungen vor Ort zu identifizieren.
In den nächsten Quartalen sind folgende Schwerpunkte geplant:
- 1. Quartal 2025: Umfrage an die Ortsgruppen und erste Vernetzungsgespräche, verschiedene Vernetzungstreffen, Erarbeitung von Konzepten für den Aufbau neuer Jugendgruppen sowie die erste Qualifizierung ehrenamtlicher Multiplikator*innen.
- 2. Quartal 2025: Durchführung und Konzeptionierung von Workshops und Schulungen für Jugendgruppenleiter*innen sowie erste Pilotphasen neuer Gruppen.
- 3. Quartal 2025: Evaluation der bisherigen Maßnahmen und Entwicklung von Optimierungsvorschlägen.
- 4. Quartal 2025: Abschluss des Projekts mit einer Dokumentation der Ergebnisse und Ableitung von Strategien zur langfristigen Verstetigung.
Quelle: Pressemitteilung des Jugendnetzwerk Lambda Bayern e.V. vom 13.01.2025