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Armut in Deutschland zeigt sich vor allem in den Städten

Die Bertelsmann-Stiftung hat Zahlen zur Armut in Deutschland veröffentlicht. Bemerkenswert: Trotz günstiger Wirtschaftslage ist die Armutsquote vor allem in vielen Großstädten gestiegen. Besonders betroffen ist das Ruhrgebiet.

Auf Grundlage der Anzahl der Sozialleistungsempfänger*innen im Jahr 2016 ermittelte das Forschungteam für Deutschland eine Armutsquote von 10,1%. In den Großstädten, also Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern, liegt die Quote deutlich darüber, nämlich bei 14,0%. Trotz der insgesamt positiven wirtschaftlichen Entwicklung ist die Armutsquote im betrachteten Zeitraum von zehn Jahren nur in 27 Großstädten, also ca. einem Drittel der deutschen Großstädte, gesunken. 

Auffällig ist die regionale Konzentration der Armutszunahme. So sind alle 13 Ruhrgebietskommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern von einer höheren Armutsquote betroffen. Die Autor*innen der Studie erklären dies mit den nach wie vor spürbaren Folgen des Strukturwandels. In den zehn ostdeutschen Großstädten ist hingegen eine positive Tendenz erkennbar: In allen ist ein Rückgang der Zahlen zu verzeichnen. Zu beachten ist, dass aufgrund des Betrachtungszeitraums die Auswirkungen des Zuzugs durch Geflüchtete seit 2015 nur unzureichend erfasst werden konnten.

Menschen in Großstädten nehmen die wachsende Armut deutlich wahr

Auch hinsichtlich der Wahrnehmung von Armut zeigt sich ein deutliches Gefälle zwischen Stadt und Land. Stimmten laut einer Emnid-Umfrage aus dem Jahr 2018 27% aller Befragten der Aussage zu, die Armut vor Ort sei ein "großes oder sehr großes Problem", sagten dies 51% der Großstadtbewohner*innen, also mehr als die Hälfte. Auch die Verwaltungschefs der Großstädte sehen in der Armut eines der bedeutsamsten Probleme für ihre Kommunen. Mehr als jede*r Fünfte gab an, dass Armut ein großes oder sehr großes Problem darstelle. Im Bundesschnitt sagen dies gerade einmal 6% der befragten Führungskräfte aus den kommunalen Verwaltungen. 

Die Ergebnisse der Studie sind Teil der Forschungsprojekts "Monitor Nachhaltige Kommune“. Ausgangspunkt der Forschung ist die im Herbst 2015 von der UNO verabschiedete "Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung". In ihr wird die Beseitigung der Armut als erstes von 17 zu erreichenden Zielen aufgeführt. „Nachhaltige Entwicklung ist die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Ihr Prinzip setzt voraus, dass wirtschaftliche, soziale und ökologische Belange ausgewogen berücksichtigt werden. Unser Fokus muss dabei auf der Verbesserung der Lebensqualität für alle Menschen liegen", erklärt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.


Quelle: Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung vom 02.04.2019