Die Paradoxe Intervention
Mit Irritation gezielte Veränderungen bewirken
Als Paradoxe Intervention werden verschiedene Systemische Methoden bezeichnet, die mit Gegensätzen und Widersprüchen arbeitet. Das kritische Verhalten der Klient:innen wird übertrieben dargestellt, um es bewusster zu machen und damit eine Veränderung anzuregen. Sie wurden von den Mitgliedern der Mailänder Schule 1977 zum ersten Mal veröffentlicht.
Was ist die paradoxe Intervention?
Eine paradoxe Intervention ist meistens eine abschließende Aufgabe im Rahmen einer Systemischen Therapie oder Beratung. Es wird empfohlen, das kritische Verhalten, das Symptom nicht zu verändern. Stattdessen wird es sogar positiv bewertet und sein Nutzen wird diskutiert. Die Klient:innen sollen es nicht mehr bekämpfen, sondern es akzeptieren und bewusst herbeiführen. Dieses paradoxe Vorgehen wird auch „Symptomverschreibung“ genannt. Indem das Verhalten verstärkt wird, wird den Klient:innen die negative Wirkung deutlicher. Je verrückter der paradoxe Auftrag ist, desto wirkungsvoller ist diese Methode. Oft hilft der Humor, den Umgang mit dem als kritisch bewerteten Verhalten aufzulockern und das Problem wird mit dem Problem gelöst.
Wann wird die paradoxe Intervention eingesetzt?
Manche Klient:innen kommen zur Beratung und geben der beratenden Person den heimlichen Auftrag, sie nicht zu verändern. Eine Lösung ist nicht gewünscht. Wenn der Beratungsprozess dementsprechend langwierig und festgefahren ist, kann mit paradoxen Interventionen eine Veränderungsbereitschaft entstehen. Der Weg für eine Problemlösung kann so frei werden. Die Methode ist auch im Coaching wirksam, insbesondere wenn Ambivalenzen im Verhalten das Thema sind. Nicht nur in der Pädagogik ist es wichtig, die paradoxen Interventionen mit sehr viel Wertschätzung anzuwenden. Klient:innen, die ein niedriges Selbstwertgefühl haben, könnten mit diesen Übungen überfordert sein.
Das Problem macht den Weg frei
Das problematische Verhalten wird zum Teil der Problemlösung, indem man damit spielt. Das Symptom kann bewusst eingesetzt werden und so von den Klient:innen selbst gesteuert werden. Damit verlieren Ängste oder unerwünschtes Verhalten ihre Unberechenbarkeit und ihre Schrecken. Sie werden umgedeutet in hilfreiches Verhalten. Dazu gehört auch die Angst vor Veränderungen, die immer ein Risiko für die Klient:innen darstellen. Die Kontrolle über das eigene Verhalten fördert das Selbstbewusstsein. Die verschiedenen Methoden leben von merkwürdigen Aufträgen und den damit verbundenen humorvollen Überraschungsaspekten.
Paradoxe Intervention - Beispiele
- “Ich verstehe, Ihre Sorgen helfen Ihnen, kein Risiko einzugehen. Damit fühlen Sie sich sicher. Daher sollten wir sehr langsam vorgehen. Was glauben Sie, wie lange wird es dauern, bis Sie ein paar Sorgen in Rente schicken können?“
- „Probieren Sie doch einfach mal Folgendes aus: Sie verhalten sich abwechselnd sehr fürsorglich für Ihre Kinder und machen alles für sie. Am nächsten Tag müssen die Kinder sich selbst um sich kümmern. Das probieren Sie bis nächste Woche mal aus, Montag sind Sie dran, Dienstag die Kinder, Mittwoch Sie, und so die ganze Woche abwechselnd.“
- „Sie haben Recht. Jede Veränderung würde Ihren guten Zusammenhalt zerstören. Es gibt keine gute Lösung. Daher rate ich Ihnen, nichts zu verändern und alles so zu lassen, wie es ist. Versuchen Sie, das bis zu unserem nächsten Treffen durchzuhalten. Hören Sie auf keinen Fall damit auf, sich gegenseitig zu ignorieren.“
- „Stellen Sie sich vor, Ihre Wut ist ein Alarmsignal, das Sie brauchen, um sich angemessen um sich kümmern zu können. Sie ist ein wichtiger Bestandteil Ihrer Seele, ein guter Freund. Sorgen Sie gut für ihn, damit er sich wohlfühlt.“