Ressourcenorientierte Fragen
Die Macht der richtigen Fragestellung
Ressourcenorientierte Fragen sind klassische Systemische Fragen mit dem Fokus auf die Kompetenzen und Kraftquellen der Klienten:innen. Die Antworten geben Hinweise, wie sich Menschen auf ihren Lösungswegen selbst unterstützen können. Dazu entwickelt die beratende Person Hypothesen und überprüft diese mit neuen Fragen.
Definition: Was ist eine ressourcenorientierte Frage?
In der Systemischen Beratung werden mit ressourcenorientierten Fragen die inneren Unterstützer, die Motivation und bisher nicht wahrgenommene Kompetenzen erkundet.
- „Was gibt Ihnen in schwierigen Situationen Sicherheit?“
- „Worauf können Sie sich immer verlassen?“
- „Welche Eigenschaft könnte Ihnen bei der Problemlösung nützlich sein?“
Als Ressource können auch Gegenstände, Verhaltensweisen, Erlebnisse, Beziehungen oder auch kleine Begegnungen wirkungsvoll sein. Sie werden in ihrer Bedeutung hervorgehoben und als Unterstützung für die seelische Stabilität gewürdigt. Eine verbale emotionale Betonung bei der Bewunderung der Kompetenzen verleiht ihnen eine tiefe nachhaltige Wirkung. Hartnäckiges Nachfragen, was den Klient:innen noch guttut, öffnet die Gedankenwelt des Klienten und lenkt den Blick weg von den Problemen hin zu den Kompetenzen.
Wann wird die Ressourcenfrage eingesetzt?
Die Frage nach Ressourcen stärkt das Selbstbewusstsein der Klient:innen und hat einen sehr stabilisierenden und nachhaltigen Effekt für das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Bei der Entwicklung einer Strategie der Veränderung und Vergrößerung der Autonomie sind Ressourcen gute Wegbegleiter. Die Frage nach Ressourcen ist entwicklungsfördernd und stabilisierend. Stärken werden neu entdeckt und als Ressource für die Problembewältigung erfahrbar und nutzbar gemacht.
Mit dem Blick auf das soziale Umfeld können vorhandenen Bindungen als sozialen Ressourcen reaktiviert werden. Bei der Suche nach weiteren Kontaktmöglichkeiten kann ein stützendes soziales System auch neu aufgebaut werden. In sehr belastenden und krisenhaften Situationen können Symbole als Anker verwendet werden, um sich zu stabilisieren. Je nach Verfassung der Klient:innen ist diese Stärkung immer wieder erforderlich. Zu schnell geraten die Ressourcen in Vergessenheit.
Ressourcen sichtbar werden lassen
Eine besonders nachhaltige Wirkung wird durch Dokumentation der Stärken erzielt. Das könnte eine Liste auf dem Flipchart sein, mit einer schönen kreativen grafischen Gestaltung. Aber auch Symbole wie Stofftiere eignen sich gut dazu. Klient:innen entwickeln eine eigene Fantasie der persönlichen Aufbewahrung. Ganz klassisch sind einzelne Zettel mit je einer Ressource, die in einem Umschlag oder kleiner Kiste landen. Damit werden sie haptisch erfahrbar.
Ressourcenfragen: 12 Beispiele
Eine gewisse Hartnäckigkeit vonseiten der Berater:innen ist notwendig, um die Ressourcen benennen zu können. Meistens fallen dem Menschen eher die negativen Dinge ein oder alles, was man nicht hat. Das mehrmalige Nachhaken mit „Was noch?“ kann auch zunächst auf Ablehnung stoßen. Zu ungewohnt ist der Gedanke, etwas zu können und dazu auch noch bewundert zu werden. Folgende Beispiele geben einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Fragen.
- Was haben Sie früher gerne unternommen? Wer hat Sie begleitet?
- Haben Sie einen Lieblingsgegenstand, ein Glücksbringer, der sie schon immer begleitet?
- Wie haben Sie es geschafft, sich mit den Schwierigkeiten auseinanderzusetzen?
- Was gibt Ihnen Hoffnung/Kraft/Mut?
- Verraten Sie mir Ihre geheime Energiequelle?
- Gibt es Tage, an denen es Ihnen etwas besser geht? Was machen Sie an diesen Tagen anders? Was noch?
- Wie bewahren Sie schöne Erinnerungen auf?
- Gibt es Personen, die Sie unterstützen können? Gibt es jemanden, zu dem Sie großes Vertrauen haben?
- Schauen Sie mal in Ihrer Wohnung nach. Was könnte ein Symbol der Hoffnung sein?
- Für was hat es sich bis jetzt gelohnt, heute aufgestanden zu sein?
- Auf was von Ihnen ist Ihr Partner stolz?
- Was glauben Sie, woran könnte es liegen, dass Sie häufig um Rat gefragt werden?