Workshop des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen gibt Fachkräften wichtige Informationen für die Arbeit vor Ort
Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) in Trägerschaft der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. veranstaltete am 4. Dezember 2007 einen ersten Workshop zum Thema „Kooperation und Vernetzung im Bereich Früher Hilfen aufbauen“.
Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) in Trägerschaft der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. veranstaltete am 4. Dezember 2007 einen ersten Workshop zum Thema „Kooperation und Vernetzung im Bereich Früher Hilfen aufbauen“. Vierzig Fachkräfte aus den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe und des Gesundheitswesens folgten der Einladung. Im Rahmen des Workshops wurden Beispiele und Erfahrungen aus der Praxis präsentiert. Darüber hinaus wurde über rechtliche Rahmenbedingungen im Feld Früher Hilfen informiert.
Ein funktionierendes soziales Frühwarnsystem bedarf einer zentralen Koordinierungsstelle, die die Kommunikation zwischen den beteiligten Einrichtungen und Personen wie Geburtskliniken, Hebammen, kinderärztlichen Praxen, Jugendämtern, Kindertagesstätten, Beratungsstellen etc. anstößt und aufrechterhält. Dies ist das Ergebnis der vom Institut für Soziale Arbeit in Münster (ISA) durchgeführten wissenschaftlichen Begleitung von sechs Modellprojekten zu Frühen Hilfen in Nordrhein-Westfalen. Christa Höher-Pfeifer, Vorstandsmitglied des ISA wies im Rahmen des Workshops darauf hin, dass ein solches System von jeder Kommune und jedem Landkreis selbst erarbeitet werden muss, da die Verhältnisse vor Ort - je nach städtisch oder ländlich geprägtem Sozialraum - unterschiedlich sind. Es sei viel Überzeugungsarbeit notwendig, um die unterschiedlichen Entscheidungsträger und Fachkräfte für eine Zusammenarbeit zu gewinnen.
Dies betonte auch Peter Lukasczyk, der als Leiter der Abteilung Soziale Dienste im Jugendamt der Stadt Düsseldorf für das Präventionsprojekt „Zukunft für Kinder“ verantwortlich ist. „Frühzeitig, also möglichst schon während der Schwangerschaft und um die Geburt eines Kindes herum, Familien Unterstützung anzubieten, ist aus ethischen und ökonomischen Gründen das Gebot der Stunde. Denn Interventionen zu einem späteren Zeitpunkt sind meist viel teurer und oft weniger hilfreich“, so Peter Lukascyk. In Düsseldorf arbeiten das Gesundheitsamt und das Jugendamt in gemeinsamer Verantwortung am Aufbau eines Systems Frühe Hilfen. Die in Düsseldorf entwickelten Verfahren z.B. der Schaffung einer Clearingstelle beim Gesundheitsamt und der Möglichkeit einer anonymen Fallberatung durch Hebammen stießen bei den Teilnehmenden des Workshops auf großes Interesse, da ihnen damit ein guter Einblick in eine konkrete Vorgehensweise Früher Hilfen ermöglicht wurde.
„Die Kunst beim Aufbau eines wirksamen Systems Früher Hilfen besteht darin, nach und nach alle potenziell Beteiligten ins Boot zu holen.“ Entsprechend kennzeichnete Lydia Ohlemann vom Deutschen Institut für Jugendhilfe und Familienrecht (DIJUF) in Heidelberg den Kinderschutz als ein „Gemeinschaftskunstwerk“. In ihrem Vortrag zu den rechtlichen Aspekten einer Institutionen übergreifenden Kooperation veranschaulichte sie, dass mit dem Paragraphen 8a SGB VIII eine gute gesetzliche Grundlage für die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Stellen geschaffen wurde. Der Datenschutz stelle dabei kein Hindernis in der Kooperation verschiedener Dienste dar, sondern sichere im Gegenteil den notwendigen Vertrauensschutz, um Eltern zu erreichen und zur Annahme von Hilfen motivieren zu können. „Hinzuziehen statt abgeben, gemeinsam helfen und schützen, mitteilen statt melden“, eine solche Haltung fördert Ohlemann zufolge die Zusammenarbeit der Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe untereinander wie auch mit dem Gesundheitssystem.
Dass Frühe Hilfen nicht am Datenschutz scheitern müssen, war für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops eine wesentliche Information. Aber auch die geschilderten Praxisbeispiele wurden als wichtige Argumentationshilfe für das Voranbringen Früher Hilfen vor Ort aufgenommen. Der Workshop bot Raum für den fachlichen Austausch untereinander und für eine breite Diskussion zu aktuellen Erkenntnissen und Entwicklungen im Bereich Früher Hilfen. Aufgrund dieser positiven Resonanz wird das Nationale Zentrum Frühe Hilfen weiterhin derartige Angebote schaffen, um verstärkt fachlichen Austausch über die Disziplinen hinweg zu ermöglichen. Die Referate und Auszüge der Diskussion stehen in Kürze auf der Internet-Plattform www.fruehehilfen.de zur Verfügung.
Quelle: Pressemitteilung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)