Für Jugendliche sind Parteien uninteressant
Politik bei Jugendlichen out Engagement findet abseits starrer politischer Strukturen statt
pressetext.at ( www.pressetext.at ) (Redakteur Erik Staschöfsky) berichtet zum Einstellungswandel von Jugendlichen: Für Jugendliche sind Parteien uninteressantJugendliche verlieren zunehmend Interesse an politischen Themen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Allensbach http://www.ifd-allensbach.de . Nur noch 36 Prozent der 14- bis 29-Jährigen interessieren sich für politische Themen, vor acht Jahren waren es noch 44 Prozent. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie des Hochschul-Informations-Systems http://www.his.de (HIS) und der Zeitschrift ZEIT Campus. Diese befragten 6.000 Studierende nach ihrer Werteeinstellung. 14 Prozent erklärten, sich politisch stark zu engagieren - 2002 waren es noch 25 Prozent (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080806024).
"Diese Ergebnisse bedeuten aber nicht, dass die Jugend weniger engagiert ist, sondern eher, dass sie sich nicht mehr mit den aktuellen Strukturen identifizieren können", meint Sigrid Meinhold-Henschel, Jugendexpertin bei der Bertelsmann Stiftung http://www.bertelsmann-stiftung.de , auf pressetext-Nachfrage. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung: "Viele Jugendliche finden über Projekte, Vereine und Gruppen ihren Weg zu einer bestimmten politischen Richtung und entschließen sich erst dann, einer Partei beizutreten oder diese zu wählen."
Dieses Bild zeichnet auch die Bertelsmann-Stiftung, die in ihrer Jugendpartizipationsstudie Anfang 2005 herausgefunden hat, dass sich etwa 80 Prozent der Jugendlichen stärker engagieren würden, wenn es bessere Angebote gebe. Dazu zählen unter anderem, eigenverantwortlich arbeiten zu können und sich für andere Menschen einzusetzen. "Gerade das Engagement für andere ist ein wichtiges Thema für Jugendliche", sagt Meinhold-Henschel. Als wichtigen Grund für den Wertewandel bei den Jugendlichen führt sie neben dem Verdruss über aktuelle Strukturen im politischen System auch Erwachsene als Vorbilder an. "Auch diese treten heute nicht mehr in jungen Jahren in Parteien ein und bleiben 40 Jahre lang Parteisoldaten." Sie würden sich viel stärker zeitlich beschränkt in Projekten, Initiativen und Vorhaben engagieren. "Jugendliche lernen nun einmal von ihren Eltern und sehen sie als Vorbilder an", sagt Meinhold-Henschel.
Parallel zum Wandel in politischen Fragen fand laut Allensbach auch eine Verschiebung bei der Einstellung zu Umweltfragen oder beruflichem Erfolg statt. So gaben nur noch 68 Prozent der Befragten an, sich für Umweltfragen zu interessieren. Bei der vorhergehenden Erhebung waren es noch 83 Prozent. Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, ist den Jugendlichen heute viel wichtiger als noch vor acht Jahren. Dies zeigt auch die Erhebung des HIS. Nur noch für 47 Prozent der Studierenden ist es wichtig, einmal eine leitende Funktion zu übernehmen, 72 Prozent gaben hingegen an, dass für sie an vorderster Stelle steht, sich der Familie beziehungsweise Partnerschaft zu widmen. Grund dafür sei, dass Studierende heute positiver in die Zukunft schauen, als noch vor einigen Jahren, da sich die gesamtwirtschaftliche Lage gebessert hat.
Quelle: pressetext.at, www.pressetext.at