Kita-Streiks: Berufstätigen Eltern „reicht es“

15.06.2009 | Soziale Arbeit

Familien an ihrer Belastungsgrenze angekommen, fordern ein Ende der Ausstände.

Die meisten Mütter und Väter legen viel Wert auf eine gute Betreuung, Erziehung und Bildung ihrer Kinder in Krippen und Kindertagesstätten. Daher können Erzieherinnen und Erzieher, die die Bedingungen in den Einrichtungen verbessern wollen, generell mit Unterstützung rechnen. Was den gegenwärtigen Streik angeht, sind viele Familien jedoch an ihrer Belastungsgrenze angekommen und fordern ein Ende der Ausstände. Außerdem kritisiert der Verband berufstätiger Mütter (VBM) die Ausrichtung des Streiks, der mit der Forderung nach mehr Gesundheitsschutz und einem besseren Gehalt die eigentlichen Probleme in den Kitas weitgehend außen vor lässt.

Köln (eos) - Angesichts eines bestehenden – und noch gültigen – Tarifvertrags, der Streiks nach geltendem Recht verbietet, verlagerten die Gewerkschaften ver.di und GEW das Kita-Streikthema auf den Gesundheitsschutz, das im aktuellen Vertrag noch nicht berücksichtigt wird. Die öffentliche Diskussion rankte sich fortan um Lärmbelästigung – ein Problem, dass sich mit einer neuen Raumnutzug (Funktionsräume statt Gruppenräume) leicht entschärfen ließe - und zu kleine Stühle und benennt die eigentlichen Probleme in der frühkindlichen Betreuung und Bildung nicht. Diese sind nach Meinung des VBM eine inadäquate Ausbildung der Erzieherinnen, eine zu geringe Personalausstattung, die es den Erzieherinnen nur unzureichend erlaubt, sich Kindern individuell zu widmen, sowie kaum vorhandene Vor- und Nachbereitungszeiten, wie sie eine anspruchsvolle Pädagogik nun einmal braucht.

VBM fordert öffentliche Diskussion über „neue“ Kita-Pädagogik
Das ist bedauerlich, denn eine breite öffentliche Diskussion über das, was Pädagogik im Kindergarten leisten soll und was die Erzieherinnen benötigen, um die anspruchsvollen Standards, die in den Bildungsplänen der Bundesländer festgehalten sind, tatsächlich auch zu erfüllen, wäre viel hilfreicher als das, was nach wochenlangen Streiks überwiegt: Die Eltern fühlen sich von ihren Betreuungseinrichtungen im Stich gelassen.

Streik belastet einseitig die Eltern
Berufstätige Eltern, denen ein zumal kurzfristiger und kaum planbarer Ausfall der regulären Kinderbetreuung ein Höchstmaß an Organisationstalent abverlangt, fühlen sich vor den falschen Karren gespannt und sind zunehmend weniger bereit, den Streik zu unterstützen. Zumal sie mit den daraus resultierenden finanziellen und beruflichen Belastungen allein dastehen – denn bisher haben weder die Kommunen noch die Gewerkschaften Angebote gemacht, wie die Zusatzkosten und -belastungen, die den Eltern entstehen, aufgefangen werden sollen. 

Streiktage schwer zu überbrücken
Notkindergärten sind, das haben die Erfahrungen der vergangenen Wochen gezeigt, schnell überfüllt und vielfach keine optimale Lösung, denn Kinder sind nun einmal keine Möbelstücke, die man mal eben in einer fremden Umgebung bei fremden Menschen abstellen kann. Neben dem Stress, den die fortwährend kurzfristig zu organisierende alternative Betreuung für die Eltern bedeutet, entstehen häufig nicht unerhebliche Kosten. „Nicht jeder hat Großeltern in der Nähe, die unentgeltlich einspringen“, beklagen viele. Also bleibt den Eltern oft nichts anderes übrig, als für teures Geld den bekannten Babysitter zu engagieren oder aufwändig tageweise die Unterbringung bei Freunden zu organisieren.

Weitere Informationen finden Sie unter:
Verband berufstätiger Mütter e.V. (VBM): www.berufstaetige-muetter.de

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Quelle: Presse-Information des Verbands berufstätiger Mütter e.V. (VBM) vom 15.06.2009