Ministerin Stolz: „Wir brauchen neue und kreative Angebote für die Betreuung und den häuslichen Service im Alter“

10.03.2009 | Soziale Arbeit

„Auch im Fall der Pflegebedürftigkeit wollen die meisten Menschen möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung bleiben.

„Auch im Fall der Pflegebedürftigkeit wollen die meisten Menschen möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung bleiben. Dazu bedarf es verlässlicher, erreichbarer, preiswerter und qualitativ befriedigender Leistungen für die Betreuung und den häuslichen Service im Alter. Seniorennetzwerke sind hier auf dem richtigen Weg“, sagte Arbeits- und Sozialministerin Dr. Monika Stolz bei der Fachtagung „In Verbindung – Netzwerke als Form gelebter Solidarität in Kirchengemeinden“ am 9. März in Stuttgart.

Die Pflege gehöre zu den wichtigsten sozialen Aufgaben in unserer Gesellschaft. „Sie ist Ausdruck für Achtung, Respekt und Solidarität gegenüber Menschen, die ihr Leben aus eigener Kraft nicht mehr bewältigen können und deshalb auf Hilfe angewiesen sind. Im ureigensten Interesse der älteren Menschen liegt es, wirksame Hilfesysteme an ihrem Wohnort vorzufinden. Ich habe daher 2006 das Modellprojekt „Seniorennetzwerke in gemeinwesenorientierten Gruppen in Baden-Württemberg“ ins Leben gerufen und mit 54.000 Euro gefördert“, erläuterte die Ministerin. Gruppierungen, die bereits eine enge Bindung an die Werte des Gemeinwesens haben, zum Beispiel Kirchengemeinden, kommunale Gemeinden oder Vereine, hätten ideale Voraussetzungen, Seniorennetzwerke zu bilden. Seniorenräte, Sozialstationen, Träger der Wohlfahrtspflege, Sozialdienste der Krankenhäuser und Krankenkassen können als Partner einer vielseitigen Zusammenarbeit der von bürgerschaftlichem Engagement getragenen Initiativen vor Ort in Frage kommen, so die Ministerin. Ziel sei es, unter pflegefachlicher Anleitung niedrigschwellige Dienstleistungen, wie etwa Besuchsdienste, Einkaufen, Unterstützung bei behördlichen Angelegenheiten, für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen zu erbringen, ohne dabei in Konkurrenz zu professionellen Diensten zu treten.

Die Ministerin hob hervor, dass den Menschen das notwendige Engagement nicht verordnet werden könne. Gefordert werde aber tatkräftige Unterstützung. „Ich freue mich deswegen besonders“, so die Sozialministerin, „dass unsere Bundesratsinitiative, bürgerschaftlich Engagierte für ihren Einsatz für Pflegebedürftige durch die Pflegeversicherung zu fördern, erfolgreich war.“ Die Pflegekassen können seit dem 1. Juli des vergangenen Jahres bundesweit 25 Millionen Euro jährlich an Zuschüssen gewähren, bisher waren es nur zehn Millionen Euro. Über drei Millionen entfallen auf Baden-Württemberg. Das Geld fließt nur, wenn die Länder, die Kommunen und die Arbeitsverwaltung Mittel in gleicher Höhe bereitstellen. Das Land stellt deshalb ab diesem Jahr aus Haushaltsmitteln 125.000 Euro bereit, mit Mitteln der Kommunen und Pflegekassen kommen 500.000 Euro zusammen. „Für 100 Gruppen je 5.000 Euro, das ist ein guter Anfang“, zeigte sich Monika Stolz zufrieden.

Ziel sei es, örtlich vernetzte Aktivitäten des bürgerschaftlichen Engagements für Pflegebedürftige auszubauen. Ein Förderschwerpunkt sei den Seniorennetzwerken gewidmet. Der andere Förderschwerpunkt richte sich an Pflegebegleiter-Initiativen. Damit sollen gezielt die pflegenden Angehörigen unterstützt werden. Die Ministerin dankte der Diözese Rottenburg-Stuttgart und allen Mitgliedern des Forums Katholische Seniorenarbeit für das Engagement und die Unterstützung des Projekts und allen Aktiven, die sich in ähnlichen Initiativen engagieren. Darüberhinaus forderte sie die aktive Unterstützung der Verantwortlichen vor Ort: „Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Geistlichkeit, Vereinsvorsitzende, Führungskräfte in Gesellschaft und Wirtschaft. Allen, die sich mit dem Gedanken tragen, ein Seniorennetzwerk zu gründen, möchte ich ausdrücklich Mut machen.“


Quelle: Landesportal Baden-Württemberg