125 Jahre Westfälischer Herbergsverband
Festakt zum Jubiläum der diakonischen Wohnungslosenhilfe
„Zivilgesellschaft in der Sozialpolitik geht nur mit den Freien Trägern“, so Guntram Schneider, Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW beim Festakt des Westfälischen Herbergsverbandes in Münster. Der Minister würdigte die Rolle der Diakonie für das Land. Er kritisierte, dass die Hartz IV-Regelsätze viel zu niedrig bemessen seien. Außerdem ermögliche das Bildungspaket für Kinder keine Teilhabe. Guntram Schneider machte deutlich, dass mit dem Landesprogramm gegen Obdachlosigkeit die Hilfen für wohnungslose Menschen weiterentwickelt werden. Der Westfälische Herbergsverband – die diakonische Wohnungslosenhilfe – feiert in diesem Jahr 125-jähriges Bestehen. Heute wie damals setzt sich der Fachverband ein für die Rechte der Menschen, die ohne Wohnung sind oder in unzumutbaren Wohnverhältnissen leben. In den Einrichtungen und Diensten der Diakonie finden Wohnungslose ein Bett und sie haben die Möglichkeit zur Körper- und Wäschepflege. Sie bieten ihnen Schutz vor Gewalt – gerade zu dieser Jahreszeit vor der Kälte – und Raum für neue soziale Kontakte. Konnte in den 90er Jahren die Wohnungsnot auch mit Hilfe der Diakonie weitgehend überwunden werden, so zeichnet sich heute ab, dass bezahlbare kleine Wohnungen knapp werden. Die Zahl junger Menschen, die auf der Straße leben, nimmt zu. Das sind neue Herausforderungen für die diakonische Wohnungslosenhilfe. Bestehende Hilfen müssen weiterentwickelt werden. „Die Schere zwischen Reich und Arm geht immer weiter auseinander. Die Zahl der Menschen, die nicht partizipieren, die in verdeckter und verschämter Armut leben, die seit Jahren von Arbeitslosigkeit gezeichnet sind, sie bleibt auf hohem Niveau nahezu konstant“, so Dr. Uwe Becker, Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. Die tägliche Erfahrung, nicht mitgehen zu können, nicht kaufen zu können, nicht dazuzugehören, prägten die Konturen der alltäglichen Demütigung vieler. Becker lobte den Einsatz des Westfälischen Herbergsverbandes, die Arbeit schaffe Stationen oder auch Zwischenstationen der Menschlichkeit.Verband mit Eigensinn
In seinem Festvortrag charakterisierte Reinhard van Spankeren, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, den Westfälischen Herbergsverband als Verband mit Eigensinn, der mit einem stark ausgeprägten sozialethischen Profil für die Interessen armer und wohnungsloser Menschen kämpft. Bei der sozialen Einbürgerung von Armen war die diakonische Wohnungslosenhilfe in den vergangenen 25 Jahren durchaus erfolgreich. Gegen die Verachtung armer Menschen durch immer größere Teile der gesellschaftlichen Elite müsse man an der Seite der Betroffenen deutlich Einsatz zeigen.Quelle: Pressemitteilung der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. vom 13.12.2010
http://www.diakonie-rwl.de