32. Landesdrogenkonferenz Rheinland-Pfalz

01.06.2010 | Soziale Arbeit | Nachrichten

Fachtagung befasst sich mit der Realisierbarkeit von Lebensqualität

Für viele Menschen ist es schwer, die Erwartungen und Erfordernisse im Arbeitsleben und das Bedürfnis nach Freizeit und Familie in ein Gleichgewicht zu bringen. Je größer gesellschaftliche Ansprüche werden und je eher  Menschen dazu neigen, alle Rollen perfekt erfüllen zu wollen, umso größer ist ihre Gefahr, krank zu werden oder eine Abhängigkeit zu entwickeln. „Wir alle müssen uns mit der Frage auseinandersetzen, was es für unser Zusammenleben bedeutet, wenn immer mehr Menschen glauben, dem hohen Leistungsdruck nur durch immer besser designte Medikamente gerecht werden zu können. Wenn wir diesen Fehlentwicklungen mit Erfolg entgegentreten wollen, dann müssen wir nicht zu allererst über Drogen reden, sondern darüber, wie wir leben wollen, was in unserer Gesellschaft etwas gilt und was nicht, was etwas wert ist und was nicht“, sagte Christoph Habermann, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen, bei der Eröffnung der 32. Landesdrogenkonferenz in Mainz. Die Veranstaltung mit rund 300 Teilnehmenden, die sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Suchtkrankenhilfe in Rheinland-Pfalz richtete, stand unter der Frage „Lebensqualität – Wie geht das?“. Jupp Arldt, Geschäftsführer der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG), die die Fachveranstaltung im Auftrag der Landesregierung ausrichtete, betonte den Stellenwert des Themas Lebensqualität in der Arbeit der LZG. „Besonders unter erschwerten familiären Rahmenbedingungen, wenn Schulden, Krankheit oder Überforderung die Menschen belasten, stellt sich die Frage nach der Lebensqualität. Für die LZG spielt die Förderung von Lebensqualität in allen Arbeitsfeldern der Gesundheitsförderung eine zentrale Rolle“. In seinem Fachvortrag richtete Professor Dr. Klaus Lieb, Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz, den Blick auf das Thema „Hirndoping“. Die Zahl der gesunden Menschen, die mit Medikamenten oder illegalen Drogen ihre geistige Leistungsfähigkeit zu steigern versuchen, um den Anforderungen in Beruf, Studium oder Schule besser gerecht zu werden, scheint zu steigen. Professor Dr. Lieb berichtete von einer Studie, die erstmals die Häufigkeit von Hirndoping bei Schülern und Studierenden wissenschaftlich untersucht hat. „Die Bereitschaft zur Einnahme von Substanzen mit dem Ziel, Konzentration, Gedächtnis oder Wachheit zu erhöhen, ist bei dieser Personengruppe offenbar hoch. 80% der Befragten stehen einer leistungssteigernden und frei verfügbaren Pille – so sie auf dem Markt wäre – positiv gegenüber, nur 11% lehnen sie ab“. Rund 4% der Studienteilnehmenden hatten bereits Erfahrung mit Hirndoping. „Von Entwarnung kann angesichts dieser Zahlen keine Rede sein“, so Professor Dr. Lieb. In einem zweiten Vortrag ging Dr. Jana Wrase-Post (Charité Berlin, Klinik Altenblick Allgäu) der Frage nach, welchen Einfluss unter ungünstigen familiären Lebensbedingungen erworbene Erfahrungen auf die neurobiologische Entwicklung des Kindes haben können. Verschiedene Foren boten am Nachmittag die Möglichkeit, sich mit Themen wie Work-Life-Balance, Glücksspielsucht oder dem Zusammenhang von Kindeswohl und Schweigepflicht auseinander zu setzen. Einer der  Workshops befasste sich mit der Frage, ob Selbsthilfegruppen für junge Abhängige ein adäquates und zeitgemäßes Angebot sind, und stellte Beispiele von gelungener Selbsthilfe für junge Suchtkranke vor. Besonderes Interesse weckte bei den Tagungsteilnehmenden ein Workshop zum Thema Männlichkeit und Sucht. Professor Heino Stöver von der Fachhochschule Frankfurt berichtete über die männerspezifischen Aspekte der Funktion, Entstehung und Erscheinungsformen von Suchtverhalten sowie über Hilfeansätze in der Therapie, die auf die besonderen Belange von Männern eingehen.

Quelle: Pressemitteilung der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) vom 01.06.2010,  V.I.S.P. Jupp Arldt, Geschäftsführer LZG
www.lzg-rlp.de