Arm in einem reichen Land
Deutscher Frauenrat und Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros starten Aktionswochen
Mit einer Auftaktveranstaltung in Berlin starteten am 9. November 2010 die Aktionswochen „Arm in einem reichen Land“. Sie sollen im Rahmen des Europäischen Jahres zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung auf die besondere Armutsgefährdung von Frauen und Kindern aufmerksam zu machen.
„Es ist ein Skandal, dass in unserem reichen Land immer mehr Menschen von Armut bedroht oder direkt betroffen und dadurch sozial ausgegrenzt werden“, erklärte dazu Marlies Brouwers, Vorsitzende des Deutschen Frauenrates. Besonders Ältere, allein erziehende Frauen und Kinder gehören zu dieser wachsenden Gruppe. Die Ursachen für weibliche Armut liegen u.a. in der geringen Entlohnung, besonders bei Teilzeitarbeit, sowie in der Langzeitarbeitslosigkeit oder in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen. Armut im Alter trifft besonders jene Frauen, die aufgrund von Erwerbsunterbrechungen und niedrigen Löhnen zu kleine Renten beziehen. „Armut ist kein Schnupfen, der nach ein paar Tagen wieder weg ist. Armut bedeutet gesellschaftliches Abseits und führt zu Benachteiligungen in der Bildung, zu gesundheitlichen Schäden und zu Perspektivlosigkeit“, sagte Marlies Brouwers. „Wir können es uns nicht leisten, dass immer mehr Menschen arm sind, vom kulturellen und politischen Leben ausgeschlossen werden und damit der Gesellschaft als Potenzial verloren gehen,“ so die Vorsitzende des Deutschen Frauenrates zum Auftakt der Aktionswochen in Berlin.
Die Lobby der Frauen hat gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros einen umfangreichen Forderungskatalogfür die Armutsbekämpfung erarbeitet. Die zentralen Forderungen sind:
- ein gesetzlicher Mindestlohn, die Abschaffung des Ehegattensplittings,
- Mindestsicherungselemente in der gesetzlichen Rentenversicherung,
- die Beibehaltung der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung,
- ein flächendeckendes kostenfreies Ganztagsangebot an guten Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für alle.
Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Frauenrates e.V. vom 09.11.2010