Ausgezeichnet: Modelle für kontinuierliche Betreuung und Bildung
Der Pädagogik-Innovationspreis "Invest in Future Award" 2010 wurde in Stuttgart vergeben
Der Pädagogik-Innovationspreis "Invest in Future Award" ging 2010 an die Flachsland Zukunftsschulen in Hamburg, das Kinderzentrum St. Josef in Stuttgart und das Kinderhaus Apfelbäumchen in Nussloch bei Heidelberg. Die Einrichtungen zeichnen sich durch beispielgebende Modelle für eine kontinuierliche Betreuung und Bildung von Kindern von null bis zehn Jahren aus und nahmen die Auszeichnungen am 18. Oktober im Rahmen der feierlichen Abendveranstaltung des Kongresses "Invest in Future" in Stuttgart entgegen. Dr. Monika Stolz, Sozialministerin des Landes Baden-Württemberg, hielt die Festrede. Stuttgart (eos) – Expertinnen und Experten für frühkindliche Bildung sind sich einig: Kontinuität der pädagogischen Konzepte, bei den betreuenden Personen, im Sozialraum und in Bezug auf die Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die Betreuungszeiten, kommt Kindern - und auch deren Eltern - zu Gute. Sie bietet Kindern Verlässlichkeit und einen sicheren Bezugsrahmen. Das heißt nicht, dass es keine Veränderungen geben dürfte. Es muss sie geben, denn Kinder wachsen und ihr Aktionsradius mit ihnen. "Veränderungen sind dann kritisch, wenn sie zu Brüchen werden, wie das häufig beim Übergang von einer Institution in die andere geschieht - zum Beispiel beim Wechsel von der Kita in die Schule", erläuterte Waltraud Weegmann, Geschäftsführerin der Konzept-e für Kindertagesstätten gGmbH, die den diesjährigen "Invest in Future Award" daher unter das Thema "Modelle für kontinuierliche Bildung für Kinder von null bis zehn Jahren" stellte. 25 Einrichtungen bewarben sich um den Preis. Drei davon wählte die siebenköpfige Jury aus. Die Gewinner-Einrichtungen nahmen die Auszeichnungen im Rahmen der feierlichen Abendveranstaltung des Bildungs- und Betreuungskongresses "Invest in Future" mit Landessozialministerin Dr. Monika Stolz am 18. Oktober in Stuttgart entgegen. „Das Land wünscht sich noch mehr 'Bildungshäuser 3 - 10' und setzt sich nachdrücklich für ihren Ausbau ein“, sagte die Ministerin, die zugleich Kinderbeauftragte der Landesregierung ist. „Diese Bildungseinrichtungen ermöglichen ein nahtloses Bildungsangebot für Kinder vom Kindergarteneintritt bis zum Ende der Grundschule. Der vom Land einberufene Expertenkreis 'Herkunft und Bildungserfolg' wird uns in Kürze weitere Vorschläge unterbreiten, wie wir allen Kindern in Baden-Württemberg eine gute Bildung anbieten können. Kein Kind darf dabei aus dem Blick geraten.“Hamburger Flachsland Zukunftsschulen erhalten ersten Preis
Den ersten mit 5.000 Euro dotierten Preis erkannte die Jury den Flachsland Zukunftsschulen in Hamburg zu. Ihre Begründung lautet: „Die Pädagogik der Flachsland Zukunftsschulen ist von unten her gedacht und aufgebaut: Aus der Kita-Pädagogik entwickelt sich die Schulpädagogik in stimmiger Weise. Das hat die Jury besonders beeindruckt. Einen solchen Ansatz gab es bei keinem der anderen Bewerber. Die Pädagogik der Flachsland Zukunftsschulen setzt konsequent auf ein konstruktivistisches Bildungsverständnis, das Kinder als Akteure ihrer Entwicklung sieht. Doch nicht nur dieses durchgängig angewandte Bildungsverständnis bietet den Kindern Kontinuität über den gesamten Zeitraum vom Krippenalter bis zum Ende des Grundschulalters. Die räumliche Unterbringung des Elementar- und des Primarbereichs unter einem Dach sowie ein fließender Übergang von einem Bereich in den anderen und die enge Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte getragen von gemeinsamen Teambesprechungen lassen die Kluft entfallen, die sich in anderen Konstellationen zwischen Kindertagesstätte und Grundschule für die Kinder auftut. Gleichzeitig sorgen ein fester Einschulungstermin und eine entsprechende Feier dafür, dass es für den Übergang in die Schule einen herausgehobenen Tag gibt. Besonders erwähnenswert sind außerdem das umfassende Qualitätsmanagement der Einrichtung sowie die Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Beirat, der zu einer engen Verzahnung von Theorie und Praxis führt. Die Flachsland Zukunftsschulen sind eine Einrichtung mit Vorbildcharakter. Das hat die Jury dazu bewogen, dieser besonderen Einrichtung den ersten Preis im Rahmen des Invest in Future Awards zuzusprechen.“Zweiter Preis für Kinderzentrum St. Josef in Stuttgart
Den mit einem 2.500 Euro-Warengutschein des Kindergartenausstatters Dusyma verbundenen zweiten Preis erhielt das Kinderzentrum St. Josef in Stuttgart mit folgender Jurybegründung: „Das Kinderzentrum St. Josef arbeitet nach dem Konzept der Early Excellence Center (EEC) und legt großen Wert darauf, die entsprechenden Qualitätskriterien durchgängig umzusetzen sowie transparent zu machen. Durch die Einheitlichkeit der pädagogischen Grundsätze und der im Qualitätshandbuch festgeschriebenen Inhalte, Prozesse, Strukturen und Standards entstehen für Kinder und Eltern Verlässlichkeit und Kontinuität, auch wenn das Kind zum Beispiel vom Krippenbereich in die Kita bzw. in den Hortbereich wechselt. Zur Kontinuität trägt außerdem das austarierte Bezugserzieherinnen- bzw. -erzieherkonzept bei. Besonders hervorzuheben ist darüber hinaus die Kooperation mit der nahegelegenen Grund- und Hauptschule Ostheim im Rahmen des baden-württembergischen Modellprojekts Bildungshaus 3-10. Eine der dortigen Lehrerinnen ließ sich ebenfalls als EEC-Beraterin ausbilden. Sie trägt dazu bei, die Pädagogik der Kitas im Familienzentrum St. Josef in die Schule hinein zu transportieren und zu verlängern. Ein besonderer Aspekt ist das Vorhaben, arbeitssuchende Mütter als Tagesmütter zu qualifizieren, um nachfragenden Familien Randzeitenbetreuung anbieten zu können. Die starke Einbeziehung der Eltern sowie der familiären Hintergründe der Kinder äußert sich auch in dem Motto 'Eltern sind immer willkommen' und darin, dass das multikulturelle Umfeld der Einrichtung im Kita-Alltag sichtbar wird. Für erwähnenswert hält die Jury außerdem die in St. Josef geübte Praxis, ein Kind in regelmäßigem Turnus gleich von vier Erzieherinnen bzw. Erziehern beobachten zu lassen, um ein möglichst umfassendes und ausgewogenes Bild zu erhalten. Das Kinderzentrum St. Josef verwirklicht viele einzelne Ideen und Konzepte, um Kontinuität im Bildungsprozess der Kinder und in der Betreuungssituation für die Eltern umzusetzen und voranzutreiben. Viele davon empfehlen sich zur Nachahmung. Daher zeichnet die Jury das Kinderzentrum St. Josef mit dem zweiten Preis des Invest in Future Award 2010 aus.“Dritter Preis für Apfelbäumchen in Nussloch
Den dritten Preis und 500 Euro erhielt das Kinderhaus und Familienzentrum Apfelbäumchen in Nussloch bei Heidelberg. Die Jury begründete die Entscheidung so: "Das Kinderhaus Apfelbäumchen vereint Krippe, Kindergarten und Hort unter einem Dach. Gemeinsame Projekte für Schul- und Kindergartenkinder verknüpfen den Elementarbereich mit dem Schulkinderbereich. Während der Ferien übernehmen Schulkinder auch gerne Patenschaften für Kleinkinder, die sie dann während dieses Zeitraums häufig sehen. Dies sind Beispiele für eine Vielzahl von Maßnahmen, die das Kinderhaus Apfelbäumchen umsetzt, um Kontinuität für die Kinder herzustellen. Das Kinderhaus Apfelbäumchen entwickelte sich in bemerkenswerter Weise aus einer Selbsthilfeinitiative. Eine konstante, verlässliche Erziehungspartnerschaft mit den Eltern und deren Mitsprache spielt daher eine zentrale Rolle in diesem durch Eltern getragenen Verein. Das Kinderhaus wird so für die Familien über eine lange Zeit ein verlässlicher und entlastender Fixpunkt - zumal die Erzieherinnen und Erzieher die Hortpädagogik in Fortsetzung der Elementarpädagogik als Entwicklungsbegleitung der Kinder begreifen und entsprechend umsetzen. Besonders angesprochen hat die Jury außerdem die Vernetzung der Einrichtungen im Gemeinwesen, z.B. mit anderen Kindergärten der Gemeinde, mit Schulen, aber auch mit Vereinen und der Feuerwehr. Diese Einbindung in den Sozialraum schafft für die Familien eine Kontinuität über die Kinderhauszeit hinaus. Die Jury würdigt das insgesamt stimmige Konzept und erkennt dem Kinderhaus Apfelbäumchen den dritten Preis des Invest in Future Award 2010 zu.“ Folgende Persönlichkeiten engagierten sich in der ehrenamtlichen Jury:- Ralf Caspary, SWR-Wissenschaftsredakteur und Feature-Autor mit den Schwerpunkten Bildung und Neurowissenschaft
- Sofie Geisel, Leiterin des Netzwerksbüros Erfolgsfaktor Familie des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Berlin
- Carola Kammerlander, Pädagogische Geschäftsführerin der Konzept-e für Kindertagesstätten gGmbH, Stuttgart
- Prof. Dr. Tassilo Knauf, Professor für Elementar-Pädagogik und Primarstufen-Pädagogik an der Universität Duisburg-Essen, emeritiert
- Dr. Jörg Maywald, Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft e.V., Berlin
- Kornelia Schneider, bis Ende 2009 Wissenschaftliche Referentin des Deutschen Jugendinstituts, München
- Waltraud Weegmann, Geschäftsführerin der Konzept-e für Kindertagesstätten gGmbH, Stuttgart
Quelle: eoscript Public Relations, Pressemitteilung vom 19.10.2010