AWO: Nicht die Einwandererkinder versagen, sondern unser Bildungssystem!
"Statt endlos über Integrationsberichte zu lamentieren, muss die Politik endlich konkret reagieren"
"Nun gibt es noch eine weitere Studie, die belegt: Einwandererkinder sind die ärgsten Verlierer im deutschen Bildungssystem", kommentiert Brigitte Döcker, Mitglied des AWO Bundesvorstands, den Integrationsbericht der Bundesregierung, der am Mittwoch in Berlin vorgelegt wurde. "Doch statt jetzt wieder endlos zu lamentieren und virtuelle Debatten über die Ursachen zu führen, muss die Politik endlich reagieren und die bestehenden Barrieren in unserem Bildungssystem abschaffen", fordert Brigitte Döcker. Laut Integrationsbericht verliessen 2008 13,3 Prozent der Migrantenkinder die Schule ohne Abschluss - das ist noch ein Drittel mehr als in den Vorjahren. Zwar stieg auch der Anteil der Realschulabschlüsse leicht an, sowie die Quote der Abiturienten mit Migrationshintergrund, doch insgesamt verschärft sich ein sehr problematischer Trend: Einer kleinen Elite von hoch qualifizierten Migranten steht eine wachsende Zahl von jugendlichen Zuwanderern gegenüber, die fast keine Aussicht auf einen Ausbildungsplatz und damit auch kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Eine Entwicklung, die auch bei deutschen Jugendlichen zu beobachten ist. Die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss stieg von 5,4 Prozent im Jahr 2005 auf inzwischen 7,0 Prozent. "Unser Bildungssystem entspricht nicht den Realitäten der Einwanderergesellschaft. Es ist immer noch nationalstaatlich konzipiert und sieht die Familiensprachen der Einwanderer als Behinderung und Problem an. Zugleich ignoriert es, dass ja auch immer mehr deutsche Kinder in bildungsfernen Familien aufwachsen, die unter wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen leben, die ständig prekärer und unsicherer werden", erklärt der AWO Bundesverband. So wirkt das Schulsystem höchst selektiv und ausgrenzend. "Um gegenzusteuern, muss insbesondere die sprachliche Bildung frühkindlich beginnen und die Förderung muss sich konsequent durch alle schulischen Institutionen und Fächer ziehen ", fordert Brigitte Döcker. Leider seien sowohl die Fehleranalyse als auch der Maßnahmenkatalog des jüngsten AWO Sozialberichts "Was hält die Gesellschaft zusammen?" höchst aktuell und dringender denn je.Quelle: Pressemeldung des AWO Bundesverbandes e.V. vom 07.07.2010
http://www.awo.org