Behindertengerecht ist menschengerecht

15. Weltkongress von Inclusion International ging am 19.06.2010 in Berlin zu Ende - 2500 Teilnehmer aus 74 Nationen fordern rasche und globale Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention

BERLIN. „Behindertengerecht ist menschengerecht.“ Auf diese einfache Formel brachte Robert Antretter, Bundesvorsitzender der Lebenshilfe, das für viele in Deutschland noch unbekannte Wort „Inklusion“. Auf dem 15. Weltkongress von Inclusion International mit dem Titel „Inklusion – Rechte werden Wirklichkeit“, der heute in Berlin zu Ende geht, haben 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 74 Ländern diesen Begriff mit Leben erfüllt. Fast 1000 Menschen mit geistiger Behinderung – sogenannte Selbstvertreter – waren mit dabei. Es ging um den Abbau von Barrieren – in der Umwelt und im Umgang miteinander. Wenn jeder behinderte Mensch von Anfang an dazugehörte, ob in der Schule, am Arbeitsplatz, im Verein oder als Nachbar, wäre das Ziel der Inklusion erreicht. „Wir können, wenn wir uns für ein Leben ohne Hindernisse einsetzen, viel für alle unsere Mitmenschen tun“, so Robert Antretter in seinem Schlusswort vor dem Kongress. „Die abgesenkte Bordsteinkante dient der jungen Mutter mit dem Kinderwagen genauso wie dem gehetzten Manager, der mit seinem Trolley den ICE erreichen will. Integrative Wohnmodelle können beispielgebend sein für uns alle, die wir älter werden.“ Auch eine verständliche Sprache helfe nicht nur geistig behinderten Menschen, sich leichter zu orientieren. In Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, haben die Menschen mit Behinderung eine Verbündete. Als Gastrednerin bei der Eröffnung des Weltkongresses am Mittwoch legte sie ein deutliches Bekenntnis für die Inklusion ab: „Ich finde, alle Kinder müssen in eine Schule gehen.“ Nicht allein der Unterrichtsstoff sei wichtig, sondern auch das, „was die Kinder voneinander lernen“. Im Auftrag der Bundesregierung lud sie alle auf die Reise zur Inklusion ein. Die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen, die Deutschland als eine der ersten Nationen ratifiziert hat, ist ein wichtiger Motor auf dem Weg zu einer Gesellschaft ohne Barrieren. In einer Video-Botschaft versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel einen nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention, an dem behinderte Menschen und Verbände wie die Lebenshilfe beteiligt werden sollen. Lebenshilfe-Bundesvorsitzender Robert Antretter ist sich sicher: „Unser Kongress hat ein starkes Signal zur raschen und globalen Umsetzung der Behindertenrechtskonvention gegeben.“ Der 15. Weltkongress von Inclusion International wird gefördert durch:
das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Europäische Kommission, die AKTION MENSCH, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft CURACON und VW Nutzfahrzeuge.

Quelle: Pressemitteilung der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V. vom 19.06.2010
http://www.lebenshilfe.de