Der Bildungsgutschein bringt das Kind nicht zur Musikschule!

Berlin - Anlässlich des gestern vorgestellten Referentenentwurfs zur Neuregelung der Regelsätze im SGB II erklärt Dieter Heinrich, stellvertretender Vorsitzender des Zukunftsforum Familie e.V.: "Frau von der Leyen hat Recht: Wir brauchen dringend eine gezielt Förderung und mehr Bildungschancen für Kinder. Das Bildungspaket ist aber die falsche Antwort. Für eine gelingende Bildungsteilhabe muss sichergestellt werden, dass alle Kinder und Jugendliche in einem Umfeld aufwachsen, das frei von Stigmatisierung ist und ihnen die Möglichkeit zur individuellen Entwicklung gibt. Zwar ist eine flächendeckende Einführung von Bildungschipkarten vom Tisch. Die Bundesarbeitsministerin setzt jedoch weiter auf Gutscheine, die im Jobcenter ausgeteilt werden. Es ist aber naiv, die Umstellung von Geld- auf Sachleistungen als 'Paradigmenwechsel' zu beschreiben. Der Bildungsgutschein nimmt das Kind nicht an die Hand und bringt es in die Musikschule oder den Fußballverein. Ebenso wenig der Mitarbeiter im Jobcenter. Es tun Mutter oder Vater. Die Eltern fördern ihre Kinder, ihre Autonomie steht sogar im  Grundgesetz. Deren Kompetenzen dürfen wir nicht anzweifeln, sondern müssen sie unterstützen. Um Kinderarmut langfristig und zielgerichtet zu bekämpfen, brauchen wir einen echten Paradigmenwechsel in der Familienförderung: Weg von stigmatisierenden und die Elternautonomie einschränkenden Sachleistungen und hin zu einer echten gesellschaftlichen Verantwortung für die Sicherung des sächlichen Existenzminimums und der Bildungsteilhabe von allen Kindern. Das kann durch eine Kindergrundsicherung in Höhe des soziokulturellen  Existenzminimums geleistet werden. Zusätzlich muss dringend die  Bildungsinfrastruktur vor Ort gestärkt werden. Dazu fordern wir die Verankerung eines individuellen Rechtsanspruchs auf soziokulturelle Förderung im SGB VIII."

Hintergrund

Das ZFF wurde 2002 auf Initiative der Arbeiterwohlfahrt gegründet. Der familienpolitische Fachverband setzt sich für die Interessen von Familien ein und kämpft für soziale Gerechtigkeit in der Familienpolitik. Für das ZFF ist Familie dort, wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen, Sorge tragen und Zuwendung schenken. Neben Gliederungen der AWO sind dort unter anderem die Bundesvereinigung der Mütterzentren, der Progressive Eltern- und Erzieherverband (PEVNW) und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Elterninitiativkindergärten organisiert.

Quelle: Pressemitteilung des Zukunftsforum Familie e.V. vom 21.09.2010
http://www.zukunftsforum-familie.de