Expertenkreis "Inklusive Bildung" hat erstmals getagt

Deutsches Bildungssystem inklusiv gestalten

Der Expertenkreis "Inklusive Bildung" der Deutschen UNESCO-Kommission hat in Bonn erstmals getagt. Beim Treffen diskutierten Teilnehmer politische und rechtliche Rahmenbedingungen der inklusiven Bildung in Deutschland, den aktuellen Forschungsstand sowie Aktivitäten von Verbänden und Stiftungen. Ein zentrales Thema war auch die praktische Umsetzung inklusiver Bildung in Kindertagesstätten, der Schule und der betrieblichen Ausbildung. Mitglieder des Kreises sind Experten der inklusiven Bildung aus Politik, Wissenschaft, Bildung und Zivilgesellschaft. Inklusion soll allen Kindern eine qualitativ hochwertige Bildung ermöglichen, unabhängig von Lernbedürfnissen, Geschlecht oder Herkunft. "Viele Bundesländer müssen deutlich mehr tun, um inklusive Bildung zu ermöglichen. Die starke Ausdifferenzierung des Sonderpädagogischen Systems kann dabei nicht aufrecht erhalten werden. Die Forschung zeigt uns, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, welche pädagogischen Konzepte realisiert werden müssen, um das Bildungssystem inklusiv zu gestalten. Wir müssen nun schnell Wege finden, wie wir dies in der Praxis umsetzen können. Die UN-Behindertenrechtskonvention räumt keine beliebigen Wartefristen ein", so die Vorsitzende des Expertenkreises Ministerin a.D. Ute Erdsiek-Rave. Ein Großteil der Mitglieder des Expertenkreises unterstrich bei dem Treffen, dass in die Forschung zur inklusiven Bildung mehr investiert werden müsse, um Lernergebnisse von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung messen und Schulen auf ihrem Weg zur inklusiven Bildung wissenschaftlich begleiten zu können. Bildungsqualität müsse auf dem Weg zur inklusiven Schule im Zentrum stehen. Es sei notwendig, die Lehrerausbildung im Hinblick auf die inklusive Bildung anzupassen und Lehrerinnen und Lehrern entsprechende Fortbildungsangebote anzubieten. Zudem müsse die Öffentlichkeit für das Thema inklusive Bildung stärker sensibilisiert werden. Ein Internetportal soll künftig über inklusive Bildung in Deutschland und darüber hinaus informieren. Der Expertenkreis "Inklusive Bildung" wurde 2010 durch die Deutsche UNESCO-Kommission gegründet. Er vernetzt Kompetenz und Erfahrungen der Wissenschaft, Praxis und Politik miteinander und fördert die Umsetzung inklusiver Bildung bundesweit durch gemeinsame Initiativen. Seit 2009 gilt in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention. Danach haben alle Kinder mit Behinderung das Recht auf gemeinsamen Unterricht in einer allgemeinen Schule. In Europa werden 85 Prozent der Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf in Regelschulen unterrichtet, in Deutschland sind es etwa 18 Prozent aller Kinder mit Behinderung. Auch Kinder mit Migrationshintergrund besuchen in Deutschland überdurchschnittlich häufig Förderschulen, in denen sie oft keinen qualifizierenden Schulabschluss erwerben. Inklusive Bildung ist ein zentrales Anliegen der UNESCO. Es wurde bereits in der Salamanca-Erklärung 1994 festgelegt und 2008 auf der UNESCO-Weltbildungsministerkonferenz erneut bestätigt. Inklusion fordert, dass allen Menschen die gleichen Möglichkeiten offen stehen, an qualitativ hochwertiger Bildung teilzuhaben und ihre Potenziale zu entwickeln – unabhängig von Lernbedürfnissen, Geschlecht und sozio-ökonomischen Vorrausetzungen. Kontakt:
Katja Römer
Deutsche UNESCO-Kommission e.V.
Telefon: 0228-60497-17 Weitere Informationen zu dem Expertenkreis:
www.unesco.de/4842.html

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission e.V. vom 10.11.2010
http://www.unesco.de