Gesundheitsförderung als Beitrag zur Integration

23.11.2010 | Gesundheitswesen | Nachrichten

In Koblenz wurde erstes Migrantennetzwerk Gesundheit gegründet

Die rheinland-pfälzische Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen (MASGFF) Malu Dreyer hat am 19.11.2010 in Koblenz gemeinsam mit Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig das erste Migrantennetzwerk Gesundheit der Öffentlichkeit vorgestellt. Aufgabe der Zusammenarbeit verschiedener Partnerinnen und Partner aus Integrationsbeirat, Migrationsfachdiensten, Wohlfahrtsverbänden und Gesundheitsinstitutionen der Stadt Koblenz ist eine verbesserte Prävention und Gesundheitsförderung für Menschen mit Migrationshintergrund. „Es ist unser Ziel, die in Rheinland-Pfalz lebenden Migrantinnen und Migranten in einem gesunden Lebensstil zu unterstützen und ihnen einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsinformationen und Gesundheitsdienstleistungen zu ermöglichen“, erklärte Malu Dreyer bei der konstituierenden Sitzung des Migrantennetzwerks. „Menschen mit Migrationshintergrund leisten hierzulande einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag. Ihnen den Weg in unser Gesundheitssystem zu ebnen und sie mit dem Wissen auszustatten, das sie brauchen, um gesund zu bleiben und Krankheiten vorzubeugen, ist ein Gebot der Integration“, so die Ministerin, die derzeit auch den Vorsitz der Integrationsministerkonferenz der Bundesländer hat. Das Migrantennetzwerk Gesundheit ist Bestandteil des Landesleitprojekts „Prävention für Menschen mit Migrationshintergrund“. Dieses baut auf der Erfahrung auf, dass Angebote des deutschen Gesundheitssystems von Menschen mit Migrationshintergrund nur eingeschränkt in Anspruch genommen werden. Rund 17% der in Rheinland-Pfalz lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund. Sie sind verstärkt von bestimmten Krankheiten und gesundheitlichen Belastungen betroffen, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas oder Diabetes. Von  präventiven Angeboten, die solchen Erkrankungen vorbeugen können, werden sie häufig nicht genügend erreicht. „Wir freuen uns, dass wir in Koblenz eine Vorreiterfunktion einnehmen. Neben dem neuen Netzwerk zur Gesundheitsförderung haben wir bereits Gesundheitswegweiser in neun Sprachen herausgegeben“, sagte Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig. „Wir wollen, dass die Migrantinnen und Migranten, immerhin ein Viertel der Koblenzer Bevölkerung, sich in Gesundheitsdingen hier gut auskennen“. Das Landesleitprojekt wurde im Rahmen der „Initiative Gesundheitswirtschaft Rheinland-Pfalz“  vom MASGFF gemeinsam mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) entwickelt. LZG-Geschäftsführer Jupp Arldt erklärte: „Mit dem Landesleitprojekt wollen wir zum Beispiel erreichen, dass bei Präventionsangeboten kulturelle Bedürfnisse besser berücksichtigt werden. Die Ärzteschaft sowie medizinisches Fachpersonal muss für kulturell unterschiedliche Werthaltungen sensibilisiert werden, um Patientinnen und Patienten in angemessener Weise begegnen zu können.“ Neben dem Aufbau von regionalen Netzwerken zur Gesundheitsförderung von Migrantinnen und Migranten nannte Arldt die Schulung von Gesundheitsmediatoren als eine viel versprechende Maßnahme. „Gesundheitsmediatoren aus den Reihen der Migrantinnen und Migranten sollen ihre Landsleute beraten und sie auf den Wegen durch das Gesundheitssystem begleiten“, so Arldt. Vito Contento, Vorsitzender des Landesverbandes der Beiräte für Migration und Integration in Rheinland-Pfalz (AGARP), begrüßte die Idee der Gesundheitsmediatoren „weil sie Menschen mit Migrationshintergrund einbindet und ihnen Verantwortung überträgt. Integration, auch auf dem Gebiet der Gesundheit, funktioniert am besten mit den Betroffenen gemeinsam und nicht über ihre Köpfe hinweg“, sagte Contento. Dass Gesundheitsförderung Spaß machen kann, so das Motto der LZG, bewiesen der türkische Kabarettist Erden Akan und Sänger Django Reinhardt, ein Koblenzer Nachkomme der bekannten Musikerdynastie. Die beiden Künstler sorgten für gute Unterhaltung bei der von Sirin Sak moderierten Veranstaltung. Die Journalistin ist Mitarbeiterin von Radyo Metropol, dem ersten deutsch-türkischen Radiosender in Deutschland, der zukünftig Medienpartner der LZG sein wird. Sirin Sak stellte die 13 zukünftigen Koblenzer Gesundheitsmediatorinnen vor – allesamt Frauen aus verschiedenen Kulturkreisen – die nun eine siebenstufige Ausbildung durchlaufen werden. Eine Talkrunde mit allen Beteiligten und eine Vorstellung der Organisation und Aufgaben des Migrantennetzwerks Gesundheit durch die beiden zukünftigen Leiter Selim Özen und Marcus Uhrmacher rundeten den Nachmittag ab. Der Wunsch des Koblenzer Oberbürgermeisters ist es, weitere interessierte Institutionen und Personen für die Zusammenarbeit in der Gesundheitsförderung für Migrantinnen und Migranten in seiner Stadt zu gewinnen. Zu wünschen ist  darüber hinaus, dass das Koblenzer Beispiel Schule macht und die Gründung weiterer Netzwerke in anderen rheinland-pfälzischen Städten und Regionen damit angestoßen wird.

Quelle: Pressemitteilung der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) vom 19.11.2010
V.i.S.d.P. Jupp Arldt, Geschäftsführer LZG
http://www.lzg-rlp.de