GEW: „Sprechen statt testen“

Die Bildungsgewerkschaft zum geplanten Kita-Sprachprogramm

Frankfurt a.M. - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt das im Vorfeld des Integrationsgipfels angekündigte Sprachprogramm für Kindertagesstätten. „Es ist längst überfällig, Geld für echte Sprachförderung zur Verfügung zu stellen“, sagte Norbert Hocke, das für Jugendhilfe zuständige GEW-Vorstandsmitglied. „Die bisherigen Sprachprogramme bestanden hauptsächlich aus Tests. Oft wurden Erzieherinnen und Kinder mit den Ergebnissen im Regen stehen gelassen,“ so Hocke „Jetzt heißt es endlich: sprechen statt testen.“ Positiv bewertet die GEW, dass mit dem Programm neue Stellen geschaffen werden sollen. „Fundierte Sprachförderung macht man nicht nebenbei. Sie braucht Zeit und qualifizierte Fachkräfte“, betonte Kita-Experte Hocke und warnte gleichzeitig - vor dem Hintergrund des Erzieherinnen-Mangels - auf nicht ausreichend ausgebildetes Personal zu setzen. „Gutes Personal zu finden, wird eine echte Herausforderung. Sie kann nur bewältigt werden, wenn Kita-Träger, Gewerkschaften, Migrantenorganisationen und Fach- und Hochschulen rechtzeitig in das Programm einbezogen werden.“ Begrüßenswert sei auch das finanzielle Engagement des Bundes. Es sei ein richtiger Schritt, die Kommunen mit dieser wichtigen Aufgabe nicht allein zu lassen, so Hocke. Er warnte allerdings davor, das Programm kurzfristig anzulegen. Es müsse frühzeitig über die vier Jahre hinaus geplant werden.
Gleichzeitig setzt sich die Bildungsgewerkschaft für ein umfassenderes Verständnis von Sprachförderung ein. „Bisher schaut man bei den Kindern nur auf die Defizite. Wir müssen endlich auch die Potentiale fördern, die Kinder mit einer anderen Herkunftssprache als Deutsch haben,“ sagte Norbert Hocke. „Die Kinder haben ein Recht darauf, dass ihre Muttersprache anerkannt wird. Dazu ist es wichtig, ein ganzheitliches und durchgängiges Konzept sprachlicher und interkultureller Bildung zu entwickeln. Dieses muss auch den Schulbereich umfassen. Hier fehlt es bisher an konsequenter Förderung in allen Schulformen und -stufen.“

Quelle: Pressemitteilung der GEW vom 03.11.2010
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