Ineffizienzen im Gesundheitswesen belasten Versicherte und Patienten

05.02.2010 | Gesundheitswesen | Nachrichten

Fachgesellschaft mahnt besseres Versorgungsmanagement an


von Jürgen Bause Berlin. In vielen Ländern sind die Menschen gesunder und leben länger als in Deutschland. Und das bei deutlich geringeren Kosten im Gesundheitsbereich, so Zahlen der OECD. Angesichts der Ankündigung von Zusatzbeiträgen durch zahlreiche Krankenkassen und der aufgeflammten Priorisierungsdebatte fordert die  Deutsche Gesellschaft für bürgerorientierte Gesundheitsversorgung (DGbG e.V.) in einer Stellungnahme einen noch effizienteren Umgang mit den Ressourcen im Gesundheitswesen. Finanzielle Reserven der GKVen vermutet eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Jahre 2009. Und es gibt immer noch zahlreiche Gründe, die zu unnötigen Ressourcenverschwendungen zum Nachteil der Versicherten und Patienten führen. Dazu gehören nicht nur eine betonartige Lobbyistenstruktur in und um das Gesundheitswesen – verbunden mit Gruppenegoismus einzelner Versorgungsbereiche. Auch das beharrliche Beibehalten ineffizienter Strukturen und Versorgungsprozesse. Weiterhin bemängelt die DGbG eine einseitige Prioritätensetzung z. B. bei Arzneimittel-Rabattverträgen unter Inkaufnahme nachteiliger medizinischer und ökonomischer Folgewirkungen. Kosten von 15 bis 20 Milliarden Euro entstehen jährlich durch fehlende Therapietreue (Non-Compliance/Adherence) Die liegen bei einigen Volkskrankheiten um 50 Prozent. Dadurch werden die medizinischen Behandlungsergebnisse erheblich gefährdet. Außer den direkten Kosten durch weggeworfene Medikamente, nicht notwendige Arztbesuche usw. entstehen. Mehrausgaben durch den Verlust an Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit, Patientenunzufriedenheit usw. Derzeit wird zu wenig unternommen, um diese negativen Folgen eines unzureichenden Gesundheitsmanagements zu reduzieren und damit Ursachen für verschwenderische Ausgaben zu bekämpfen. Das gesundheitliche Risikoverhalten der Bevölkerung ( Fehlernährung, Übergewicht, Alkoholmissbrauch)  ist eine „Zeitbombe“. Sie wird in Zukunft wahrscheinlich zu einer erheblichen Zunahme der Versorgungskosten führen, so die Experten der DGbG. unter der Leitung des Mediziners Prof. Dr. Dr. Dr. hc. mult. Dieter Adam, München. Adam weist auf zahlreiche nachhaltige  Verbesserungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen hin: Förderung der Eigeninitiative mit Selbstverantwortung, gesundheitsbewusstes Verhalten der Bürger durch Gesundheitsbildung, Gesundheitscoaching und Patientencoaching. Weiterhin ist ein Paradigmenwechsel von der Post-Crash-Intervention hin zur Prävention unerlässlich. Wirtschaft, Bildung, Forschung, Finanzpolitik und Städteplanung sind aufgefordert ihren Teil an  Verantwortung für mehr Gesundheit im Rahmen einer umfassenden politischen Handlungsstrategie zu übernehmen. Grundlage für all diese Maßnahmen muss eine Versogungsforschung sein, die dringend einer Förderung bedarf, so die Fachgesellschaft.

Weitere Informationen:

Die Deutsche Gesellschaft für bürgerorientierte Gesundheits­versorgung (DGbG) e.V. ist ein plura­listischer Verein, der sich für mehr Bürgerorientierung auf allen Ebenen des Gesundheitswesens einsetzt, das heißt Förderung der Gesund­heitskompetenz des ein­zelnen Bürgers sowie die Beteiligung der Versi­cherten -und Patientenvertreter in Entscheidungs­gremien. Neben Struktur- und Prozess­optimierungen betrachtet die DGbG das gesundheitliche Selbstmanagement der Bürger und Patienten als eine dritte Säule zur Stabilisierung des Gesundheits­wesens. DGbG-Geschäftsstelle, Genter Straße 63, 13353 Berlin, Tel. 030-45475466, E-Mail: berlin@dgbgev.com.

Quelle: Jürgen Bause, Medizin-Nachrichten, ags-Medienservice vom 05.02.2010