Kita-Personal im Osten besser ausgebildet

Ländermonitor Frühkindliche Bildung zeigt große Unterschiede zwischen Berufsqualifikation und Ausbildungsdauer

Bei der beruflichen Qualifikation des Personals in den Kindergärten hinkt der Westen den östlichen Bundesländern hinterher. Fast 90 Prozent aller pädagogischen Fachkräfte der Kindertageseinrichtungen in Ostdeutschland sind ausgebildete Erzieherinnen. In den westlichen Ländern verfügen weniger als 70 Prozent über diesen Fachschulabschluss, der eine mindestens vierjährige, meist jedoch fünfjährige Ausbildung erfordert. Im Westen haben annähernd 20 Prozent lediglich eine zweijährige Ausbildung als Kinderpflegerin oder Sozialassistentin absolviert. Zum Vergleich: Ihr Anteil macht im Osten weniger als ein Prozent des Kita-Personals aus. Das geht aus den Daten des Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme 2010 der Bertelsmann Stiftung hervor, die im Internet abrufbar sind. Besonders hoch ist den Zahlen zufolge der Anteil der Kinderpflegerinnen in Bayern (rund 37 Prozent), Schleswig-Holstein (rund 22 Prozent), Hamburg und im Saarland (jeweils knapp 20 Prozent). In frühkindlichen Bildungseinrichtungen werden sie meist als Zweitkräfte neben Erzieherinnen in Kita-Gruppen eingesetzt. "Die Professionalität der pädagogischen Fachkräfte bestimmt maßgeblich die Qualität frühkindlicher Bildungsangebote", erläutert Dr. Jörg Dräger, für Bildung verantwortlicher Vorstand der Bertelsmann Stiftung. "Der nötige Ausbau der Kindergärten darf nicht zu Lasten der Qualität gehen." Seit 2007 hat sich das Ausbildungsniveau der pädagogischen Fachkräfte in Deutschland laut Ländermonitor kaum verändert. Insgesamt haben rund 72 Prozent einen Fachschulabschluss als Erzieherin, mehr als 13 Prozent einen Berufsschulabschluss als Kinderpflegerin und nur 3,5 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss. Die zahlreichen neu eingerichteten Studiengänge an Hochschulen haben zwischen 2007 und 2009 noch keinen deutlichen Anstieg bei der Zahl der Hochschulabsolventinnen unter den Erzieherinnen bewirkt. Weitere Analysen des Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme 2010 zeigen, dass zunehmend mehr Kita-Beschäftigte in Teilzeit tätig sind. Waren vor zehn Jahren noch über die Hälfte von ihnen in Vollzeit beschäftigt, liegt dieser Anteil nun unter 40 Prozent. Im Osten arbeiten hingegen 80 Prozent der Beschäftigten weniger als 38 Stunden pro Woche, im Westen sind es 56 Prozent. Für die Beschäftigten bedeutet das geringere Einkommen, zudem macht es diese Entwicklung schwieriger, die nötigen stabilen und kontinuierlichen Beziehungsstrukturen zu schaffen. Dies ist insbesondere für den steigenden Anteil von Kindern bedeutsam, die ganztags betreut werden. Den Analysen des Ländermonitors zufolge ist insbesondere in den östlichen Bundesländern eine Erzieherin für zu viele Kinder verantwortlich. Neben der beruflichen Qualifikation ist aber auch der Personalschlüssel entscheidend für die Qualität von Kindertageseinrichtungen. Denn auch eine gut ausgebildete Erzieherin braucht ausreichend Zeit, um die Bildungs- und Entwicklungsprozesse jedes einzelnen Kindes fördern zu können. Insbesondere in den östlichen Bundesländern muss nach den Ergebnissen des Ländermonitors der Qualitätsausbau daher auch durch bessere Personalschlüssel unterstützt werden. Die Berechnungen wurden vom Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vorgenommen. Der Ländermonitor 2010 wertet die Daten der aktuellen Kinder- und Jugendhilfestatistik 2009 aus.

Quelle: Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung vom 08.08.2010
http://www.bertelsmann-stiftung.de