Kristina Schröder: "Für eine wirksame Integration brauchen wir klare Regeln."

Bundesfamilienministerin stellt Studien zu Rollenbildern und Gewaltphänomenen bei jungen Muslimen in Deutschland vor

In den letzten Monaten ist eine intensive Diskussion, insbesondere über Gewaltphänomene bei jungen männlichen Migranten geführt worden. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend legt jetzt zwei aktuelle Studien vor, in denen das Rollenverständnis muslimischer Jugendlicher, ihre Einstellung zu Gewalt und Präventionsmöglichkeiten untersucht werden. "Es gibt keine Entschuldigung für Gewalt - egal, warum sie entsteht und vom wem sie ausgeht", erklärt die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Kristina Schröder. "Wir müssen offen und ohne Tabus über die Probleme in der Integration reden, mit denen viele Menschen in ihrem Alltag konfrontiert sind. Die heute vorgelegten Studien belegen: Entscheidend für die Lösung dieser Probleme sind klare Regeln, eine wirksame Prävention und die frühe Förderung von Kindern und Jugendlichen." Die Studie "Jugendliche Migranten - muslimische Jugendliche. Gewalttätigkeit und geschlechterspezifische Einstellungsmuster" wurde von der Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Sonja Haug erstellt. Haug skizziert in ihrer Untersuchung individuelle Faktoren für eine erhöhte Gewaltbereitschaft junger Migranten. Als mögliche Ursachen nennt sie geringe Schulqualifikation, Perspektivlosigkeit, soziale Randlage, Gewalterfahrungen im Elternhaus oder in Cliquen und die Zustimmung zu gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen. Teilweise werden Abgrenzungstendenzen deutlich, v.a. in Bezug auf die zunehmende Ablehnung interreligiöser Ehen. Die Expertise des Erziehungswissenschaftlers Prof. Dr. Ahmet Toprak und der Sozialpsychologin Prof. Dr. Katja Nowacki trägt den Titel: "Gewaltphänomene bei männlichen, muslimischen Jugendlichen mit Migrationshintergrund und Präventionsstrategien." Toprak und Nowacki untersuchen in ihrer Studie Unterschiede in den Erziehungszielen muslimischer und nicht-muslimischer Eltern. Sie stellen fest, dass in den untersuchten muslimischen Familien Werte wie "Respekt vor Autoritäten", "Ehrenhaftigkeit" und "Zusammengehörigkeit" im Zentrum stehen. Für viele muslimische Jugendliche spielten ein ausgeprägtes Männlichkeitsbild und die Wahrung der Familienehre insbesondere mit Blick auf das Verhalten der Frauen eine zentrale Rolle. Einige Eltern nähmen ihre Erziehungsverantwortung nicht wahr und fehlten als Handlungsvorbilder. Das Bundesfamilienministerium fördert die Bildungschancen und Zukunftsperspektiven junger Menschen und die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund mit folgenden Projekten:
  • Die Initiative "JUGEND STÄRKEN" erreicht an mehr als 1.000 Standorten bundesweit rund 156.000 Jugendliche, davon rund 72 Prozent mit Migrationshintergrund. Bestandteile der Initiative sind: Kompetenzagenturen, Jugendmigrationsdiensten und die Programme "Schulverweigerung - Die 2. Chance", "STÄRKEN vor Ort" und dem Modellprogramm "JUGEND STÄRKEN: Aktiv in der Region".
  • Zu Beginn des nächsten Jahres startet mit der Offensive "Frühe Chancen" in 4.000 Schwerpunkt-Kitas eine verstärkte Sprachförderung im frühkindlichen Bereich.
  • "Werkstattgespräch": Wie Eltern und Jugendliche in eine Lösungstrategie einbezogen werden können, wird Bundesfamilienministerin Schröder im Dezember dieses Jahres mit Schülern, Lehrern, Migrantenvertretern, sowie Experten aus Polizei, Justiz und der Präventionsarbeit besprechen.
  • Der "Jungenbeirat" des Ministeriums wird im Februar 2011 seine Arbeit aufnehmen. Der Beirat diskutiert und entwickelt unter anderem  Rollenbilder. Zwei der sechs Jungen im Beirat haben einen Migrationshintergrund.
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.bmfsfj.de.

Quelle: Pressemitteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 26.11.2010
http://www.bmfsfj.de