Nicht die Kinder versagen, sondern unser Bildungssystem!

AWO zum neuen Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme 2010

"Der neue Ländermonitor zeigt: Die Chancen unserer Kinder hängen doppelt von ihrer Herkunft ab" "Es ist nichts weniger als ein Skandal, dass der Bildungserfolg der Kinder in Deutschland nicht nur von der sozialen Herkunft ihrer Eltern abhängt, sondern auch noch von ihrem Wohnort", kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler die Ergebnisse der heute von der Bertelsmann Stiftung vorgelegten Studie "Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme 2010". Demnach investiert das Land Berlin mit 4.150 Euro mehr als doppelt soviel in die Bildung der 0-6 Jährigen wie das Schlusslicht Schleswig-Holstein und selbst finanzstarke Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg landen am unteren Ende des Investitionsvergleichs in frühkindliche Bildung und Erziehung. "Das legt den Finger erneut auf die Wunde der föderalen Zuständigkeit der Länder im Bildungsbereich", kritisiert Stadler. "Es gelingt nicht, die vom Grundgesetz geforderten gleichwertigen Lebensbedingungen umzusetzen." Die Ausgaben der Bundesländer für Angebote von Kitas und Tagespflege sind laut Bertelsmann-Studie höchst unterschiedlich. "Von Chancengerechtigkeit kann da keine Rede sein", rügt der AWO Bundesvorsitzende. Eine solche soziale und föderale Selektion im Bildungsbereich habe alarmierende Folgen, wie auch der jüngst vorgelegte Länderleistungsvergleich zeige. "Zum wiederholten Mal ist empirisch nachgewiesen, was jeder Praktiker weiß: Nicht die Kinder versagen, sondern das deutsche Bildungssystem!", betont Stadler. "Unserem Bildungssystem gelingt es insbesondere nicht, Kinder aus Einwandererfamilien ihren Begabungen entsprechend zu fördern und zu bilden." In diesem Zusammenhang weist die AWO auch die Forderung der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung zurück, dass eingewanderte Eltern mit ihren Kindern gefälligst Deutsch sprechen sollen, wozu sie der Besuch eines Integrationskurses befähige. Abgesehen davon, dass diese Annahme abwegig ist, werden damit die Herkunftssprachen als Übel und Hindernis für den Bildungserfolg von Einwandererkindern hingestellt, kritisiert Stadler. "Gute Kitas vermitteln gute Sprachkenntnisse und beides ist entscheidend für den Bildungserfolg aller Kinder, insbesondere aus sozial benachteiligten Familien", unterstreicht der AWO Bundesverband.

Quelle: Pressemeldung des AWO Bundesverbandes e.V. vom 29.06.2010
http://www.awo.org