Scharfe Kritik des Paritätischen an Gesundheitsreform
Verband warnt vor Ausbluten der Gesetzlichen Krankenkassen
Anlässlich der am 10.09.2010 stattfindenden Anhörung des Bundesgesundheitsministeriums kritisiert der Paritätische Wohlfahrtsverband den vorliegenden Gesetzesentwurf zur Gesundheitsreform scharf. Die Regierungspläne, der Privaten Krankenversicherung (PKV) weitere Vorteile einzuräumen, ohne sie an den Kosten zu beteiligen, sei ein Schlag ins Gesicht aller chronisch kranken und behinderten Menschen und beschere den gesetzlichen Krankenkassen Verluste in Milliardenhöhe. Der Verband fordert daher die Einbeziehung der PKV in den Risikostrukturausgleich. „Die staatlich geförderte Rosinenpickerei der Privaten Krankenversicherung auf Kosten der Schwächsten in unserer Gesellschaft ist unerträglich unsozial und muss gestoppt werden“, kritisiert Eberhard Jüttner, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes. Es sei ein Skandal, wie die Bundesregierung Gutverdienende und gesunde Versicherte nahezu dazu drängt, sich aus der Solidargemeinschaft in die Private Krankenversicherung zu flüchten. Der Paritätische rechnet damit, dass mit der Neuregelung über 360.000 besonders gesunde und einkommensstarke Versicherte jährlich in die PKV wechseln werden. Die Bundesregierung nehme damit sehenden Auges ein langsames Ausbluten der Gesetzlichen Krankenversicherung in Kauf. Nach Schätzungen des Verbandes drohten den Gesetzlichen Krankenkassen Finanzverluste von jährlich rund 1,8 Milliarden Euro. Der Paritätische fordert die sofortige Einbeziehung der Privaten Krankenversicherung in den Risikostrukturausgleich. "Ein fairer Wettbewerb setzt vergleichbare Wettbewerbsbedingungen voraus", so Eberhard Jüttner. Nur so erhielten auch die Privaten Krankenversicherungen einen Anreiz, sich stärker um chronisch kranke und behinderte Menschen zu bemühen. Mittelfristig sei ein Systemwechsel hin zu einer sozialen Bürgerversicherung notwendig. „Durch die Einführung einer Bürgerversicherung können wir unser Gesundheitssystem zukunftsfest machen und sicherstellen, dass jeder Mensch die medizinische Versorgung erhält, die er braucht. Gesundheit darf in unserem Land nicht zum Luxus werden“, so Jüttner. In dem die Kosten auf breitere Schultern verteilt würden, ließen sich die Beiträge insgesamt deutlich reduzieren, so der Verband. Unter dem Dach des Paritätischen engagieren sich 110 Selbsthilfeorganisationen und rund 30.000 gesundheitsbezogene Selbsthilfegruppen chronisch kranker und behinderter Menschen.Quelle: Pressemeldung vom 10.09.2010, Gwendolyn Stilling, Referentin für Presse- und Gremienarbeit, Der Paritätische Gesamtverband
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