Schockstarre: Paritätischer fordert bildungspolitische Totalreform
Paritätischer Wohlfahrtsverband zur aktuellen Vergleichsstudie zum Bildungsstand in den 16 Bundesländern
Als schonungsloses Dokument des Scheiterns bezeichnet der Paritätische Wohlfahrtsverband die aktuelle Vergleichsstudie, nach der Deutschland bezüglich der Bildungschancen junger Menschen zerrissener ist als je zuvor. Zehn Jahre nach PISA befinde sich die Bundesrepublik in einer bildungspolitischen Schockstarre, die nur durch durchgreifende Strukturreformen gelöst werden könne, kritisiert der Verband. Er fordert mehr Autonomie für Schulen, längeres gemeinsames Lernen und den Ausbau von Ganztagsangeboten. Darüber hinaus bedürfe es einer durchgängigen Sprachförderung, um die Bildungschancen junger Migrantinnen und Migranten nachhaltig zu verbessern. "Wir stehen vor einem bildungspolitischen Scherbenhaufen, der das Ergebnis halbherziger Reformen, föderaler Kleinstaaterei und sozialer Ignoranz ist. Zehn Jahre nach PISA ist das deutsche Schulsystem weniger als je zuvor in der Lage, Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu realisieren", kritisiert Verbandsvorsitzender Eberhard Jüttner. Die Ergebnisse der Studie belegten, dass nicht nur die soziale Herkunft sondern auch der Wohnort maßgeblich über die individuellen Bildungschancen entscheide. "Es kann nicht sein, dass die Zukunftschancen junger Menschen von der Zufälligkeit ihres Wohnortes abhängen. Mit gleichwertigen Lebensverhältnissen hat das nichts mehr zu tun", so Jüttner. Der Verband fordert eine Totalreform, die vor allem auf mehr Autonomie der Schulen setzt. "Unsere bildungspolitischen Probleme lassen sich nicht in Amtsstuben lösen. Schule muss aus der bürokratischen Umklammerung befreit und zurück in die Gesellschaft geholt werden", fordert Jüttner. Um jedem Kind und seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen gerecht werden zu können, bräuchten Schulen mehr Handlungs- und Gestaltungsfreiheit vor Ort. Durch eine weitreichende Vernetzung mit außerschulischen Partnern wie Migrantenorganisationen, Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit sei sicherzustellen, dass kein junger Mensch auf der Strecke bliebe. Neben einem zügigen Ausbau der Ganztagsangebote und einer längeren gemeinsamen Lernzeit, fordert der Verband besondere Anstrengungen bei der Sprachförderung. "Wenn es unserem Bildungssystem nicht gelingt, junge Migrantinnen und Migranten mitzunehmen, verspielt Deutschland seine Zukunft", warnt Jüttner. Das bildungspolitische Positionspapier „Der Paritätische macht Schule!“ für eine Reform des Schulwesens finden Sie hier.Quelle: Pressemeldung vom 24.06.2010, Gwendolyn Stilling, Referentin für Presse- und Gremienarbeit, Der Paritätische Gesamtverband
http://www.der-paritaetische.de