Unter der Lupe: Jugendwohnen in Deutschland

Forschungsprojekt veröffentlicht kritische Analyse


von Christoph Molitor Das von 2007 bis 2011 vom „Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend“ (BMFSJ) geförderte Forschungs- und Praxisentwicklungsprojekt „leben.lernen.chancen nutzen“ hat einen Materialband veröffentlicht, der das bundesdeutsche Feld des Jugendwohnens wissenschaftlich fundiert beleuchtet. „Die demographische Entwicklung, steigende Mobilitätsanforderungen, zunehmend komplexere Anforderungen an Lebensperspektiven und berufliche Integration junger Menschen lassen für die Zukunft eine zunehmende Bedeutung des Jugendwohnens erwarten“, erklärt Projektleiter Andreas Finke. Umso überraschender sei es, dass das Jugendwohnen bisher noch nicht Gegenstand von Forschungsarbeiten war. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem Materialband 1 diese große Lücke geschlossen haben. Ohne die Förderung durch das BMFSJ wäre dies nicht möglich gewesen.“ Die von Laura de Paz Martinez und Davina Höblich vom „Institut für Bildung und Forschung Mainz e.V“ erstellte Publikation beinhaltet das komplette Datenmaterial der im Jahre 2008 durchgeführten, bundesweiten Einrichtungsbefragung. Sie widmet sich dem Bestand, der Angebots-, Finanzierungs- und Kostenträgerstruktur der Einrichtungen des Jugendwohnens in Deutschland. Daneben finden sich auch ausführliche Auswertungen und Analysen zu den Bundesländern und Trägern des Jugendwohnens. Erstmalig liegen damit zentrale Strukturdaten und Analysen zu den Einrichtungen des Jugendwohnens in allen 16 Bundesländern vor. Der Materialband 1 richtet sich mit der detaillierten Darstellung der Ergebnisse und umfangreichen Analysen an die Träger von Einrichtungen des Jugendwohnens und deren Kooperationspartner, an ihre verbandlichen Gliederungen und Zusammenschlüsse, an die Entscheidungsträger in Kommunen und Bundesländern. Andreas Finke: „Mögen die Erkenntnisse Grundlage der Politik auf allen Ebenen sein, das Jugendwohnen neu und gemeinsam in den Blick zu nehmen.“ Dass dringender Handlungsbedarf bestehe, daran gibt es nach der Lektüre des Materialbandes keinen Zweifel. „Die deutschen Jugendwohnheime sind den steigenden Kapazitätsanforderungen nicht gewachsen. Die bereits bestehenden müssen nicht nur saniert werden, es sollte bundesweit ein flächendeckendes Netz geschaffen werden.“ Ergänzend plant das Forschungsprojekt zwei weitere Bände, u.a. mit baulichen Empfehlungen für Jugendwohnheime. „Berufsbedingte Mobilität und die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen hat für die Zukunft beruflicher Bildung höchste Priorität“, bekräftigt Andreas Finke. „Umso wichtiger, dass es dafür valide Ausarbeitungen gibt. Nur so lässt sich das Jugendwohnen sicher in die Zukunft führen und bei jährlich mehr als 200.000 jungen Menschen die Integration in Ausbildung, Arbeit und Gesellschaft sichern.“ (Der Materialband 1 ist zu beziehen über http://www.ism-mainz.de oder im Buchhandel, ISBN-Nr.: 978-3-932612-38-1). Die mit „Jugendwohnen“ bezeichnete Leistung ist rechtlich verankert in § 13 Abs. 3 KJHG (SGB VIII). Jugendwohnen ist ein Unterstützungsangebot für junge Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren, die ausbildungs- und arbeitsmarktbedingt, aus Gründen der Teilnahme an schulischen oder beruflichen Bildungs- und Eingliederungsmaßnahmen sowie aus sonstigen sozialen Gründen die Familie verlassen und an einem anderen Ort auf sich allein gestellt sind. Jugendwohnen bietet diesen jungen Menschen an über 500 Standorten in Deutschland Wohnraum - meist in einer Gruppe von Gleichaltrigen - sowie sozialpädagogische Begleitung im Alltag. Jährlich mehr als 200.000 Jugendliche nutzen das Jugendwohnen. Fast 60 Prozent von ihnen sind minderjährig.


Ansprechpartner:


Christoph Molitor, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Projekt Jugendwohnen
Telefon: 0221- 20 70 1 122
molitor@projekt-jugendwohnen.de
http://www.projekt-jugendwohnen.de

Quelle: Projekt Jugendwohnen, Presseinformationen von 19.02.2010, URL: http://www.projekt-jugendwohnen.de (Zugriff am 22.02.2010)