Weniger Sanktionen - mehr Integration

02.11.2010 | Soziale Arbeit | Nachrichten

Caritas: Verbindliche Integrationspolitik bedeutet auch Abbau von Defiziten

„Mehr Verbindlichkeit in der Integrationspolitik bedeutet, bekannte Defizite endlich anzugehen und Beispiele guter Praxis umzusetzen“, fordert Caritas-Präsident Peter Neher vor dem morgigen Integrationsgipfel der Bundesregierung. So sei es zu begrüßen, wenn die Regierung durch mehr Verbindlichkeit die Integration fördern wolle. „Dieses Ziel ist grundsätzlich richtig, aber aus Sicht der Caritas ist eine andere Schwerpunktsetzung erforderlich als die durch die Regierung erkennbare“, macht Neher deutlich. So sei aus Perspektive des katholischen Wohlfahrtsverbandes nicht nachvollziehbar, wie die Bundesregierung von einer erheblichen Zahl so genannter Integrationsverweigerer sprechen könne, ohne Zahlen oder Belege vorzulegen. Auch die angekündigte Gesetzesänderung, nach der eine Aufenthaltsgenehmigung abhängig gemacht werde vom Stand der Integration, sei kritisch zu sehen, da Integration reduziert werde auf die Teilnahme an einem Integrationskurs. Auch der Deutsche Caritasverband hält das Erlernen der deutschen Sprache für einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Integration. Dass diese Auffassung von vielen Migranten geteilt werde, zeigen die rund 600.000 Menschen, die bisher zumeist freiwillig und oft auf eigene Kosten an einem Integrationskurs teilgenommen haben. Wegen des hohen Zuspruchs müssten derzeit viele potentielle Teilnehmer Wartezeiten von bis zu neun Monaten in Kauf nehmen. „Vor diesem Hintergrund brauchen wir hier keine weiteren Sanktionen. Vielmehr sollte es ein Ergebnis des Integrationsgipfels sein, dass sich die Beteiligten auf Rahmenbedingungen verständigen, die jedem Interessierten die zeitnahe Teilnahme an diesen Kursen ermöglichen“, so Neher. Mehr Verbindlichkeit in der Integrationspolitik bedeutet auch, aktiver als bisher bekannte Defizite anzugehen und Beispiele guter Praxis umzusetzen. Das gilt in besonderer Weise für die Bildungs- und die Arbeitsmarktpolitik. Hier muss es besser gelingen, die Betroffenen zu aktivieren und ausgrenzende Mechanismen abzubauen, wie beispielsweise ausländerrechtliche Arbeitsverbote oder fehlende Zugänge zu Ausbildungsförderung. „Neben strukturellen Änderungen müssen wir noch stärker daran arbeiten, ein Gefühl von Zusammengehörigkeit in einem vielfältigen Land zu entwickeln und Verantwortung zu teilen“, fordert Neher. Es dürfe nicht darum gehen, Menschen mit und Menschen ohne Migrationshintergrund gegeneinander auszuspielen. „Wir alle müssen gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft meistern. Dazu gehört auch ganz entscheidend, dass Kinder und Jugendliche Chancen im Leben haben, unabhängig davon, in welchem Land ihre Eltern geboren wurden.“ Das  Positionspapier „Miteinander leben- Perspektiven des Deutschen Caritasverbandes zur Migrations- und Integrationspolitik“ stellt konkrete Vorschläge und beispielhaft eigene Beiträge zur Integration vor. Kontakt: Roberto Alborino, Referatsleiter Migration und Integration, Tel.: 0761 / 200 375, E-Mail: roberto.alborino@caritas.de

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Caritasverbandes e.V. vom 02.11.2010
http://www.caritas.de