Zukunftsbranche Sozialwirtschaft

Die Sozialwirtschaft als Zukunftsbranche in Deutschland stärken und deren Personalentwicklung verbessern.


Dies sind die Ziele des Programms "rückenwind - Für die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft", das durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) ins Leben gerufen wurde. Der Sozialwirtschaftsektor ist einer der großen und kontinuierlich wachsenden Wirtschaftsbereiche in Deutschland. Allein die Wohlfahrtsverbände beschäftigen mit insgesamt 1,5 Millionen Menschen knapp vier Prozent aller Erwerbs­personen der Bundesrepublik Deutschland. Bezogen allein auf den Dienst­leistungssektor arbeiten bereits mehr als fünf Prozent aller dort beschäftigten Erwerbsper­sonen (28,8 Millionen) in der Freien Wohlfahrtspfle­ge in über 100.000 Einrichtungen. Seit dem Jahr 2004 hat sich die Zahl der Einrichtungen und Dienste um mehr als drei Prozent erhöht. Der Sozialbereich zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Teilzeitkräften aus, traditionell ist auch der Frauenanteil wesentlich höher als in der Gesamtwirtschaft. Allerdings stellt die demografische Entwicklung die Sozialwirtschaft vor zwei große Herausforderungen: Zum einen werden soziale Dienstleistungen aufgrund steigender Lebenserwartung der Bevölkerung zunehmend nachgefragt. Zum anderen muss die Sozialwirtschaft diese wachsenden Aufgaben vor dem Hintergrund eines sinkenden Arbeitskräfteangebotes bewältigen. Das BMAS will mit dem Programm "rückenwind" den Strukturwandel in der Sozialwirtschaft aktiv begleiten und dazu beitragen, dass mehr und bessere Arbeitsplätze im Bereich der Sozialwirtschaft entstehen. Dazu müssen neue Strategien entwickelt werden, um die Verbleibsdauer der Beschäftigten im Beruf zu erhöhen und qualifizierte Fachkräfte für die Sozialwirtschaft zu gewinnen. Das BMAS stellt für das Programm 60 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Bundes zur Verfügung. Ziel ist es, Maßnahmen zu fördern, die die Zukunftsfähigkeit des sozialwirtschaftlichen Sektors sicher stellen. Dazu zählen:
  • Berufsbegleitende Qualifizierung, Beratung und Coaching zur Verbesserung der Anpassungs- und Beschäftigungsfähigkeit älterer Fach- und Führungskräfte
  • Qualifizierung von Personalverantwortlichen und Führungskräften zu Themen altersgerechter Personalentwicklung und bei der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten der Personalgewinnung und Personalbindung
  • Konzepte zur Einführung gesundheitsfördernder Arbeitsbedingungen
  • Konzepte zur stärkeren Gewinnung von qualifiziertem Fach- und Führungskräftenachwuchs, insbesondere auch von Personen mit Migrationshintergrund und aus dem Bereich benachteiligter junger Menschen
  • Unterstützung und Qualifizierung von Frauen in Führungspositionen.
In einem ersten Auswahlverfahren im Jahr 2009 wurden 13 Projekte ausgewählt, die im Frühjahr 2010 mit der Umsetzung der Projektumsetzung beginnen werden. Zu den aus gewählten Projekten zählt beispielsweise das "Zentrum für Kinderförderung" des Bundesverbands Arbeiterwohlfahrt. Das Projekt will den quantitativen und qualitativen Ausbau der Kinderförderung gezielt unterstützen, indem ein zentrales und für alle Verbände und öffentliche Träger zugängliches Beratungs- und Qualifizierungs-Zentrum im AWO Bundesverband geschaffen wird. Ziel ist es, Fachkräften praxisnahes Know-how zu vermitteln und die Qualitätsstandards in der Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern zu erhöhen. Im Rahmen des Projekts "Qualifizierung von älteren Fach- und Führungskräften für den Strukturwandel in der Sozialwirtschaft und Begleitung der Umstrukturierungsprozesse" der Paritätischen Akademie gGmbH soll eine Gruppe von 20 älteren Fach- und Führungskräften der Sozialwirtschaft durch einen berufsbegleitenden Studiengang qualifiziert werden, mit den besonderen Anforderungen der Personalentwicklung in der Sozialwirtschaft in den nächsten zehn Jahren (z.B. die Zunahme wesentlich älteren Personals oder auch die zunehmende Anzahl von Frauen in Leitungspositionen) umzugehen.
Das Deutsche Rote Kreuz e.V. setzt ein "Professionalisierungsprogramm zur Förderung der Managementkompetenz in Diensten der ambulanten Pflege" um. Dabei werden u.a. an Pflegeschulen in den beteiligten Regionen Personalentwicklungsberater etabliert, die neue Dienstleistungen in den Schulen entwickeln und die Dienste vor Ort beim Aufbau einer systematischen Personalentwicklung unterstützen. Bei der Fachveranstaltung "Zukunftsbranche Sozialwirtschaft - Erfordernisse an die Personalentwicklung" am 21. Januar 2010 im BMAS wurden die ersten Projektansätze des Programms "rückenwind" vorgestellt und mit Expertinnen und Experten der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege sowie der zuständigen Bundes- und Landesministerien und mit Politikerinnen und Politiker aus den fachlich betroffenen Bundestagsausschüssen diskutiert. Bewerbungen für die nächste Förderrunde des Programms "rückenwind" können im Zeitraum 15. Februar bis 29. März 2010 gestellt werden. Die maximale Förderdauer der Projekte beträgt drei Jahre.

Weitere Informationen:

ESF-Regiestelle bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V.
Oranienburger Straße 13-14
10178 Berlin
Telefon: (030) 240 89 116
E-Mail:   regiestelle@bag-wohlfahrt.de
Internet: http://www.bagfw-esf.de/

Quelle: Artikel des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vom 21.01.2010, URL: http://www.bmas.de/portal/41634/2010__01__21__r_C3_BCckenwind.html (Aufruf am 26.01.2010