ABVP: Qualifizierungsinitiative von Ministerin von der Leyen lässt fachliche Grundlage vermissen

10.01.2011 | Altenhilfe | Nachrichten

Die Pflege-Erstausbildung muss auf neue Fundamente gestellt werden – Initiative der Minister von der Leyen, Rösler und Schröder ist nach Ansicht des ABVP eine schlaue Mogelpackung und bringt in der Sache nicht weiter.

Der ABVP (Arbeitgeber- und BerufsVerband Privater Pflege e.V.) bewertet die öffentlichkeitswirksame Ankündigung der „Initiative gegen Fachkräftemangel in der Pflegebranche“ kritisch. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen spricht von einem „Pflegeboom“ und wirft der Pflege im gleichen Atemzug vor, sie bilde zu wenige Pflegefachkräfte aus. „Da die Ausweitung der Pflege unterhalb des demografisch begründeten Bedarfs liegt, kann von einem Pflegeboom nicht die Rede sein“, so Dirk Wiederhold, Bundesvorsitzender des ABVP. „Es gibt keinen Automatismus, nach dem durch stetig steigende Zahlen von Pflegebedürftigen gleichzeitig die Ausbildung von Pflegefachkräften finanzierbar wird. Ein Nachfrageboom auf Pflegeausbildungsplätze wäre wünschenswert, die Nachfrage fehlt indes wegen des unzureichend positiven Berufsimages.“, erklärt Wiederhold weiter. Die Probleme lägen auch in der ausschließlich von den Pflegebedürftigen finanzierten Erstausbildung. Die dadurch verhinderten Ausbildungsanreize und Rechtsunsicherheit würden von der Ministerin bisher ignoriert. Die im Rahmen der demografischen Entwicklung zukunftssichernde Pflegeausbildung ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Wenn dies auch von den verantwortlichen Politikern erkannt würde, würde der Beruf eine zusätzliche gesellschaftliche Anerkennung erfahren. Selbst bei der interessierten Ministerin von der Leyen ist aber das Gegenteil der Fall: die Förderung der Umschulung im dritten Lehrjahr wurde gerade durch sie gestrichen. „Von einer klugen Initiative gegen den Fachkräftemangel kann unter diesen Voraussetzungen nicht gesprochen werden, denn es werden falsche Schlussfolgerungen gezogen und die richtigen Zusammenhänge nicht hergestellt“, mahnt auch der Bundesgeschäftsführer Endris Heimer. Der ABVP ist grundsätzlich der Meinung der Ministerin von der Leyen, dass zukünftig mehr Pflegekräfte in der Erstausbildung ausgebildet werden müssen. Es müssten aber gleichzeitig ernsthafte Konzepte einfließen, die den Beruf so attraktiv machen, dass die Auszubildenden nach dem Examen auch in der Pflege arbeiten wollen. Damit verbunden ist nicht nur eine grundlegende Diskussion zur Verbesserung der Bedingungen und des Images des Berufes, sondern auch eine Analyse über einen gerechten Fachkraftlohn, über die Auswirkungen der Grundlohnsummenblockade der Krankenkassen und über das Gehaltsgefüge insgesamt. Um ein nachhaltig tragfähiges Konzept mit allen Verantwortlichen aufstellen zu können, fordert der Verband Gesprächsbereitschaft der Politiker ohne Vorbedingungen, denn: „Wir sind gerne bereit, in einen fachkundigen Dialog einzutreten. Aber wir unterstützen keine halbherzige Initiative, die richtige Entwicklungen verhindert, keine relevanten Analysedaten der Branche heranzieht und die vor Beginn bereits die Pflegebranche ermahnt, erst einmal selbst handeln zu müssen,“ ergänzt Wiederhold, „damit geben die Minister die Verantwortung an uns zu Unrecht weiter. Der ABVP hat bereits beim Thema Mindestlohn darauf hingewiesen, dass zusätzliche Forderungen der Politik nur geschultert werden können, wenn zuvor offensichtliche Fehler in den Rahmenbedingungen beseitigt werden.“

Quelle: Pressemitteilung des Arbeitgeber- und BerufsVerbandes Privater Pflege e.V., Endris Björn Heimer, vom 06.01.2011
http://www.abvp.de