Amtsantritt des neuen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung: „Jetzt geht es um die konsequente Umsetzung der Empfehlungen des Runden Tisches. Wir brauchen konkrete Ergebnisse bis Ende 2013.“
Neuausrichtung der Aufgaben des Unabhängigen Beauftragten durch Monitoring der Umsetzung der Empfehlungen, Entwicklung eines Online-Hilfeportals und die Begleitung der Einrichtung eines ergänzenden Hilfesystems für Betroffene. Telefonische Anlaufstelle wird weitergeführt.
Berlin - Am 01.12.2011 hat Johannes-Wilhelm Rörig als Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs die Nachfolge von Dr. Christine Bergmann angetreten. Rörig war bis 30.11.2011 Unterabteilungsleiter in der Abteilung Kinder und Jugend im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Der ehemalige Richter am Arbeitsgericht war mehrjähriger Büroleiter von Dr. Christine Bergmann und verfügt als langjähriger Beamter in Führungspositionen des BMFSFJ über vielfältige Erfahrungen in der Kinder- und Jugendpolitik und des Kinderschutzes. „Mein Ziel ist es“, sagte Johannes-Wilhelm Rörig auf seiner heutigen Pressekonferenz, „den Schutz für Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt zu verbessern und dazu beizutragen, dass Betroffenen zeitnah die Hilfen zur Verfügung gestellt werden, die sie zur Bewältigung des Erlebten benötigen.“ Die politischen und gesellschaftlichen Akteure werden sich Ende 2013 an den bis dahin erzielten Ergebnissen messen lassen müssen. „Ich danke der Bundesregierung für das Vertrauen, das sie mir mit Übertragung des Amtes des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs ausgesprochen hat“, so Rörig weiter, „durch die Weiterführung der Stelle und die zugesicherte Unabhängigkeit sind Kontinuität und Neuausrichtung sichergestellt.“ Das Ende des Runden Tisches im November 2011 habe keinen Schlussstrich sondern einen Anfang markiert. Wichtigste Aufgabe sei jetzt die konsequente Umsetzung der Empfehlungen des Runden Tisches. Der Zeitdruck sei groß, denn in den kommenden 24 Monaten müsse sich zeigen, ob der Wille der verantwortlichen Akteure vorhanden sei, den Umsetzungsprozess in Gang zu bringen. Rörig will hierfür ein Monitoring mit bundesweiten Befragungen aufsetzen. Erste Ergebnisse sollen im Herbst/Winter 2012 vorgestellt werden, wenn der Runde Tisch nochmals zusammenkommt, um die bisherigen Ergebnisse und weitere Fragen zu diskutieren. „In Deutschland haben wir rund 51.000 Tageseinrichtungen, 43.000 Schulen und 91.000 Sportvereine, um nur einige Einrichtungen zu nennen, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten“, so Rörig. „Keiner alleine kann für den Schutz von rund 14 Millionen Kindern und Jugendlichen Sorge tragen, hier sind alle zur Zusammenarbeit aufgerufen.“ Rörig setzt hierbei auf die Kooperationsbereitschaft der Mitglieder des Runden Tisches und der verantwortlichen Akteure aus Politik und Gesellschaft. Wichtige Kooperationspartner vor Ort sieht Rörig auch in den Eltern. Diese sollten Schutz- und Hilfekonzepte als Qualitätsmerkmal in den Einrichtungen einfordern. Umgekehrt müssten aber auch die Fachkräfte in den Einrichtungen sensibilisiert und geschult werden, um vertrauensvolle Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Kinder zu sein, die Missbrauch in ihrer Familie erfahren. Eine weitere zentrale Aufgabe des Unabhängigen Beauftragten wird in der Entwicklung eines Online-Hilfeportals bestehen, das neben der telefonischen Anlaufstelle eine Möglichkeit der Informations-, Hilfe- und Kontaktmöglichkeit für Betroffene und Interessierte aller Altersgruppen bieten soll. Das Portal soll in Kooperation mit Beratungsstellen, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten und Opferanwälten aufgebaut und gepflegt werden und im Herbst 2012 starten. Unterstützt und begleitet wird die Arbeit des Unabhängigen Beauftragten durch einen Fachbeirat, dem Expertinnen und Experten u. a. aus den Bereichen Beratung, Therapie, Pädagogik und Recht sowie Vertreterinnen und Vertreter der Kinder- und Jugendhilfe, der Kirchen und des Behindertenrats angehören werden. Auch die ehemalige Unabhängige Beauftragte Dr. Christine Bergmann und Betroffene als Expertinnen und Experten in eigener Sache werden dem Beirat angehören. Der Unabhängige Beauftragte wird die Einrichtung des ergänzenden Hilfesystems begleiten und ständiges Mitglied in dem Sachverständigengremium („Clearingstelle“) sein. Das vom Runden Tisch empfohlene ergänzende Hilfesystem sieht zum Beispiel Hilfen für Therapien, Kostenerstattung für Fahrten zu Selbsthilfegruppen und auch Weiterbildungsmaßnahmen vor, jedoch keine Zahlung von Barmitteln. Weitere Informationen unter www.beauftagter-missbrauch.de.Quelle: Pressemitteilung des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs vom 13.12.2011