Armutssensibles Handeln in Kirchengemeinden und Kindertagesstätten

Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe hat eine Arbeitshilfe für Träger der Jugendhilfe erarbeitet, in der Anspruch und Ziel armutssensiblen Handelns erläutert werden. Das Ziel von Diakonie und Kirche lautet: alle evangelischen Einrichtungen und Dienste der Kinder- und Jugendhilfe sollen sich intensiv mit ihrer eigenen Arbeit auseinandersetzen. Barmherzigkeit, Solidarität und Gerechtigkeit sollen keine abstrakten Werte bleiben, sondern alltäglich in der Praxis unserer Arbeit spürbar werden.

Am 28. März fand in Haus Villigst das 15. Gemeindepädagogische Forum des Pädagogischen Instituts der Evangelischen Kirche von Westfalen, des Evangelischen Fachverbandes für Kindertageseinrichtungen und der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen statt. In diesem Jahr beschäftigten sich die 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus einer neuen Perspektive mit dem Thema „Kinderarmut“. Angesichts der Tatsache, dass in NRW jedes vierte Kind als arm gilt, müssen sich alle Gemeinden und Kindertageseinrichtungen damit auseinandersetzen, wie sie mit dieser „Normalität“ umgehen. Es reicht nicht mehr aus, das Thema Kinderarmut in Stellungnahmen, Gesprächen und speziellen Aktionen zu thematisieren. Vielmehr sind alle Fachkräfte und Gemeindeglieder dazu aufgerufen, ihre eigene Praxis zu hinterfragen und weiterzuentwickeln, um von Armut betroffene Kinder und Familien im Alltag angemessen unterstützen und fördern zu können. Ein paar Beispiele:

Annegret Joseph, Leiterin des Familienzentrums Schatzkiste in Gelsenkirchen-Hüllen, stellte ihren Ansatz armutssensiblen Handelns vor. Ihr pädagogisches Credo umfasst eine frühe und intensive Beziehung zu den Familien, die mit einem Hausbesuch begonnen wird. Im Familienzentrum gibt es ein breites kostenloses Kultur- und Freizeitangebot für alle Familien. Gutes Essen steht den ganzen Tag zur Verfügung und kann sogar nachmittags von Familien mit nach Hause genommen werden. Das Familienzentrum steht den Familien des Stadtteils auch abends und an Wochenenden offen. Ein großes Netzwerk von Kirche, Vereinen und Verbänden sorgt dafür, dass der ganze Stadtteil, der stark von Armut betroffen ist, sich als lebenswert erfahren kann.

Sabrina Brüggemann von der Grevener „Villa Kunterbunt“ berichtete von ihrer intensiven Bildungs- und Kulturförderung für die Kinder und Familien aus sozial benachteiligten Stadtteilen. Über die hauseigene Familienbücherei, Vorlesetrainings für Eltern und die Ausleihe von Büchertaschen gelingt es, allen Familien Freude am Vorlesen zu vermitteln.

Kristian Hamm-Fehl, Diakon in der Christus-Kirchengemeinde Lüdenscheid, berichtete von seinen Planungen, gemeinsam mit dem CVJM ein großes Kulturprojekt aufzubauen, das besonders die Selbstwertförderung von Kindern aus Armutsmilieus anstrebt. Gerade kulturelle Arbeit sei für die Förderung benachteiligter Kindern außerordentlich geeignet.

Am 20. Mai wird die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe ihre Arbeitshilfe bei einem Fachtag in Dortmund der Öffentlichkeit präsentieren. Danach soll die Auseinandersetzung mit dem Anspruch des armutssensiblen Handelns in alle kirchlichen und diakonischen Einrichtungen und Dienste getragen werden. Kontakt bei der Diakonie RWL: Dr. Remi Stork, Referent für Grundsatzfragen Jugendhilfe, Familienpolitik im Geschäftsbereich Familie, Bildung und Erziehung in der Diakonie RWL. Telefon: 0251 2709-230,

Quelle: Pressemitteilung der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe vom 30.03.2011
http://www.diakonie-rwl.de