Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch: Traumatherapeuten starten Informations- und Qualitätskampagne

Stellungnahme der Traumafachverbände BAG-TP, DeGPT und EMDRIA Deutschland zum Bericht der Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs, Frau Dr. Bergmann

Der Abschlussbericht der unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs, Dr. Christine Bergmann, war der Auslöser: In einer gemeinsamen Resolution appellieren die drei Fachverbände der Traumatherapeuten die Bundesarbeitsgemeinschaft Traumapädagogik (BAG-TP), die Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) und der Fachverband der EMDR-Therapeuten (EMDRIA Deutschland), im Namen ihrer Mitglieder an Politik und Leistungsträger, die darin ausgesprochenen Empfehlungen zum Wohle der Betroffenen schnell und konsequent umzusetzen. Darüber hinaus wollen die Verbände selbst aktiv werden und verpflichten sich dazu, tatkräftig, konstruktiv und engagiert an Beratung, Therapie und Ausbildung mitzuarbeiten. Insbesondere gilt es laut Resolution, Leitlinien für die Qualitätssicherung und Ausbildung von Traumatherapeuten, die seit längerem vorliegen, mit Leben zu füllen. Aufgrund genauer Kenntnis der Lage der traumatisierten Betroffenen sowie aus therapeutischer Fachkompetenz und fundiertem Wissen heraus schließen sich die Fachverbände den Forderungen von Frau Dr. Bergmann ausdrücklich an:
  • leicht zugängliche Traumaambulanzen bundesweit einzurichten oder das Angebot an Traumatherapie insbesondere im ambulanten Bereich zu erweitern
  • Gesundheitssystem und Beratungswesen zu vernetzen
  • traumaspezifische therapeutische Verfahren in den Leistungskatalog zu integrieren und die Kosten dafür zu übernehmen
  • das Stundenkontingent Psychotherapie für schwer betroffene Traumapatienten zu erweitern
  • Therapieverfahren wissenschaftlich abzusichern, um den hohen Qualitätsstandard in der Psychotraumatherapie zu erhalten
  • Angebote und Qualifizierungsmodule für eine bessere Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Institutionen zu etablieren
  • Durch qualifizierte Ausbildung und Zertifizierung der Therapeuten eine sichere und hochwertige Therapie zu garantieren
  • Prävention und Aufklärung voranzutreiben

Spezialisierte Behandlung ist wichtig

Das Recht auf zeitnahe und spezialisierte Behandlung, die Forderung nach angemessener Kompensation und der Aufruf zu gezielten  Präventionsmaßnahmen decken sich mit Forderungen und Zielen der genannten Verbände. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema und die langjährigen praktischen Erfahrungen der Mitglieder der Gesellschaften in der Arbeit mit Betroffenen unterstreichen dies. Kernkompetenz der Fachgesellschaften ist es, qualitativ hochwertige, spezialisierte Behandlungen für traumatisierte Patienten zu gewährleisten. Zudem ist es der Verdienst der Fachverbände, Behandlungsstandards nach internationalen und wissenschaftlich erprobten Richtlinien für eine Zertifizierung zum spezialisierten Traumatherapeuten/in entwickelt zu haben. Eine zertifizierte Ausbildung zum Traumafachberater und Traumapädagogen steht ebenfalls seit dem Jahr 2010 zur Verfügung. Auch im Bericht der  Bundesbeauftragten wird die traumaspezifische Behandlung von Erwachsenen, wie auch von Kindern und Jugendlichen dringend empfohlen.

Schulterschluss, um dem Leid ein Ende zu setzten

Die außerordentliche Resonanz auf die Aufforderung an Betroffene, sich mit ihren Leidensgeschichten und Bedürfnissen zu Wort zu melden, zeigt die Brisanz dieses hoch sensiblen Themas und erfordert einen engagierten Schulterschluss von Politik und Leistungsträgern im Umgang mit den Mitteln zur Aufarbeitung. Der Abschlussbericht von Frau Dr. Christine Bergmann verweist auf die große Zahl von Betroffenen in Institutionen und in Familien in Deutschland, die es durch die Bundesinitiative erstmals wagten, Sprechverbote zu durchbrechen und sich Gehör zu verschaffen. Darüber reden ist bereits ein Teil der Prävention. Doch Reden allein ist für die Betroffenen noch keine Erlösung vom Leid und von möglichen gravierenden psychischen Folgestörungen. Die Fachgesellschaften garantieren eine qualifizierte Ausbildung und sorgen für Qualitätssicherung der Therapiemethoden. Mit ihrer Resolution unterstützen die drei Fachverbände ausdrücklich die kompetente Auseinandersetzung des Berichts mit den Bedürfnissen Betroffener und appellieren an weitere Interessensgruppen, sich Ihrer Zielsetzung anzuschließen und aktiv im Sinne der Betroffenen dafür einzusetzen. Kontakt: BAG Traumapädagogik
Friedrichsdorf 56
27442 Gnarrenburg
Telefon: +49 4763 - 945 22 98
E-Mail: info@bag-traumapaedagogik.de   
Ansprechpartner: Dipl. Beh.-Päd. Martin Kühn (Vorsitzender), Friedrichsdorf
56, 27442 Gnarrenburg
E-Mail: markuehn@t-online.de DeGPT
Am Born 19
22765 Hamburg
Tel.: +49 40 – 33310119
E-Mail: info@degpt.de 
Ansprechpartner: PD Dr. Martin Sack (Vorsitzender), Langerstr. 3, 81675 München
E-Mail: martin@martinsack.de EMDRIA Deutschland
Bergiusstr. 26
22765 Hamburg
Tel. +49 40 - 69 66 99 37
E-Mail: info@emdria.de
Ansprechpartner: Dr. Michael Hase (Vorsitzender), Lerchenweg 3, 29549 Bad Bevensen
E-Mail: mi.hase@arcor.de

Quelle: Stellungnahme der Traumafachverbände BAG-TP, DeGPT und EMDRIA Deutschland vom 16.06.2011