Aufschwung geht an Langzeitarbeitslosen vorbei
Landesarmutskonferenz (LAK) fordert wirksame Armutsbekämpfung in Brandenburg
Potsdam - Am 27.Juni 2011 von 11:00 bis 15:30 Uhr findet in Potsdam die Fachtagung "Arm dran für immer? - Wege aus der Armut" statt. Veranstalter ist die Landesarmutskonferenz Brandenburg (lak). Ort der Veranstaltung ist das Hoffbauer Tagungshaus, Hermannswerder 23, 14473 Potsdam. Die diesjährige Fachtagung der lak nimmt die Armutsbekämpfung im Bereich Familie und Bildung in den Blick. Es werden Praxisansätze aus dem Land Brandenburg vorgestellt, die Wege aus der Armut aufzeigen können. In Brandenburg erhalten 16% aller Haushalte finanzielle Unterstützung für ihren Lebensunterhalt, das sind 275.529 Personen in 161.369 Bedarfsgemeinschaften (01/2011). Die Brandenburger Arbeitslosenquote ist erfreulicherweise gesunken, beträgt aber immer noch 10,5 %, wobei es große Unterschiede zwischen den Regionen gibt. So liegt die Quote in der Uckermark bei 15,7%, in Potsdam-Mittelmark bei 6,9%. Etwa ein Viertel der Arbeitslosen, ca. 27.000 Menschen, sind langzeitarbeitslos. Sie sind mehr als ein Jahr ohne Beschäftigung. "Der wirtschaftlichen Aufschwung geht an den Langzeitarbeitslosen vorbei. Um diese Menschen wieder in die Gesellschaft einzugliedern, müssen Land und Kommunen stabile Strukturen zur Armutsbekämpfung schaffen" erklärt Andreas Kaczynski, Vorsitzender des Sprecherrates der lak. Wer über mehrere Jahre Hartz IV bezieht, komme da faktisch nicht mehr raus, so Kaczynski. Fast 50% derjenigen, die neu SGB II-Leistungen beantragen, waren schon in den zwölf vorangegangenen Monaten Leistungsbezieher (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Januar 2011). Die aktuelle Arbeitsmarktpolitik verschärft die Situation noch, indem sie mit der sogenannten "Instrumentenreform" die bisherigen Angebote der Arbeitsförderung massiv zurückfährt, das heißt, in Brandenburg sind Beschäftigung schaffende Maßnahmen für Langzeitarbeitslose schon jetzt gegenüber dem Vorjahr um 36,2% zurückgegangen (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Mai 2011). Armut trifft besonders Familien sowie Alleinerziehende mit Kindern. Armut bedeutet mehr als "Einkommensarmut". Armut geht einher mit fehlenden Bildungschancen und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Die vom Bundesverfassungsgericht geforderte und von der Bundesregierung versprochene stärkere Unterstützung von Kindern ist trotz "Bildungs- und Teilhabepaket" nicht ausreichend, zumal diese Hilfe auch ein halbes Jahr nach Inkrafttreten noch längst nicht bei allen angekommen ist. In Erwartung des bürokratischen Aufwands wurden zunächst zahlreiche kommunale Verwaltungsstellen geschaffen, bevor auch nur ein Euro bei den Kindern angekommen ist. Es wäre wesentlich wirkungsvoller gewesen, die Gelder unmittelbar in den Ausbau von Schulsozialarbeit, in Förderunterricht oder die unbürokratische Unterstützung von Sportvereinen und Musikschulen zu stecken. Die Landesarmutskonferenz will mit dem Fachtag aber nicht nur den Finger in die Wunde legen, sondern auch zeigen, dass Armut kein dauerhaftes Schicksal sein muss, wenn wirkungsvolle Hilfen geboten werden. Anhand einiger ausgewählter Projekte, die Kinder und deren Eltern in einem schwierigen Wohnumfeld stärken oder Jugendlichen den verantwortungsvollen Umgang mit Konsum nahebringen und deren Potenziale entwickeln, will die Konferenz herausarbeiten, unter welchen Bedingungen der Teufelskreis von Armut und Ausgrenzung durchbrochen werden kann. Es wird gezeigt, wie Ehrenamtliche aller Generationen innovative Ideen mit betroffenen Menschen entwickeln und wie mehr Chancengleichheit organisiert werden kann. Die Brandenburger Landesarmutskonferenz ist ein Netzwerk von Nicht-Regierungsorganisationen, die mit fachlicher und politischer Arbeit dazu beitragen wollen, Armutsprobleme zu überwinden und die Selbsthilfeansätze der von Armut betroffenen und bedrohten Bevölkerungsgruppen zu fördern. Die lak umfasst heute 32 Selbsthilfeorganisationen, Initiativen, Vereine, Wohlfahrtsverbände, Kirchen und Gewerkschaften, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Lebensbedingungen von benachteiligten Menschen im Land Brandenburg zu verbessern.Quelle: Pressemitteilung der Landesarmutskonferenz Brandenburg vom 20.06.2011