Baden-Württemberg fördert Modellprojekte im Pflegebereich mit 3,5 Millionen Euro

02.02.2011 | Altenhilfe | Nachrichten

Förderschwerpunkt 2011: Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen durch Einsatz moderner Technologien

Ländlicher Raum im Fokus bei Förderung von Tagespflegeprojekten „Pflegebedürftige sollen nichtauf ein eigenständiges Leben verzichten müssen. Technische Hilfen können das alltägliche Leben im Alter wirksam unterstützen und einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung von Selbstständigkeit und Selbstbestimmung älterer Menschen leisten. Es gilt daher, die Chancen bisher noch wenig bekannter Techniken und Technologien zu nutzen“, sagten Ministerpräsident Stefan Mappus und Sozialministerin Dr. Monika Stolz am Dienstag (1. Februar 2011) im Anschluss an die Ministerratssitzung in Stuttgart. Die Landesregierung hat daher erstmals ein Programm aufgelegt, mit dem modellhafte Projekte zur Verbesserung der Betreuungs- und Strukturqualität im Pflegebereich gefördert werden können. Das Fördervolumen beträgt insgesamt 3,5 Millionen Euro.

Einsatz innovativer Technologien für ein selbstbestimmtes Leben im Alter

Auch wegen des demografischen Wandels müssten alle bestehenden Unterstützungsleistungen im Altenhilfe- und Pflegebereich an einen stark steigenden Bedarf angepasst werden. Das allein werde aber nicht ausreichen, erläuterten der Ministerpräsident und die Sozialministerin. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass künftig einer stark wachsenden Zahl hilfebedürftiger älterer Menschen eine rückläufige Zahl helfender Hände gegenüber steht. Deshalb brauchen wir neue Strategien“, sagte der Ministerpräsident. Mit Hilfe technischer Innovationen könnten insbesondere die haushaltsnahen Tätigkeiten erleichtert, die Sicherheit im Alltag erhöht, Mobilitätseinschränkungen kompensiert sowie die Kommunikationsmöglichkeiten und der Informationsaustausch verbessert werden. Den Schwerpunkt des von der Landesregierung beschlossenen Modellpro­gramms 2011 bilde deshalb ein Projekt zur Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen durch den Einsatz moderner Technologien, so Ministerin Stolz. Dazu gehöre beispielsweise der Hausnotruf. Andere Systeme umfassten Erinnerungsfunktionen, etwa zur Einnahme von Medikamenten oder Sicherheitsfunktionen, wie beispielsweise zum selbstständigen Abschalten vergessener Elektrogeräte. Sensoren, die in Bekleidungsstücke eingearbeitet werden, könnten fortlaufend Vitalparameter wie Atmung und Herztätigkeit überwachen und zeitnahe Hinweise auf kritische Situationen liefern. Aktuell würden verschiedene Systeme zur Sturzerkennung entwickelt. Dabei werde bei einem Sturz in der häuslichen Umgebung automatisch eine Verbindung mit einer Notrufzentrale hergestellt, so dass umgehend die notwendige Hilfe sichergestellt werden kann. „Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Potenziale der technikunterstützen Assistenzsysteme bislang kaum bekannt. Deshalb werden mögliche technische Unterstützungsleistungen bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit auch wenig genutzt. Andererseits bietet aber gerade Baden-Württemberg sowohl als Wissenschafts- wie auch als Wirtschaftsstandort günstige Voraussetzungen für die Entwicklung entsprechender Technologien“, erläuterte die Sozialministerin. Im Rahmen des geförderten Modellprojektes sollen die Einsatzmöglichkeiten neuer Technologien im Alltag älterer Menschen systematisch erfasst und aufbereitet werden. Der Einsatz technischer Hilfsmittel soll praktisch erprobt und diese Erprobung wissenschaftlich evaluiert werden. Mit breitenwirksamen Instrumenten (Veranstaltungen, Publikationen, Internetportal, etc.) sollen Erfahrungen mit dem Einsatz neuer Technologien schneller als bisher einem möglichst großen Anwenderkreis zugänglich gemacht werden.

Förderung von teilstationären Pflegeprojekten

Ziel der Landesregierung sei es, Lebensräume für ältere Menschen so zu gestalten, dass diese möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung weiter leben können, betonte Ministerpräsident Stefan Mappus. „Neben dem traditionellen vollstationären Angebot muss auch die teilstationäre Pflege stärker ausgebaut werden“, sagte die Sozialministerin. Vorgesehen sei deshalb auch ein Programm zur Förderung von Tagespflegeprojekten, insbesondere im ländlichen Raum. „Für diese Förderlinie sind rund eine Million Euro veranschlagt. Damit soll die ambulante Pflege gestärkt, die pflegenden Angehörigen entlastet und die familiäre Pflegebereitschaft erhalten werden“, unterstrich Stolz.

Förderung neuer Wohnformen

„Ältere Menschen fragen zunehmend neue wohnortnahe, gemeinde- und stadtteilbezogene Angebotsformen nach und solche, die noch mehr die Normalität des eigenen Haushalts im Blick haben, wie beispielsweise die Bildung von Wohngruppen oder Haus- und Wohngemeinschaften innerhalb stationärer Pflegeeinrichtungen. Es geht darum, diese innovativen Ansätze als eigenständige Säule des Wohnens im Alter zu etablieren und dafür die rechtlichen Rahmenbedingungen aufzuzeigen. Denn wir wollen ältere Menschen dabei unterstützen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen“, sagte die Sozialministerin.

Quelle: Pressemitteilung des Staatsministeriums Baden-Württemberg vom 01.02.2011
http://www.baden-wuerttemberg.de