Die Folgen der Sucht – Suchtprobleme nicht isoliert betrachten

21.06.2011 | Gesundheitswesen | Nachrichten

LZG und Sozialministerium veranstalteten Rheinland-Pfälzische Drogenkonferenz 2011

Unter dem Titel „Teilhabe suchtkranker Menschen – Herausforderungen für die Suchtkrankenhilfe“ hatte die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie (MSAGD) zur diesjährigen Drogenkonferenz eingeladen. Im Fokus der Betrachtung standen vor allem die sozialen Begleiterscheinungen einer Suchterkrankung: Gescheiterte Beziehungen, Arbeitslosigkeit, Überschuldung oder sogar  Verlust der Wohnung  können die schwerwiegenden Folgen sein, wenn Menschen in den Kreislauf einer Sucht geraten. Auch weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen gehen häufig mit der Abhängigkeit einher. Die Drogenkonferenz nahm gezielt Problemlagen in den Blick, die die Überwindung von Suchterkrankungen zusätzlich erschweren. In Fachreferaten und Diskussionsforen wurden neue Ergebnisse aus Forschung und Suchtkrankenhilfe vorgestellt. „Suchtmittelmissbrauch und Suchtmittelabhängigkeit haben vielfältige negative Folgen, die die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft erheblich einschränken können“, erklärte Staatssekretärin Jacqueline Kraege, die den Fachtag eröffnete. „Rheinland-Pfalz verfügt über ein differenziertes und bewährtes Suchthilfesystem, das die Bereiche Suchtprävention, Beratung, Behandlung, Nachsorge und Selbsthilfe umfasst und damit geeignet ist, den vielfältigen Problemlagen Suchtkranker und ihrer Familien gerecht zu werden.“ Zentrales Ziel der Suchtkrankenhilfe in Rheinland-Pfalz ist es, abhängigen Menschen die Rückkehr in ein suchtmittelfreies Leben und Arbeiten zu ermöglichen. „Dabei geht es nicht nur um die Therapie der Abhängigkeit selbst, sondern immer auch darum, die vielschichtigen Folgen der Sucht für den Kranken und seine Angehörigen zu berücksichtigen und Unterstützung anzubieten“, so Jupp Arldt, Geschäftsführer der LZG. Die 33. Fachtagung der Landesregierung mit den Einrichtungen der  Suchtkrankenhilfe in Rheinland-Pfalz stieß in Fachkreisen wieder auf großes Interesse:  Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Prävention, Beratungsstellen, therapeutischen Einrichtungen und Forschung waren ins Schloss Waldthausen in Budenheim gekommen und informierten sich in Fachvorträgen und Workshops. Prof. Dr. Dieter Henkel von der Fachhochschule Frankfurt/Main ging in seinem Vortrag auf den Zusammenhang zwischen materiellen Faktoren und Suchtgefährdung ein. "Armut und Arbeitslosigkeit sind Risikofaktoren für Suchtprobleme", bestätigte Henkel. Den Zusammenhang von Sucht und Freiheit im gesellschaftlichen Kontext thematisierte Prof. Dr. Frank Löhrer von der Katholischen Hochschule Aachen. Indem Suchtkranke nicht oder nur eingeschränkt fähig sind, ihr Handeln rational zu kontrollieren, ist der Verlust von Entscheidungsfreiheit ein zentrales Merkmal von Sucht. Der Umgang mit Freiheit, das Einüben von Freiheiten und der Entzug von Freiheit durch Regularien, so die Schlussfolgerung, ist damit eine Anforderung an die Suchtkrankenhilfe. In sechs Foren mit Fachkräften wurden am Nachmittag die thematischen Schwerpunkte weiter vertieft.  Vertreter des Vereins Eingliederungshilfe Berlin und des Katholischen Männerfürsorgevereins München berichteten über die  Rolle, die die Eingliederung in den Arbeitsprozess sowie die Wohnungslosenhilfe für die Integration Suchtkranker spielt. Das Forum „Verschuldung und Sucht“ stellte dar, mit welchen Unterstützungsmöglichkeiten die Wechselwirkung zwischen Schulden und Sucht durchbrochen werden können. Auch zwischen süchtigem Verhalten und Psychosen gibt es vielfältige Wechselbeziehungen – über die therapeutischen Handlungsmöglichkeiten bei Sucht und Psychose berichtete Prof. Dr. Löhrer. Im Forum der Diplom-Psychologen Klaus Wölfling und Kai Müller von der Ambulanz für Spielsucht der Universitätsmedizin Mainz ging es um die gesellschaftlichen und individuell-psychosozialen Folgekosten von Verhaltenssüchten. Schließlich wurden auch Erfahrungen aus dem Ausland berichtet: Christian Jordi von Radix, einem Projekt des Schweizer Kompetenzzentrums für Gesundheitsförderung und Prävention, erläuterte  kommunale Ansätze der Suchtprävention in der Schweiz. Die Konferenz machte deutlich, wie wichtig es ist, eine Suchterkrankung nicht isoliert zu betrachten und zu behandeln. Erfolgreich kann Prävention und Therapie nur dann  sein, wenn die Wechselwirkung der Sucht mit anderen Erkrankungen und Defiziten, mit dem individuellen Lebensstil sowie dem gesellschaftlichen Kontext berücksichtigt wird. Weitere Informationen zu der Fachveranstaltung unter:
http://www.lzg-rlp.de/aktuelles/veranstaltungen/drogenkonferenz-rlp/ Die Dokumentation zur Drogenkonferenz ist nach Fertigstellung auf den Seiten des

Quelle: Pressemitteilung der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) vom 01.06.2011
http://www.lzg-rlp.de/aktuelles/presse/text/artikel/1216/