Drogenkonsum in Deutschland unverändert
Kinder aus sucht-belasteten Familien noch besser unterstützen - Vorstellung der Jahresberichte der deutschen und europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht
Anlässlich der Vorstellung der Jahresberichte der deutschen und europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD und EBDD) am 15.11.2011 mit dem Leiter der DBDD, Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel, erklärt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans: „Die Verbreitung des Konsums illegaler Drogen in Deutschland hat sich kaum verändert. Das bedeutet, dass wir unsere Präventionsaktivitäten fortführen und weiterentwickeln müssen, um vor allem Kinder und Jugendliche vor den Gefahren des Substanzkonsums zu schützen. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass Suchtkranke die Hilfen erhalten, die sie benötigen. Unser Suchthilfesystem bietet hierfür sehr gute Voraussetzungen.“ In Ergänzung zu den bereits im vergangenen Jahr vorgestellten Daten zur Verbreitung des Drogenkonsums hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in diesem Jahr die Ergebnisse einer aktuellen Repräsentativ-erhebung zum Cannabiskonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland vorgelegt. Hier zeigen sich positive Entwicklungen: 5 % der 12- bis 17-Jährigen bzw. 12,7% der 18- bis 25-Jährigen haben innerhalb der letzten 12 Monate vor der Befragung Cannabis konsumiert, 2004 waren es noch 10,1 % (12-17 Jährige) bzw. 12,7 % (18-25-Jährige). Auch der ebenfalls am 15.11.2011 in Lissabon vorgestellte Jahresbericht der EBDD weist auf ein ähnliches Bild des Drogenkonsums in Europa hin: Der Gesamtkonsum illegaler Drogen in Europa ist relativ stabil. Einige positive Anzeichen sind ein Rückgang des Konsums von Cannabis insbesondere unter jüngeren Menschen und der Umstand, dass der Höhepunkt des Konsums von Kokain wohl überschritten ist. Dagegen stellen neue Phänomene die Mitgliedsstaaten vor Herausforderungen. Dazu gehören insbesondere Entwicklungen im Bereich synthetischer Drogen und Konsummuster, bei denen zahlreiche Substanzen parallel konsumiert werden (so genannter polyvalenter Konsum). „Wir müssen uns gleichermaßen den ‚alten’ Drogen wie auch den sich rasant verändernden Märkten neuer synthetischer Substanzen widmen. Wir wissen noch zu wenig über mögliche Risiken des Konsums vieler der neuen Drogen und stehen noch am Anfang bei der Entwicklung von politischen und therapeutischen Lösungen zum Umgang mit diesen Phänomenen. Gleichzeitig müssen wir unsere Bemühungen verstärken, Angebote für diejenigen Menschen (weiter) zu entwickeln, die in vielerlei Hinsicht mit den Folgen des Konsums klassischer Drogen wie Heroin zu kämpfen haben,“ so Tim Pfeiffer-Gerschel. Ein besonderes Thema des deutschen Jahresberichts (Reitox-Berichts) ist die Situation der Kinder von suchtkranken Eltern. Schätzungen zufolge leben in Deutschland 30.000 bis 60.000 Kinder von drogenabhängigen Eltern. Diese Kinder sind besonders häufig von Armut und sozialer Benachteiligung betroffen. Einige dieser Kinder sind bereits im Mutterleib durch den Drogenkonsum ihrer Mütter gesundheitlich geschädigt worden. Häufig leiden sie unter Entwicklungsverzögerungen oder Missbildungen. „Kinder aus suchtbelasteten Familien und deren Eltern erhalten in unserem Land häufig noch nicht die Unterstützung, die sie benötigen,“ so die Drogenbeauftragte. „Es ist unsere Aufgabe, den betroffenen Personen Hilfen zur Seite zu stellen. Ich setze mich daher für eine Verbesserung ihrer Situation ein. Ein erster erfolgreicher Schritt ist uns durch das neue Bundeskinderschutzgesetz gelungen. Die öffentliche Jugendhilfe wird nun durch das Gesetz verpflichtet, bei einer von Sucht betroffenen Familie mit den örtlichen Suchtberatungsstellen zusammenzuarbeiten.“ Drogenbezogene Gesundheitspolitik und Gesundheitsförderung in Haft ist ein weiteres Schwerpunktthema des Berichts. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 30% der männlichen und 50% der weiblichen Gefängnisinsassen in Deutschland intravenöse Drogenkonsumenten sind. Diese Konsumform ist mit erhöhten Gesundheitsrisiken verbunden, wie HIV- oder Hepatitisinfektionen. Dazu erklärt die Drogenbeauftragte: „Die Versorgungssituation von Drogenabhängigen in Haftanstalten entspricht noch längst nicht der von Nichtinhaftierten. Um hier die Möglichkeiten der Verbesserung auszuloten und insbesondere mehr schadensminimierende Hilfen anzubieten, stehe ich in Kontakt mit dem Strafvollzugsausschuss der Länder.“ Weitere Informationen und die Jahresberichte der DBDD und EBDD finden Sie in deutscher Sprache unter www.drogenbeauftragte.de sowie unter www.dbdd.de.Quelle: Pressemitteilung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung vom 15.11.2011
http://www.drogenbeauftragte.de