Ein "Kollege auf Zeit" hilft Menschen mit Behinderung beim Job-Coaching am Arbeitsplatz
Münster (lwl). Menschen mit psychischen Erkrankungen, geistigen Behinderungen oder Hirnschädigungen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, ist eine besondere Herausforderung. Mit dem so genannten Job-Coaching bietet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) eine spezielle Form der Hilfe an. Dabei betreuen die Helfer als "Kollege auf Zeit" die Menschen mit Behinderung über mehrere Monate an ihrem Arbeitsplatz. "Mit dieser Form der Hilfe sind wir besonders erfolgreich, wenn es darum geht, einen bedrohten Arbeitsplatz zu erhalten oder einem Menschen mit Behinderung den Übergang von der Förderschule oder aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderung auf den Arbeitmarkt zu erleichtern. Dafür ist das LWL-Integrationsamt bundesweit bekannt und anerkannt", sagte LWL-Sozialdezernent Matthias Münning am Mittwoch (12.07.) vor dem LWL-Sozialausschuss in Münster. Das Besondere am Job-Coaching ist, dass nicht nur der behinderte Arbeitnehmer, sondern auch seine Kollegen und Vorgesetzten von dem Training profitieren: "Denn für sie ist es auch eine Her-ausforderung, Menschen mit geistigen oder psychischen Behinderungen in den Arbeitsablauf zu integrieren. Sie lernen beim Coaching die Fähigkeiten und Grenzen des behinderten Mitarbeiters im Arbeitsalltag einzuschätzen und mit ihnen umzugehen", so Münning. Bis zu sechs Monate lang kommt der Job-Coach in der Regel zunächst zweimal, später einmal pro Woche für mehrere Stunden in den Betrieb. Im Arbeitsalltag übt und erklärt er die einzelnen Arbeitsschritte immer wieder. Dazu gehört auch, dass die behinderten Arbeitnehmer die ungeschriebenen Regeln des Betriebs lernen. So gewinnen sie immer mehr Selbstständigkeit, bis sie ihre Aufgaben eigenständig übernehmen können. Im vergangenen Jahr betreuten die Job-Coaches im Auftrag des LWL 127 behinderte Arbeitnehmer. Bei 114 von ihnen ging es darum einen gefährdeten Arbeitsplatz zu sichern, bei 13 um den Übergang aus der Schule, der Werkstatt für Menschen mit Behinderung oder der Psychiatrie auf den Arbeitsplatz. Die meisten der Betreuten hatten geistige oder Lernbehinderungen (33 Prozent), gefolgt von seelischen Behinderungen (27 Prozent), Körperbehinderungen (22 Prozent), Hirnschädigungen (14 Prozent), Sehbehinderungen (drei Prozent) und Hörbehinderungen (zwei Prozent). Der LWL plant das Angebot noch auszuweiten: "Weil sie unter Fachkräftemangel leiden, müssen viele Betriebe ihre Leistungsträger von einfachen Tätigkeiten entlasten, damit diese sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können. Dazu können Menschen mit Behinderung eingestellt werden, die ihnen einfache Tätigkeiten abnehmen", erklärt Münning. "Das funktioniert aber oft nur, wenn der Einsatz der behinderten Arbeitnehmer individuell geplant wird und die neuen Mitarbeiter vor Ort begleitet werden. Wir arbeiten zur Zeit an einem Konzept, um hier ein neues Angebot zu machen, denn wir haben mit Einzelfällen hier schon positive Erfahrungen gemacht."Hintergrund
Job Coaching ist einer der Maßnahmen, die das LWL-Integrationsamt für behinderte Menschen und Betriebe bereithält. Daneben gibt es finanzielle Förderungen, Beratung, die Krisenintervention oder die längerfristige Betreuung durch Integrationsfachdienste. Für das Job-Coaching gibt es im LWL-Integrationsamt 2,5 Ergotherapeuten-Stellen. In Zusammenarbeit mit dem Betrieb, dem Menschen mit Behinderung, der Schwerbehindertenvertretung sowie dem Betriebs- oder Personalrat legen sie den Bedarf, den Inhalt und den Umfang des Arbeitstrainings fest. Dann beauftragen sie freiberufliche Job-Coaches. Die Kosten, die bei rund 4.000 Euro pro Fall liegen, übernimmt der LWL mit Mitteln aus der Ausgleichsabgabe.Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 17 Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, den ein Parlament mit 101 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert.Quelle: Pressemitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vom 13.07.2011
http://www.lwl.org