Engagement für behinderte Menschen im Krankenhaus
Christliche Krankenhäuser wollen UN-Behindertenrechtskonvention bewusst umsetzen
Köln – Die Bereitschaft, die UN‐Behindertenrechtskonvention in den christlichen Krankenhäusern umzusetzen, ist hoch, das wurde deutlich auf einer gemeinsamen Tagung des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschland (KKVD), des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEVK) und der Diözesan‐Caritasverbände in Nordrhein‐Westfalen am Mittwoch in Köln. Doch auch die Schwierigkeiten liegen offen. Bislang können manche Krankenhäuser die bisweilen umfangreiche Unterstützung und Assistenz für Menschen mit Behinderung während eines Krankenhausaufenthaltes in Einzelfällen nicht leisten. Der erforderliche Mehraufwand wird in der Regel nicht ausreichend refinanziert. Aber auch die Sensibilisierung und Qualifizierung der Ärzte und Pflegenden im Umgang mit behinderten Menschen könnte noch deutlich verbessert werden. Der Informationsfluss zwischen Behandelnden und Betreuern ist nicht immer ausreichend. Mit dem strukturellen Wandel in der Behindertenhilfe – Stichwort Dezentralisierung ambulante Unterbringungsform – steigt die Zahl der behinderten Patienten im normalen Krankenhaus kontinuierlich an. Bereits heute sind nach einer Untersuchung der Krankenhausgesellschaft Nordrhein‐Westfalen (KGNW) 91 Prozent der Krankenhäuser barrierefrei. Verbessert werden müsse nun Informationsfluss beim Übergang zwischen verschiedenen behandlungs‐ und Betreuungsabschnitten und eine lückenlose Betreuung der behinderten Menschen, sagte KGNW‐Geschäftsführer Matthias Blum auf der Tagung. Er warb für eine verbesserte Anerkennung von Assistenzpflegekräften, die behinderte Menschen begleiten. Dass das Mehrkosten erzeuge müsse klar sein, aber: „Wenn man es ernst meint mit der Umsetzung der UN‐Behindertenkonvention, muss es für die Krankenhäuser auch finanzielle Zuschläge zusätzlich zur normalen Vergütung geben“, sagte Blum. Mit der aktuellen Personalausstattung sei der Anspruch der UN‐Behindertenkonvention auf Inklusion und Teilhabe in den Krankenhäusern kaum zu erfüllen, sagte der KGNW‐Geschäftsführer. Er zeigte sich überzeugt, dass es auch in Zukunft besonders spezialisierte Krankenhäuser für Menschen mit Behinderungen geben werde. Für eine Arbeitsteilung zwischen Krankenhäusern und die Schwerpunktsetzung innerhalb großer christlicher Verbünde sprach sich auch Pastor Norbert Groß, Verbandsdirektor des DEKV aus. „Unsere Aufgabe ist es, die Stimme zu erheben für die Stummen“, betonte er. Ihre Zahl nehme zu, auch wegen des medizinischen Fortschritts. Auf die besondere Bedeutung von Ärzten und Pflegenden für das Bild von Behinderung in der Gesellschaft wies Ulrike Kostka vom Deutschen Caritasverband hin. „Behinderung kann jederzeit eintreten, Behinderung und Krankheit sind Teil des Lebens“, unterstrich Kostka. Die Krankenhäuser müssten weiter an der „Befähigung der Mitarbeiter und der Organisation arbeiten“, sagte sie. Sie sei überzeugt, dass einige dieser Maßnahmen nicht unbedingt mehr Geld kosten, sondern in erster Linie eine andere Haltung erforderten. In dieser Hinsicht sollten sich die Krankenhäuser selbst verpflichten, regte Kosta an. Die deutsche Caritas hat ihre Jahreskampagne 2011 unter das Thema „Kein Mensch ist perfekt ‐ Behinderte Menschen sind Menschen wie Du und ich“ gestellt. Eine bessere Vernetzung der christlichen Krankenhäuser mit anderen konfessionellen Einrichtungen forderte der Kölner Diözesan‐Caritasdirektor Frank Johannes Hensel. Die Diözesan‐Caritasverbände als Dach‐ und Spitzenverband unterschiedlicher sehr spezialisierter Träger förderten Austausch und Vernetzung zwischen den Fachdisziplinen. Problematisch sei der durchrationalisierte moderne Krankenhausbetrieb, der für „ungeplante und unplanbare Vorgänge“ einfach nicht mehr flexibel genug sei. Hensel regte an, in Krankenhäusern Teams einzurichten, die einzelne Fälle von behinderten Patienten mit Menschen von außerhalb des Krankenhauses besprechen. So könnte man fachlich weiterkommen.Quelle: Pressemitteilung des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands e.V. vom 19.05.2011
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