Erstes Europäisches Sprachenportfolio für Kindergärten in Deutschland zertifiziert

Der Europarat hat das erste Europäische Sprachenportfolio für Kinder im Alter zwischen drei und sieben Jahren für Deutschland zertifiziert. Dieses ist bundesweit einmalig und wurde in Rheinland-Pfalz entwickelt. Das Portfolio ist ein Konzept, wie in Kindertagesstätten Mädchen und Jungen Spaß an unterschiedlichen Sprachen entwickeln und Kenntnisse erwerben können. Damit ist ein erster Schritt in Richtung der Zielvorgabe der Europäischen Union getan, nach der jeder EU-Bürger in drei verschiedenen Sprachen kommunizieren können soll. „Es ist eine riesige Chance, wenn wir schon in der Kita eine kreative mehrsprachige Bildung beginnen. Hier geht es um spielerisches Lernen, das den Kindern in der Regel riesigen Spaß bereitet. Die Kleinen haben ja noch keine Hemmung, sich in und an einer fremden Sprache zu versuchen. Das Sprachenportfolio bietet für engagierte Erzieherinnen und Erzieher einen guten Leitfaden, wie Sprachvermittlung ganz konkret aussehen kann,“ sagte Kinder- und Jugendministerin Irene Alt am 13.07.2011 in Mainz. Das Europäische Sprachenportfolio wurde nach den Richtlinien des Europarates vom Institut für Interkulturelle Pädagogik im Elementarbereich (IPE) Mainz und drei Mainzer Kindertagesstätten – den städtischen Kindertagesstätten Goetheplatz und Kreyssigstrasse, sowie der katholischen Kindertagesstätte Liebfrauen - zwischen 2009 und 2011 entwickelt und erprobt.  Gefördert wurde es vom Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen, dem Landesbeauftragten für Integration und Migration, der Stadt Mainz und der Robert Bosch-Stiftung. „Im Alltag sollen durch das Sprachenportfolio diejenigen Sprachen vermittelt werden, die in einem Kindergarten ohnehin stark vertreten sind. Teilnehmen sollen alle - also Kinder mit Migrationshintergrund, genauso wie deutsche Kinder,“ erklärt Dr. Giovianni Cicero Catanese, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IPE. Das Projekt dient der Entwicklung eines mehrsprachigen Ansatzes für den pädagogischen Alltag in Kindertagesstätten und Grundschulen. „Wir haben während der Erprobungsphase in den Kindertagesstätten sehr gute Ergebnisse erzielt. Die Kinder haben nicht nur Sprachen gelernt, sondern sie sind auch offener geworden. Sie haben gelernt, dass ihre Altersgenossen aus verschiedenen Sprach- und Kulturräumen kommen. Und sie sind auf das jeweils Andere neugierig geworden und haben sich ausgetauscht,“ resümiert Professor Otto Filtzinger, Leiter des IPE Mainz. Unterstützend wirkten außerdem die Eltern bei dem Projekt mit,  von dem sie vor al-lem in zweierlei Hinsicht profitierten: Zum einen erwarben sie  neue Kompetenzen in der  Spracherziehung ihres Kindes. Zum anderen entwickelten sie ein neues Be-wusstsein für die Thematik der kulturellen Vielfalt, da sie vonseiten der Kindertagesstätten große Wertschätzung ihrer jeweiligen Kultur erfuhren. „Mit diesem Konzept sind wir endlich in der Lage Mehrsprachigkeit stärker in den Kindergärten zu verankern. Dieses Ziel haben wir auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Denn Mehrsprachigkeit ist eine Chance und gerade bei den ganz Kleinen gibt es ein großes Potenzial, das wir auf jeden Fall nutzen wollen,“ so der Landesbeauftragte für Integration und Migration, Miguel Vicente. 

Quelle: Pressemitteilung des Ministeriums für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz vom 13.07.2011
http://mifkjf.rlp.de