Frühe und angemessene Hilfe für Kinder und Jugendliche zahlt sich aus

„Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die in schwierigen Lebensverhältnissen groß werden, wächst leider stetig“, kommentiert Wolfgang Stadler die Zahl der am 19.09.2011 vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten 519.000 erzieherischen Unterstützungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die im vergangenen Jahr neu begannen. Anlässlich des Weltkindertages am 20.09.2011 betont Stadler „die enorme Bedeutung der Hilfen zur Erziehung für die soziale Entwicklung der Kinder. Jeder Euro, der rechtzeitig und qualitativ ausreichend in Kinder und Jugendliche investiert wird, kann später vielfach eingespart werden.“ Die Gründe für den, in den letzten Jahren stetig steigenden Bedarf an Erziehungshilfen sind vielseitig. Ganze Stadtviertel drohen zu verrohen, die Kinder und Jugendlichen werden mit Drogen, Gewalt und Alkohol konfrontiert. Die Hilfen zur Erziehung, wie zum Beispiel Erziehungsberatung, soziale Gruppenarbeit, aber auch Vollzeitpflege, Heimerziehung und Sozialpädagogische Familienhilfe sind in Deutschland eine staatliche bzw. kommunale Leistung, auf die im Bedarfsfall ein individueller Rechtsanspruch besteht. In der Praxis wird es für die Betroffenen zusehends problematischer, die angemessen Hilfe zu erhalten, da die Kommunen einem enormen Spardruck unterworfen sind. Deshalb wird ihnen häufig nicht die hilfreichste, sondern die kostengünstigste Unterstützung bewilligt. „De facto entscheidet damit die Haushaltssituation der Kommune über die gewährte Erziehungshilfe“, bemängelt Stadler. „Dabei ist den Fachleuten klar, dass man zum Beispiel kostenintensivere stationäre Hilfen, wie Heimerziehung nicht einfach durch eine preiswertere ambulante sozialpädagogische Familienhilfe, austauschen kann“, erklärt Stadler. Besonders wichtig sei es, eine inhaltliche Debatte über die Gründe des steigenden Bedarfes an Erziehungshilfen zu führen. Stattdessen aber macht Stadler einen gefährlichen Trend aus: „Leistungen werden stark in Frage gestellt und vielfach sogar trotz dringenden Hilfebedarfs reduziert.“ In den Kommunen muss vielerorts mit einer unverantwortlichen Personalknappheit in den Jungendämtern umgegangen werden, die nicht selten  zu einer Überforderung der Mitarbeiter führt. Entscheidungen über Hilfen würden zum Teil nach Aktenlage und nicht nach individuellen Gesprächen mit den Eltern gefällt. Die AWO, deren Mitarbeiter sich Tag für Tag in mehr als 3.500 Einrichtungen um Kinder, Jugendliche, Eltern und Familien bemühen, fordert deshalb, dass die Infrastruktur der Kinder- und Jugendhilfe entsprechend den gesellschaftlichen Herausforderungen, wie Gewalt, Jugendarbeitslosigkeit und Armut der Eltern angemessen zur Verfügung gestellt werden muss. „Hilfen dürfen nicht allein nach Kostengesichtspunkten ausgewählt und angeboten werden. Das Wohl der Kinder muss im Mittelpunkt der Gesellschaft stehen“, betont Stadler.

Quelle: Pressemeldung des AWO Bundesverbandes e.V. vom 19.09.2011
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