Gesundheitswirtschaft: Mit insgesamt 590 000 Arbeitsplätzen die größte Branche in Baden-Württemberg

27.10.2011 | Gesundheitswesen | Nachrichten

Ausgaben für Gesundheit im Land bei über 35 Milliarden Euro

Das Statistische Landesamt veröffentlichte am 21.10.2011 zusammen mit dem Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren die Broschüre »Gesundheitsökonomische Indikatoren für Baden-Württemberg«. Darin wird ein Gesamtüberblick über die Entwicklung der Gesundheitsausgaben und der Beschäftigung im Gesundheitssektor in Baden-Württemberg im Zeitraum von 2000 bis 2009 gegeben. Eine der Stärken der Studie sind nach Angaben der Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Carmina Brenner, die längerfristigen Vergleichsmöglichkeiten. »Hier zeigt sich, dass in Baden-Württemberg die Gesundheitsausgaben seit 2000 nur wenig stärker zugelegt haben als die Wirtschaftsleistung insgesamt.« »Die Untersuchung ist eine wichtige Argumentationshilfe, um das im Vordergrund stehende Kostendenken im Gesundheitswesen zu relativieren«, stellte Gesundheitsministerin Katrin Altpeter fest. Denn der Gesundheitssektor trage auch dazu bei, den Arbeitsmarkt zu stabilisieren und die Beschäftigtenzahlen zu erhöhen. »Die Gesundheitsbranche ist mehr als nur ein Kostenfaktor, sie ist ein Wirtschaftsfaktor ersten Ranges in Baden-Württemberg«, betonte Altpeter. Die Gesundheitsausgaben in Baden-Württemberg beliefen sich 2009 auf über 35 Mrd. Euro. Zu den Gesundheitsausgaben gehören alle Ausgaben, die zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit der Bevölkerung getätigt werden. Die Gesundheitsausgaben waren 2009 um 1 Mrd. Euro oder 3,0 Prozent höher als 2008. Die Zunahme fiel damit geringer aus als im Bundesdurchschnitt (5,2 Prozent). Vor allem bei den gesetzlichen Krankenkassen sind die Ausgaben im Land weniger stark gestiegen als im Bund. Stellt man den Anstieg der Verbraucherpreise in Baden-Württemberg 2009 in Rechnung (+ 0,4 Prozent), dann ergibt sich eine preisbereinigte Zunahme der Gesundheitsausgaben von unter 3 Prozent. Die Gesundheitsausgaben je Einwohner im Land waren 2009 mit 3300 Euro etwas niedriger als der Durchschnittswert für Deutschland (3 400 Euro). Auch bezogen auf die Wirtschaftsleistung liegen die Gesundheitsausgaben in Baden-Württemberg unter dem Bundesdurchschnitt. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen (2009: 341 Mrd. Euro) in Baden-Württemberg beläuft sich auf 10,4 Prozent, für Deutschland beträgt er 11,6 Prozent. Dabei ging im Krisenjahr 2009 die Wirtschaftsleistung in Baden-Württemberg stärker zurück als im Bund. Auch im Vergleich mit anderen Industrieländern steht Baden-Württemberg beim Aufwand für die Gesundheitsversorgung gut da. Insbesondere in den USA (17,4 Prozent), aber auch in Frankreich (11,8 Prozent) muss ein erheblich größerer Teil des gesamtwirtschaftlichen Einkommens für die Gesundheitsversorgung aufgebracht werden. Die Broschüre mit zahlreichen Schaubildern zeigt weiter, dass der Gesundheitssektor eine herausgehobene Bedeutung für die Beschäftigung hat. In Baden-Württemberg belief sich 2009 die Gesamtzahl der Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft auf 590 000, davon rund 80 Prozent im Bereich der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung. Bezogen auf die gesamtwirtschaftliche Erwerbstätigenzahl (5,6 Mill. Personen) ist näherungsweise fast jedes 9. Beschäftigungsverhältnis im Land in der Gesundheitswirtschaft angesiedelt. Allerdings reicht dieser Wert nicht ganz an den Bundesdurchschnitt heran, wo bereits beinahe jeder 8. Arbeitsplatz dem Gesundheitssektor zugerechnet werden kann. Betrachtet man lediglich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, dann liegt der Anteil der Gesundheitswirtschaft bei 11,9 Prozent (464 000 Beschäftigte). Damit ist die Gesundheitswirtschaft die größte Branche im Land – deutlich vor dem Maschinenbau mit einem Anteil von 6,6 Prozent (255 000 Beschäftigte) sowie dem Einzelhandel (ohne Apotheken und gesundheitsbezogenen Einzelhandel) mit 6,3 Prozent (244 000 Beschäftigte). Anders als bei den meisten Industriebranchen ist zudem die räumliche Ballung der Arbeitsplätze vergleichsweise gering. In fast zwei Drittel der Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg ist der Gesundheitssektor wie auch im Land bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung anteilsmäßig die größte Branche. Allerdings ist der Umfang der gesundheitsbezogenen Beschäftigung in den Kreisen sehr unterschiedlich. Spitzenreiter ist die Stadt Stuttgart mit knapp 28 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, am unteren Ende der Skala steht der Hohenlohekreis mit lediglich 2 700 Beschäftigten. Im Jahr 2009 wurden fast 12 000 Beschäftigungsverhältnisse mehr im baden-württembergischen Gesundheitssektor gezählt als 2008. Das war ein Plus von 2 Poznet. Die Gesamtzahl der Erwerbstätigen in Baden-Württemberg ist im gleichen Zeitraum dagegen um fast 1 Poznet gesunken. Die hohe Beschäftigungsdynamik der Gesundheitswirtschaft zeigt sich besonders im längerfristigen Vergleich: Gegenüber dem Jahr 2000 hat die Zahl der gesundheitsbezogenen Stellen um 58 000 (10,9 Prozent) zugenommen. Dabei sind rund 28 000 neue Arbeitsplätze in der stationären Versorgung, 23 000 im ambulanten Bereich und 3 000 in den Vorleistungsindustrien (einschließlich gesundheitsbezogener Großhandel) entstanden. Bei Rettungsdiensten, Gesundheitsämtern, Forschungseinrichtungen, Ausbildungsstätten und in privaten Haushalten ist die Zahl der gesundheitsbezogenen Stellen um 7 000 gestiegen. Lediglich bei den Kranken- und Pflegeversicherungen sowie bei den Standesorganisationen – also den Einrichtungen, die in der Kategorie »Verwaltung« zusammengefasst werden – ist die Zahl der Arbeitsplätze um 3 000 gegenüber dem Jahr 2000 gesunken.

Quelle: Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg vom 21.10.2011
http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de