GEW: „Deutschland kommt im Bildungswesen nicht voran“
Bildungsgewerkschaft zur OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2011“
Frankfurt a.M. - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält deutlich größere politische Anstrengungen für notwendig, um das Ziel eines gerechten und leistungsfähigen Bildungswesens zu erreichen. Der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne erklärte: „PISA-Schock und Reformdebatte zum Trotz: Deutschland liegt in vielen Bereichen der Bildung auf einem der hinteren Plätze. Das gilt besonders für Hochqualifizierte, ganz gleich, ob sie ein Studium, eine Fachschul- oder eine Berufsausbildung mit anschließendem Meister absolviert haben. Hier gehörte Deutschland vor 50 Jahren noch zu den führenden Staaten. Kernursachen sind die chronische Unterfinanzierung des Bildungswesens und ein System, das mehr Menschen aussortiert als integriert. Die Bildungsausgaben liegen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) weiterhin deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. Die politische Zielmarke von sieben Prozent im Jahr 2015 – Stichwort „Bildungsrepublik“ - wird weiter verfehlt. Herkunft und soziale Schranken sind immer noch bestimmend.“ „Es ist skandalös und schwächt die Innovationsfähigkeit Deutschlands, wenn nicht mehr junge Menschen als bisher bis in die höchsten Qualifikationsstufen geführt werden können“, sagte Thöne. „Die Grundlagen hierfür werden in der frühkindlichen Bildung gelegt. Aber beim Ausbau von Krippen und Kitas hapert es ebenso, wie bei der Umsetzung eines inklusiven Schulwesens, das alle Kinder bestmöglich fördert. Bund und Länder feiern jede kleine Verbesserung als Riesenerfolg. Tatsache ist aber, dass Deutschland im Primar- und Sekundarbereich nur hintere Plätze belegt. Der Mangel an Hochqualifizierten findet hier seine Ursachen“, so Thöne. Auch die soziale Öffnung der Hochschulen komme nicht voran, die finanzielle Ausstattung sei mangelhaft und es gebe zu wenig Studienplätze. „Ein Studium ist nicht attraktiv, weil die Zugangshürden hoch sind und die soziale Absicherung schlecht ist“, sagte Thöne. Deutschland habe OECD-weit den geringsten Zuwachs an Hochschulabsolventen. „Schlechte Studienbedingungen, mangelnde Beratung und die finanzielle Lage der Studierenden führen zu einer hohen Abbrecherquote“, betonte der GEW-Vorsitzende. Thöne erklärte weiter: „Eine solide finanzielle Ausstattung und den Abbau sozialer Hemmnisse brauchen wir für den gesamten Bildungsbereich. Bildung ist weit mehr, als für den Beruf fit zu machen. Sie eröffnet Menschen Perspektiven und ist der Schlüssel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Kreative und inklusive Bildung fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das belegt die OECD eindrucksvoll. Wer sich über mangelnde Wahlbeteilung beklagt, sollte nicht an der Bildung sparen. Umso erstaunlicher ist, dass wir in den Ländern mit neuen Rotstiftorgien konfrontiert sind. Auch die Bundesregierung tut zu wenig: Zwölf Milliarden Euro mehr will die Bildungsministerin bis 2015 ausgeben. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, der wirkungslos verpufft, weil die Mittel weiterhin fehlgesteuert in Modellprojekten für die Eliten, wie dem gescheiterten Deutschlandstipendium, landen. Gute Bildung für alle können wir nur erreichen, wenn die Bildungsfinanzierung vom Kopf auf die Füße gestellt wird.“Quelle: Pressemitteilung der GEW vom 13.09.2011
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