Hamburg bildet 20 Prozent mehr Altenpflegekräfte aus

12.07.2011 | Altenhilfe | Nachrichten

Gesundheitsbehörde, Pflegeverbände, Arbeitsagentur, Jobcenter und Hamburger Institut für Berufliche Bildung vereinbaren Steigerung der Ausbildungsplätze und Umschulung von Arbeitslosen

Gute Pflege benötigt qualifizierte Pflegekräfte. Der Beruf Altenpflege bietet eine vielseitige und sichere Berufsperspektive für junge Menschen, aber auch für Erwachsene, die zum Beispiel aus der Arbeitslosigkeit heraus eine neue Herausforderung suchen. Derzeit kann der Fachkräftebedarf der Hamburger Pflegeeinrichtungen nicht vollständig am Arbeitsmarkt gedeckt werden. Rund 200 offenen Stellen für Pflegefachkräfte in der Altenpflege stehen nur rund 80 Arbeitssuchende gegenüber. Zur nachhaltigen Sicherung des Fachkräfteangebotes hat die Gesundheitsbehörde deshalb mit der Hamburgischen Pflegegesellschaft (HPG), dem Dachverband der Pflegeverbände in Hamburg, der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter team.arbeit.hamburg und dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung eine Steigerung der Erstausbildung um fast 20 Prozent und die Umschulung von Arbeitslosen zu Pflegekräften vereinbart. „Wir brauchen dringend mehr Fachkräfte für unsere Pflegeheime“, so Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. „Ich freue mich, dass es gelungen ist mit allen Beteiligten schnell entscheidende Weichen zu stellen und einen wichtigen Punkt des Arbeitsprogramms des Senates umzusetzen. Wer eine menschliche, vielfältige und sichere Berufsperspektive sucht, bekommt in der Hamburger Altenpflege ein passendes Angebot.“ Die Pflegeeinrichtungen werden, beginnend mit dem Ausbildungsjahr 2011/2012, die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die eine Altenpflegeausbildung beginnen, um mindestens 60 auf 370 steigern. Das Hamburger Institut für berufliche Bildung stellt die entsprechenden Schulplätze zur Verfügung. Außerdem stellen die Vereinbarungspartner gemeinsam sicher, dass jährlich mindestens 50 Arbeitslose eine Umschulung zur Altenpflegefachkraft erhalten können. Die Freie und Hansestadt Hamburg übernimmt die dazu erforderliche Finanzierung des dritten Maßnahmenjahres. Ohne diese Finanzierung wären in Hamburg diese Umschulungsplätze entfallen und jährlich 50 Fachkräfte weniger ausgebildet worden. Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung in der Agentur für Arbeit Hamburg: „Umschulungen, die Arbeitslosen praktisch eine Jobgarantie zusichern, sind für alle Beteiligten ein Gewinn. Denn die Finanzierung des dritten Ausbildungsjahres durch die Stadt schafft Handlungssicherheit und wird den Fachkräftebedarf insgesamt entschärfen. Unabhängig hiervon gilt es, die Attraktivität einer anspruchsvollen und  sehr wichtigen Beschäftigung bei den Jugendlichen herauszustellen, um über die klassische Berufsausbildung für mehr qualifizierten Nachwuchs zu sorgen.“ Thomas Bösenberg, Geschäftsführer von team.arbeit.hamburg: „Wir unterstützen den Senat bei dieser konzertierten Aktion, denn die aktuellen Herausforderungen des Hamburger Arbeitsmarkts erfordern innovativen Ideen. Motivierte Langzeitarbeitslose erhalten dadurch eine Chance in eine qualifizierte Ausbildung einzumünden, die ihnen den Zugang zu einem sicheren und zukunftsträchtigen Arbeitsmarkt verschafft. Das ist ein vielversprechender Ansatz.“ Die Agenturen für Arbeit finanzieren Arbeitslosen zweijährige Umschulungsmaßnahmen. Die Umschulung zur Altenpflegefachkraft kann aufgrund der bundesrechtlichen Vorgaben im Interesse der Pflegequalität aber nicht verkürzt werden, sondern dauert wie die Erstausbildung drei Jahre. Der Beginn einer solchen Maßnahme setzt seit dem 1. Januar 2011 voraus, dass die Finanzierung des dritten Jahres durch das Land gesichert ist, damit die ersten beiden Jahre von der Agentur für Arbeit oder vom Jobcenter team.arbeit.hamburg finanziert werden können. Neu an den vereinbarten Maßnahmen ist, dass die Pflegeeinrichtungen in der HPG feste Ausbildungsplätze anbieten und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im dritten Umschulungsjahr eine Ausbildungsvergütung von rd. 1.000 Euro monatlich zahlen. Die Pflegeeinrichtungen können in diesem Jahr die Umschulungsteilnehmer intensiv ausbilden und kennenlernen, ihnen ein attraktives Übernahmeangebot machen und ihre Fachkraftsituation verbessern. „Wir freuen uns, dass wir neben dem Bereich der Nachqualifizierung auch in der Umschulung die Altenpflege jetzt stärker platziert haben“, so Jens Stappenbeck, Geschäftsführer der HPG. „Die Einrichtungen der in der HPG organisierten Verbände haben bereits in der Erstausbildung das Angebot an Ausbildungsplätzen deutlich erhöht. Um auch in Zukunft eine qualitativ gute Pflege anbieten zu können, bieten wir eine solide Qualifizierung in einem Beruf mit guten Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zum Hochschulstudium. Außerdem sind die Arbeitsplätze in unserer Branche sicher.“ In Hamburg wird der theoretische Teil der Altenpflegeausbildung von berufsbildenden Schulen durchgeführt. Die Zahl der Schulplätze an der staatlichen Berufsschule für Gesundheitspflege oder den als Ersatzschulen in freier Trägerschaft geführten Altenpflegeschulen wird dabei an den Bedarf der Branche angepasst. „Die berufsbildenden Schulen sind darauf vorbereitet, zum 1. August 2011 Umschülerinnen und Umschüler in der erforderlichen Anzahl aufzunehmen und in enger Kooperation mit den Bildungsträgern zu Altenpflegefachkräften zu qualifizieren“, so Rainer Schulz, Geschäftsführer des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung.

Hintergrund

In Hamburg gibt es 45.997 Pflegebedürftige. Von ihnen nehmen 28.137 die Hilfe von Pflegediensten oder Pflegeheimen in Anspruch. Ihnen gegenüber stehen in den Pflegeeinrichtungen 8.558 Pflegefachkräfte und 1.825 ausgebildete Pflegehelfer (Stand: Pflegestatistik vom 15.12.2009).Nach Prognosen wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2020 um 13% auf über 50.000 steigen. Rechnet man die derzeit offenen Stellen noch hinzu, wächst der Bedarf an Pflegekräften allein auf Grund zunehmender Pflegebedürftigkeit bis 2020 um ca. 1.350 auf rund 9.900.Im Jahr 2010 haben 310 Schüler eine Altenpflegeausbildung in Pflegeheimen und zusätzlich 27 im Rahmen eines von der Stadt geförderten Sonderprogrammes in ambulanten Pflegediensten begonnen. Bei Pflegeheimen wird die Ausbildungsvergütung im Pflegesatz des Heimes zusätzlich berücksichtigt. Da rund ein Drittel aller Heimbewohner auf Sozialhilfe zur Pflege angewiesen sind, muss die Stadt Hamburg allein für die Ausbildungsvergütung des neuen Jahrgangs über 1,3 Millionen Euro im Jahr aufbringen. Hinzu kommen die Schulkosten von rund 1,2 Millionen Euro. Für das jetzt zu finanzierende dritte Jahr der Altenpflegeumschulung bringt die Stadt Hamburg zusätzlich rund 600 Tausend Euro jährlich auf.

Quelle: Pressemitteilung der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz vom 28.06.2011
http://www.hamburg.de/bgv/