Junge Menschen nur mit halber Kraft stärken?
Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit kritisiert die stark reduzierte Finanzierung der Programme von „JUGEND STÄRKEN“
Berlin - Die im Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit zusammengeschlossenen sieben bundeszentralen Organisationen zeigen sichangesichts der am 11.03.2011 veröffentlichten neuen Förderleitfäden für die Programme „Kompetenzagenturen“ und „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ sehr besorgt über die Zukunft der Initiative „JUGEND STÄRKEN“. „Wenn die
Förderung für alle 400 Standorte nun ausläuft und ab Sommer nur noch halb
so viele Fördermittel seitens des Bundes zur Verfügung stehen, werden notwendige Angebote für junge Menschen in vielen Kommunen ersatzlos wegfallen“, kritisiert Walter Würfel, Sprecher des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit. Die Initiative „JUGEND STÄRKEN“ fördert derzeit noch ein Netzwerk von abgestimmten Strukturen der Jugendsozialarbeit an über 1.000 Standorten bundesweit. Allein in den Programmen „Kompetenzagenturen“ und „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ wurden im vergangenen Förderjahr rund
40.000 junge Menschen unterstützt und begleitet, deren Schulabschluss gefährdet ist oder die den Übergang in den Beruf nicht alleine bewältigen können. Für beide Programme läuft die Förderung nun aus. Eine neue Bewerbung der Träger für eine Förderung bis 2013 ist zwar möglich, jedoch steht nur noch die Hälfte der bisherigen Fördersumme durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) zur Verfügung. „Die Kommunen sind schon jetzt bei der Finanzierung der Projekte beteiligt. Sie sind aber in der Regel gar nicht in der Lage, die Förderung nun alleine zu übernehmen – zumal noch so kurzfristig“, erläutert Würfel. „Die Konsequenz daraus wäre: Es werden maximal 200 der bislang 400 Standorte bis 2013 gefördert – und nur noch halb so viele Jugendliche erreicht.“ Der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit fordert deshalb die Bundesregierung auf, die geplanten Einschränkungen bei der Förderung zurückzunehmen, so dass die beiden Programme weiterhin in vollem Umfang fortgesetzt werden können. „Damit junge Menschen trotz Benachteiligung erst die Schule und dann eine Ausbildung bewältigen, sind Bund, Land und Kommune sowie freie Träger und Wirtschaft gleichermaßen gefragt“, erklärt Würfel. „Die 400 Projektstandorte brauchen deshalb auch weiterhin eine umfassende Unterstützung. Ohne die Förderung des Bundes und der Länder werden viele Standorte ihre Arbeit einstellen müssen.“
Hintergrund
„Schulverweigerung – Die 2. Chance“ und „Kompetenzagenturen“ Kinder und Jugendliche, die nicht mehr oder nur unregelmäßig zur Schule gehen, bleiben häufig ohne Schulabschluss und somit chancenlos, wenn es um den Einstieg in ein selbst bestimmtes Leben mit Erwerbsarbeit geht. Das Programm „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ bietet jungen Menschen in dieser Situation erfolgreich Hilfe und Unterstützung, indem sie wieder in den Schulalltag integriert werden und ihnen so auch der Beginn einer Ausbildung ermöglicht wird. Das Programm dient ebenfalls in hervorragender Weise dazu, die verschiedenen Akteure vor Ort für das Thema Schulverweigerung nachhaltig zu sensibilisieren, zu qualifizieren und zu vernetzen. Das Programm „Kompetenzagenturen“ arbeitet bereits seit 2002 erfolgreich für besonders benachteiligte Jugendliche am Übergang Schule‐Beruf. Mit hoher Motivation und Professionalität werden junge Menschen, die von Ausgrenzung bedroht sind, durch das komplexe Übergangssystem „gelotst“, um soziale und berufliche Integration zu erreichen. Das Programm ist dabei in der inhaltlichen und konzeptionellen Ausgestaltung einzigartig, denn es fördert vorwiegend junge Menschen, die von anderen Angeboten gar nicht erreicht werden. Beide Programme können zudem durch die ausführliche Dokumentation ihrer pädagogischen Arbeit mit Hilfe eines elektronischen Fallaktensystems ihre erfolgreiche Arbeit gut nachweisen und fortlaufend evaluieren.Quelle: Pressemitteilung des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit vom 11.03.2011
http://www.jugendsozialarbeit.de