Pflegeausbildung nur noch für Abiturienten?
EU-Planung wendet sich gegen deutsche Gesetzgebung: Zugang zur Pflegeausbildung erst nach zwölf Schuljahren
Die Europäische Kommission arbeitet derzeit intensiv an der Neuauflage der europäischen Berufsanerkennungsrichtlinie 2005/36/EG, die beispielsweise auch die Zugangsvoraussetzungen für den Krankenpflegeberuf umfasst und mit der eine folgenschwere Änderung droht: Betrieben wird eine Heraufsetzung der Zugangsvoraussetzungen für die Krankenpflegeausbildung von zehn auf zwölf Schuljahre! In dessen Folge befürchtet der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) auch eine Übertragung auf die Altenpflege. Dazu Bernd Meurer, Präsident des bpa: „Das würde bedeuten, dass hierzulande nur noch Abiturienten eine Ausbildung in der Pflege beginnen könnten. Geeignete Real- und Hauptschulabsolventen wären erst mal außen vor. Das wäre ein fataler Rückschritt! Erst vor wenigen Jahren konnten wir in Deutschland die Öffnung der Altenpflegeausbildung als großen politischen Erfolg erreichen. Eine europäische Kehrtwende wäre, gerade in Zeiten eines dramatischen Fachkräftemangels, das grundlegend falsche Signal.“ Der bpa begrüßt, dass Deutschland sich gegen eine Erhöhung der Zugangsvoraussetzungen ausspricht, wie das Bundesgesundheitsministerium jüngst dem Gesundheitsausschuss des Bundestages mitgeteilt hat. Auch die Gesundheitsminister der Länder lehnen das Vorhaben der EU-Kommission ab. Laut Beschluss der letzten Gesundheitsministerkonferenz der Länder soll sich das Bundesgesundheitsministerium „auf EU-Ebene weiterhin dafür einsetzen, dass bei der Änderung der Berufsanerkennungsrichtlinie (…) aufgrund des Fachkräftemangels die Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung im Bereich der Krankenpflege bei 10 Schuljahren belassen oder zumindest für die spezifische deutsche Ausbildung eine Sonderregelung geschaffen wird“. Der bpa hatte sich bereits auf nationaler Ebene erfolgreich dafür eingesetzt, den Ausbildungszugang für junge Menschen nicht nur im Bereich der Krankenpflege, sondern insbesondere auch im Bereich der Altenpflege weiter zu öffnen. Schließlich haben Pflegeeinrichtungen nicht erst seit heute ein großes personelles Problem, das sich angesichts der demographischen Entwicklung weiter verstärkt: den Mangel an Fachkräften. Bernd Meurer: „Wir können es uns daher nicht leisten, auf junge, motivierte Menschen zu verzichten, die mit ernsthaftem Interesse an diesen Zukunftsberuf herangehen. Eine erfolgreich abgeschlossene zehnjährige allgemeine Schulbildung muss daher als Voraussetzung für die Krankenpflegeausbildung und ebenso für die Altenpflegeausbildung gesetzlich garantiert bleiben – in Deutschland und in Europa.“Quelle: Pressemitteilung des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) vom 18.08.2011