Rehabilitation unter Qualitäts- und Kostendruck
REDIA-Studie zeigt Konsequenzen für Patienten und Versorgungsstrukturen
Münster (ots) - Die Krankenhäuser haben auf die Einführung des Fallpauschalen-Entgeltsystems erwartungsgemäß reagiert: Durchführung minimalinvasiver Operationen, Einsatz von Zeit sparenden Medikalprodukten, Verkürzung der Akutverweildauer z.B. bei Hüftpatienten von 17,33 (in 2003) auf 12,54 Tage (in 2010); alles mit dem Ziel, die Kosten je Patient zu senken. Als Konsequenz stieg die Zahl der Patienten, die bei Aufnahme in die Reha vermehrt unter Komplikationen litten sowie einen deutlich verschlechterten Gesundheits- und Mobilitätszustand aufwiesen. Seit 2003 - also vor Einführung des Fallpauschalensystems - stieg der Anteil von Hüftpatienten, die wegen Schmerzen und geklammerten Wundnähten in der ersten Woche nicht an der Physiotherapie teilnehmen konnten, von 5,6 % auf 39,4 %. Dies stellt die aktuell veröffentlichte REDIA-Studie über die Auswirkungen der Einführung von Fallpauschalen-Entgelten für Krankenhäuser auf Kosten und Qualitätsanforderungen in der Rehabilitation fest. Deutlich nahm auch der Medikationsaufwand in der Reha zu: die Verabreichung von Herz entlastenden Nitraten wuchs von 1,2 % (2003) auf 33,3 % (2010) und die Gabe von Schmerzpräparaten zog von 4% auf 32 % an. Die Einnahme von Blutverdünnern entwickelte sich gar von 3,1 % (2003) auf 57,4 % (2010) bei kardiologischen Patienten. Der Leiter der REDIA-Studie, Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff vom Centrum für Krankenhaus-Management, Universität Münster, führt diese Entwicklung auf mehrere Ursachen zurück: Zeitsparende Operationstechniken ermöglichen eine kurze Liegezeit im Krankenhaus, machen aber aufwändige Wundversorgung und Schmerztherapien in der Rehabilitation nötig. Außerdem stieg das Durchschnittsalter der Patienten im Untersuchungszeitraum um vier Jahre an und die Zahl von Begleiterkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck nahm zu. Medizin-Ökonom von Eiff bemängelt die Qualität des Verlegungsmanagements, was zu einer Verlängerung der Übergangszeit zwischen Entlassung aus dem Krankenhaus und der Aufnahme in der Reha-Klinik führt. Diese häusliche Übergangszeit ist mit therapeutisch und ökonomisch relevanten Risiken verbunden: Häufig wird die Thromboseprophylaxe unterbrochen und die Wundversorgung erfolgt nicht fachgerecht; in 2003 waren 1,8% der kardiologischen Patienten von Komplikationen wie Pleuraerguß und Wundheilungsstörungen während der Übergangszeit betroffen, in 2010 dagegen 18%.Quelle: Pressemitteilung vom 13.04.2011, veröffentlicht unter http://www.presseportal.de/pm/79730/2025709/medical_data_institute_gmbh