Rheinland-Pfalz setzt auf Sprachförderung von Anfang an
„Die Sprachförderung von Kindern ist am effektivsten bei einem möglichst langen Besuch des Kindergartens. Sie wird in den Kindertagesstätten als zentrale und dauerhafte Aufgabe während der gesamten Kindergartenzeit verstanden und richtet sich somit an alle Kinder. Vor dem Übergang in die Schule wird die Sprachförderung für Kinder mit einem erkannten Förderbedarf nochmals gezielt intensiviert und in der Schule bei Bedarf fortgeführt.“ So beschrieb Bildungs- und Jugendministerin Doris Ahnen bei einem Besuch der Kindertagesstätte Neustadtzentrum in Mainz heute die Grundkonzeption der Sprachförderung in Rheinland-Pfalz. Die altersspezifisch ausgerichteten Förderangebote würden dabei in den verschiedenen Bildungseinrichtungen stetig bedarfsgerecht erweitert. Sprachförderung in Kindertagesstätten ist hierzulande besonders wirkungsvoll, weil Rheinland-Pfalz bei den Besuchsquoten der Kindertagesstätten in allen Jahrgangsstufen in der absoluten Spitzengruppe aller Bundesländer liegt. Der neueste „Bertelsmann-Länderreport zur frühkindlichen Bildung“ weist aus, dass fast 97 Prozent aller Drei- bis Sechsjährigen in Rheinland-Pfalz eine Kindertagesstätte besuchen – bei einem Bundesdurchschnittswert von 92,5 Prozent. Der Anteil der Drei- bis Sechsjährigen mit Migrationshintergrund, die eine Kindertagesstätte besuchen, ist in Rheinland-Pfalz mit knapp 92 Prozent so hoch wie in kaum einem anderen Bundesland und liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 83,6 Prozent.Die zentralen Fakten zur Sprachförderung in Rheinland-Pfalz im Überblick:
Sprachförderung gehört zu den Kernaufgaben aller Kindertagesstätten und wird seit 2004 auf der Basis der Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in allen Altersstufen immer weiter intensiviert. Mit dem Start des Landesprogramms „Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an“ im Jahr 2005 wurde die spezielle Sprachförderung stark ausgebaut. Die zusätzlichen Sprachförderangebote zum Ende der Kindergartenzeit, die als Basiskurse jeweils 100 Stunden oder als Intensivkurse jeweils 200 Stunden umfassen, werden jährlich mit sechs Millionen Euro aus dem Teilprogramm „Sprachförderung und Schulvorbereitung“ vom Land unterstützt. Im Jahresschnitt nehmen aktuell rund 18.000 Kinder aus den beiden letzten Kindergartenjahren an den insgesamt fast 2.400 zusätzlichen Sprachfördermaßnahmen landesweit teil, die in mehr als zwei Dritteln der landesweit rund 2.500 Kindertagesstätten angeboten werden. Mittlerweile haben fast 10.000 Erzieherinnen und Erzieher an vom Land geförderten Fortbildungen im Bereich Sprachförderung teilgenommen und setzen ihre neu gewonnenen Kompetenzen im Kindergartenalltag ein. Mehr als 1.000 Fachkräfte sind darüber hinaus für die Durchführung der speziellen zusätzlichen Sprachförderangebote in den letzten beiden Kindergartenjahren als Sprachförderkräfte qualifiziert worden. Alle Kindertagesstätten, die hohe Integrationsleistungen erbringen, erhalten seit jeher zudem erhöhte Personalzuweisungen. Seit Jahren stehen allen Kindertagesstätten für die Feststellung von Sprachförderbedarf entsprechende Verfahren zur Verfügung. Die vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) entwickelten Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren für Kinder mit Migrationshintergrund und für Kinder aus deutschsprachigen Familien (SISMIK und SELDAK) haben alle Kindertagesstätten schon in den Jahren 2005 und 2006 kostenlos erhalten. Außerdem wurde allen Kindertagesstätten das Verfahren zur Feststellung des Sprachförderbedarfs bei der Schulanmeldung zur Verfügung gestellt. Bei Kindern, die Kindertagesstätten besuchen, wird die sprachliche Entwicklung kontinuierlich – auch mit Hilfe von standardisierten Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren – erfasst und die Förderung über die ganze Kindergartenzeit hinweg darauf abgestimmt. Für schulpflichtige Kinder, die keinen Kindergarten besuchen, ist eine Sprachstandsüberprüfung bei der Schulanmeldung, also ein Jahr vor der Einschulung, gesetzlich vorgeschrieben. Wird dabei ein Sprachförderbedarf festgestellt, wird der Besuch einer Kindertagesstätte empfohlen und die Teilnahme an einer dort durchgeführten speziellen Sprachfördermaßnahme (Basis- oder Intensivkurs) angeordnet. Seit dem Kindergartenjahr 2009/2010 werden zudem die zusätzlichen Sprachfördermaßnahmen des Landesprogramms durch die Universität Koblenz/Landau wissenschaftlich begleitet. Ziel der Evaluationsstudie „Was wirkt wie?“ ist es herauszufinden, unter welchen Bedingungen Sprachförderung im Kindergarten am Besten gelingt. Mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse wird im Frühjahr 2011 gerechnet. Erste Zwischenergebnisse bescheinigen den Erzieherinnen und Erziehern eine hohe Diagnosefähigkeit bei der Feststellung des Sprachförderbedarfs. Kindertagesstätten und Grundschulen kooperieren gerade im Bereich der Sprachförderung sehr eng. Um die vor der Einschulung bereits erfolgte Sprachförderung im Bedarfsfall weiter zu vertiefen, erhalten Grundschulen mit hohem Bedarf im Bereich der Sprachförderung zusätzliche Lehrerwochenstunden zugewiesen. Im vergangenen Schuljahr wurden dafür rund 3.200 Wochenstunden zugewiesen, das entspricht fast 130 Vollzeitstellen. Weiterführenden Schulen wurden auf demselben Weg übrigens knapp 3.100 Lehrerwochenstunden zugewiesen. Zudem fördert das Land in den ersten beiden Grundschuljahren zusätzliche Angebote für die Hausaufgabenhilfe und Sprachförderung. Zuletzt waren dies landesweit 281 Gruppen. Ein Netz von 21 Beraterinnen und Beratern für Sprachförderung unterstützt die Grundschulen. Feriendeutschkurse in den Volkshochschulen flankieren all diese Maßnahmen. Im vergangenen Jahr förderte das Land mehr als 40 Kurse für Kleingruppen landesweit.Quelle: Pressemitteilung des Rheinland-Pfälzischen Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur vom 12.01.2011
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